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Tagebuch-Notizen zur Tansania-Reise
10.-31.10.2008

 

(in schwarzer Schrift: „offizielle“ Tagebucheinträge im Online-Tagebuch der Gruppe; die „amtliche“ Fassung mit evtl. später eingegangenen weiteren Beiträgen s.u. www.kirche-mv.de
rote Schrift: ergänzende Notizen von Joachim Krause)

 

 

Online-Tagebuch einer Multiplikatoren-Reise nach Tansania

„Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit“

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

10.10.2008: Vorbereitungen und Abreise

Mimi na itwa Martina. - Ich heiße Martina. Wewe unaitwa nani? Andreas - und wie heißt Du? Andreas. Mimi na itwa Andreas… Spielerisch sagen wir uns gegenseitig auf Kisuaheli wie wir heißen und fragen den anderen nach seinem Namen. An einem reich gedeckten Tisch mit belegten Brötchen, Tee und Kaffee sitzen wir zu fünft im Pfarrhaus in Gützkow. Ludwig Bultmann, Pfarrer i.R. bringt uns an diesem Nachmittag - Ende September etwas Kisuahli bei. Nicht nur das. Mit der Sprache Kisuahli, die etwa 28 Millionen Menschen auf der Welt sprechen, stimmt er uns auf das Lebensgefühl der Tansanier ein. „Wenn man ein Anliegen hat, dann platzt man nicht gleich damit raus, sondern die Begrüßung ist erst einmal wichtig: wie geht es dir, wie geht es Deiner Familie, wie geht es den Kindern, was machen Eure Hühner und Ziegen… und dann erst spricht man von seinem Anliegen.“ Auch das Verständnis für Tag und Nacht und damit die Uhrzeit ist ein anderes- 6.00 Uhr bei uns nach deutscher Zeit ist in Tansania 24.00 Uhr in der Nacht. Und eigentlich ist das ziemlich logisch: dann wenn die Sonne aufgeht, beginnt die erste Stunde des Tages. Wenn es 7.00 Uhr bei uns ist, sagt man in Tansania saa moja asubuhi- ein Uhr früh.

Pastor Bultmann, der sieben Jahre als Missionar in Tansania gelebt hat, bringt uns in großer Anschaulichkeit das Land Tansania und seine Menschen näher und stimmt uns damit gut auf die geplante Reise ein.

 

Mit 10 Teilnehmerinnen aus drei Landeskirchen werden wir vom 10. bis 31. Oktober 2008 nach Tansania reisen. Neben zwei Pfarrern aus Thüringen und vier Vertreterinnen aus Sachsen sind aus der PEK die Gemeindepädagogin Martina Jeromin aus Gützkow, Pfarrer Albrecht Mantei aus Stralsund, Pfarrer Andreas–Martin Zander aus Sophienhof und ich (Anne Freudenberg) mit dabei.

 

Angeregt durch einen Besuch von Bischof Sima aus der Zentraldiözese, entstand im letzten Jahr im Rahmen meiner Projektstelle für entwicklungsbezogene Bildung die Idee zur Multiplikatorenreise.

 

Der Klimawandel ist in aller Munde. Durch die Verleihung des Friedensnobelpreises an Al Gore und den Weltklimarat der Vereinten Nationen haben die Herausforderungen, die durch den weltweiten Klimawandel auf die Menschheit zukommen, öffentliche Aufmerksamkeit erfahren und werden in der Politik und den Kirchen diskutiert.

Die Industriestaaten sind Hauptverursacher des Klimawandels, aber der Klimawandel trifft jeden. Dr. Ricardo Navarro vom BUND in El Salavador den ich Mitte September bei einem Konsultationsprozess des ÖRK zu diesem Thema in Genf traf, sagte: „Wenige haben den Wein getrunken, aber alle müssen die Rechnung bezahlen.“

Lang anhaltende Dürrezeiten und sinflutartige Regenfälle führen vor allem in den Ländern des Südens zu erschwerten Bedingungen für die Landwirtschaft. Folgen sind wachsende Ernährungsunsicherheit, Hungersnöte, Trinkwasserknappheit sowie die Ausbreitung von epidemischen Krankheiten wie Malaria.

Der Klimawandel und die damit verbundenen Folgen sind ein sehr komplexes Thema und die Frage entsteht: was hat das mit meinem Alltag zu tun? Wie kann man Kinder und Jugendliche für globales Handeln sensibilisieren?

Dazu habe ich Pfarrerinnen, Katechetinnen und Lehrerinnen, die insbesondere im schulkooperativen Bereich arbeiten zu dieser Reise nach Tansania eingeladen, um in der konkreten Begegnung mit den Menschen und der Landschaft vor Ort Erfahrungen zu sammeln, die sie dann an Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihren Kirchgemeinden und Schulen weitergeben können.

Am Beispiel drei ausgewählter Regionen wollen wir die Auswirkungen des Klimawandels kennenlernen: wir werden zum Mount Meru und Mount Kilimanjaro fahren und dort mit Bauern ins Gespräch kommen: wie sind die Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft spürbar? Da das Holz über Jahre als Brennholz verwendet wurde, ist die Wiederaufforstung der Wälder ein großes Thema. In Usharika wa Neema (Gemeinschaft der Gnade) werden wir eine Biogasanlage und Solaranlage besichtigen. Dabei wollen wir mit den tansanischen Partnern den Einsatz alternativer Energien diskutieren. In der Zentraldiözese, der Partnerkirche zu Pommern, sind neben dem Besuch im Waterdepartment für die Region Singida und einem Gespräch mit Grace Mesakis, districtofficer für landwirtschaftliche Fragen, u.a. auch der Besuch der Bibelschule in Kiomboi geplant. Dort wollen wir mit den Studierenden ins Gespräch kommen: welche biblischen Texte sind für euch Grundlage in der Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel.

