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Von alten Münzen, Maßen und Gewichten
(wie sie im Herzogtum Sachsen-Altenburg verwendet wurden)
Erst seit 1871 gibt es in Deutschland einheitliches Geld, gleiche Maße und Gewichte. Vordem herrschte in diesen Dingen ein wirres Durcheinander.
a) Münzwesen
Vom 14. bis zum 15. Jahrhundert rechnete man in unserer Heimat nach Schockgroschen. Es gab das Altschock (aßo) mit 60 alten Groschen und das Neuschock (nßo) mit 60 neuen Groschen. 60 alte Groschen hatten denselben Wert wie 20 neue Groschen, oder 1 neuer Groschen war gleich 3 alten. …
Neben den Schockgroschen lief die Guldenwährung. Ursprünglich war der Gulden ein Goldstück. Er wurde zuerst 1252 in Florenz geprägt, hatte auf seiner Vorderseite das Bild Johannes des Täufers und auf seiner Rückseite eine Lilie mit der Umschrift „Flores“. Daher kommt der Name Floren, abgekürzt fl. Später prägte man die Gulden aus Silber. Als rechnerische Einheit galt in unserer Heimat der Meißnische Gulden (Mfl.). 1 Gulden hatte 21 Groschen, 1 Groschen 12 Pfennige, 1 Pfennig 2 Heller und 1 Heller 2 Scherf. „Auf Heller und Pfennig“ bezahlen und „sein Scherflein beitragen” erinnern noch in unserem Sprachgebrauch an jene Währung. …
Gleichzeitig mit dem Gulden tritt als Geldstück der Taler auf, der zuerst in Joachimstal geprägt wurde und daher Joachimstaler oder kurz Taler genannt wurde. 1566 übernahm ihn das Reich als Zahlungsmittel. Ein Reichstaler (Rthlr.) galt 24 gute Groschen, der Groschen 12 Pfennige. Neben dem Reichstaler waren noch andere Taler im Umlauf, z. B. der Dicktaler, der 27. gr. galt oder seit 1750 der preußische Taler, der bis Ende 1871 die Münzeinheit in Norddeutschland war. …
Die Taler (= 3 Mark) waren noch bis Oktober 1907 im Umlauf. Erst seit 1908 führten die Dreimarkstücke nicht mehr die Bezeichnung Taler.
b) Flächenmaße
Das Maß für die Größe des bäuerlichen Grundbesitzes war die Hufe. Man bezeichnete damit das Ackerlos, das von einer Familie mit einem Pfluge und Gespann bestellt wurde. Die Größe der Hufen war sehr verschieden. Für unseren Kreis kommen wohl in der Hauptsache 2 Größen in Frage, die Hufe mit rund 12 Altenburger Ackern ≈ 8 ha, für die ein Fronpferd zu stellen war, und die doppelt so große Thüringer Hufe mit 24 Ackern = 16 ha.
Später wurden als Flächenmaße der Acker und die □Rute (= Quadrat-Rute) verwendet.
1 Altenburger Acker = 200 □Rth. = 0,6416 ha (= 6416 m2; 1 ha = 1,559 Acker).
1 □Rute = 100 □Ellen = 0,3208 a (= 32 m2).
c) Längenmaße
Die Längen wurden vor Einführung des Meters nach Meile, Rute, Elle, Fuß, Zoll und Linie gemessen.
1 Meile = 7500 m (= 13242 Ellen; Anm. J. Krause: ab 1840 - 1 sächsische Postmeile = 7500 m; bis 1840 - 1 Sächsische Postmeile = 9062 Meter)
1 Rute = 10 Ellen = 5,66 m.
Die Altenburger Elle war 0,566 m, der Fuß 0,283 m, der Zoll 2,36 cm und die Linie 1,97 mm lang.
Die Größe der Elle war in den verschiedenen deutschen Ländern und Städten sehr unterschiedlich, so war die Frankfurter Elle 0,6992 m lang, die Leipziger Elle 0,6856 m, während die Dresdener Elle nur 0,5664 m lang war.
d) Brennholz
Das Brennholz wurde nach Klaftern gemessen. Sie waren durchgängig 3 Ellen hoch, 3 Ellen breit, und nach der Scheitlänge, die entweder 1 ½ Elle oder 2 Ellen betrug, bezeichnete man sie als 6/4-ellige = 2,453 m3 oder als 8/4-ellige Klafter = 3,270 m3.
e) Hohlmaße
Sehr mannigfaltig waren auch die Hohlmaße. Im ehemaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg gab es 3 verschiedene Kannenmaße. In unserem Kreis wurde mit der Altenburger Kanne = 1,15 Liter (Anm. J. Krause: nach anderen Angaben auch mit 1,123 l gerechnet) und der Ronneburger Kanne = 0,86 l gemessen. 60 Altenburger Kannen ergaben einen Altenburger Eimer = 0,6870 hl = 68,7 l.
½ Kanne bezeichnete man als Nösel.
8 Liter (genau 8,02 l) = 7 Kannen
f) Getreidemaße
Als Getreidemaß wurden 6 verschiedene Scheffel im ehemaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg verwendet. Der Altenburger Scheffel fasste 146,564 Liter (Anm. J. Krause: nach anderen Angaben 140,6 l), der Ronneburger Scheffel 114,503 l, der Eisenberger Scheffel 218,701 l, der Rödaer Scheffel 185,495 l, der Kahlaer Scheffel 153,434 l und der Orlamündaer Scheffel 132,824 l.
Der Altenburger Scheffel war in 4 Sippmaß = 14 Maß geteilt. Ein Sippmaß fasste 36,6 l, 1 Maß 10,5 l.
Die übrigen Scheffel im Herzogtum wurden in 4 Viertel = 16 Maß geteilt. …
g) Gewichte
Zentner, Pfund und Lot waren die in unserer Heimat gebräuchlichen Gewichte. Der Zentner = 50 kg, hatte 100 Pfund, das Pfund = 500 g hatte 30 Lot. 1 Lot waren 16 2/3 g (Anm. J. Krause: genauer gemeint ist hier 1 Neuloth; vorher galt das alte Loth, wobei 1 Pfund in 50 Loth unterteilt wurde).
Im Jahre 1858 wurde auf dem Gebiete des Gewichtswesens durch die Einführung des Zollpfundes = ½ kg eine Einheit geschaffen, während vorher auch auf diesem Gebiete größere Unterschiede vorhanden waren. So hatte z. B. der Leipziger Zentner nicht 100 Pfund, sondern 110 Pfund (Anm. J. Krause: 1 Centner Leipziger Handels- oder Kramergewicht = 110 Pfund = 5 Steine).
Weniger im Verkehr waren die Kleingewichte Quent = 1 2/3 g, Zent = 1/6 g und Korn = 1/60 g. …
h) Zählmaße
1 Schock = 60 Stück
1 Mandel = 15 Stück
1 Dutzend = 12 Stück
(aus: Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Schmölln, Ein historischer Überblick, Pädagogisches Kreiskabinett Schmölln (Bezirk Leipzig), 1957, S. 50-52, von Fritz Neef; einige Ergänzungen von Joachim Krause eingefügt, kursiv kenntlich gemacht)