Am Ende der Reise treffen wir uns mit 15 Teilnehmern aus den drei Partnerdiözesen zu einem Workshop unter dem Thema: Ich bin ein Gast auf Erden. – Klimawandel und globale Gerechtigkeit. Auf dem Hintergrund der Tagung des All African Council of Churches (AACC) und der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) Ende Juni in Tansania, die unter der Frage stand: „Schmelzende Schneekappe auf dem Kilimandscharo: christliches Zeugnis inmitten der leidenden Schöpfung,“ wollen wir uns bei diesem Workshop Zeit nehmen, die Eindrücke der Reise miteinander auszutauschen und gemeinsam Handlungsimpulse für den tansanischen und unseren Kontext entwickeln. Die in diesem Monat neu erscheinende Studie Zukunftsfähiges Deutschland II, von BUND, Brot für die Welt und dem eed (htp://www.zukunftsfaehiges-deutschland.de) bietet dafür wichtige Impulse, wo besonders die kritische Stimme der tansanischen Partner gefragt ist.

 

Morgen (Freitag, 10.10.2008) um 23:15 Uhr startet das Flugzeug der Ethiopian Airlines in Frankfurt am Main. Bis dahin sind noch einige Vorbereitungen zu treffen: wie viel dickere und dünnere Hosen brauche ich, wenn wir vom herbstlichen in sommerliche Temperaturen reisen? Habe ich meinen Impfausweis und den Reisepaß eingesteckt? Noch ein Abschied von Familie und Freunden für die nächsten drei Wochen und dann kann die Reise mit nicht mehr als 45 kg Gepäck losgehen: Safari njema.

 

Während unserer Reise werden wir ein Onlinetagebuch führen. Wer Interesse hat, kann das gerne hier nachlesen.

 

Anne Freudenberg, Pastorin und Referentin für entwicklungsbezogene Bildung in der Pommerschen Ev. Kirche, Karl-Marx-Platz 15, email: freudenberg@pek.de und Tel: 03834 8963121.

 

 


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

11.10.2008: Flug und Ankunft in Tansania

Nachdem uns die Zuege aus den drei Landeskirchen mit bahnueblicher Puenktlichkeit am Flughafen Frankfurt zusammen gefuehrt hatten, konnten wir mit dem Reisesegen uns auf die grosze Safari (Reise) machen. Kurz vor Mitternacht flog unser Flugzeug ab. Die groesste Ueberraschung fuer uns war, dass sich hauptsaechlich Europaeer in dem Flugzeug befanden, unter anderem noch zwei weitere Gruppen, die Partnerschaften der Kirchgemeinden bzw. von Kirchenbezirken pflegen.

Waehrend des Fluges kamen wir kaum zur Ruhe, halb zwei wurde das Nachtmahl und um 5.00 das Fruehstueck serviert. Daher waren wir alle nicht besonders aufnahmefaehig, als wir in Addis Ababa umsteigen mussten. Nach einem Kaffee bestaetigte ein erster Gang durch die Geschaefte im Flughafen dann, dass wir tatsaechlich in Afrika waren. Die Landschaft, die wir beim Anflug gesehen hatten, machte eher den Eindruck eines wasserreichen europaeischen Landes, da Addis Ababa ca. 2500m ueber NN liegt.

 

Ein weiterer Flug fuehrte uns ueber Kenia mit einer Zwischenlandung in Nairobi schlieszlich gegen 14.00 Ortszeit (13.00 MESZ) zum Kilimanjaro-Airport zwischen Arusha und Moshi. 6500 km haben wir hinter uns gebracht, und doch ist es schwer wirklich wahrzunehmen, dass wir nun in Afrika sind. Auch wenn natuerlich die Steppe und die Berge, die Blumen und die Baeume aber vor allem die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen uns glauben lassen sollten, dass wir angekommen sind.

Der Transfer nach Arusha am Fusze des Mt. Meru durch Pf. D. Dietzold und seinen Mitarbeiter und der erste Stadtbummel durch eine Stadt voller Hochzeitspaare, die mit Begleitung von Blaskapellen auf offenen Trucks durch die Straszen fahren gab uns einen ersten Eindruck. Aber vermutlich wird es noch ein wenig dauern, bis auch unser Kopf und Herz hier ankommen, der Gottesdienst, den wir morgen in der Maasai/Steppe feiern werden, wird sicher dazu beitragen.

 

Christoph Reichl

 

 

Im Flugzeug fast nur Deutsche! Kirchliche Gruppen, Thüringen, Dresden, sie haben z.T. die gleichen Reiseziele und Programmpunkte wie unsere Gruppe

 

auf dem Flughafengebäude in Addis Ababa die Begrüßung auch in Russisch: Dobro Poschalowatch

 

Im äthiopischen Flugzeug gibt es Erdbeer-Konfitüre aus Mühlhausen und Butter aus Dänemark

 

Tansania aus der Luft: grau-braun-eisenrot, kein grün, violette Farbtupfer;
am Boden: es sind blühende Jacaranda-Bäume „Wenn die blühen, steht die Regenzeit bevor“

 

Benzin kostet 1800 tansanische Schillinge je Liter (1000 Schillinge = etwa 1 US-Dollar = etwa 70 Cent), Diesel 1800 bis 2000


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Sonntag, 12. Oktober 2008

 

Ein Voller zweiter Tag!

Der Morgen begann mit einer Andacht um 7.30 Uhr am Fruehstueckstisch, gehalten von Uta Gerhardt. Nach einem saettigenden Fruehstueck mit viel Toast und Ei wurden wir 8.30 Uhr von unserem Fahrer abgeholt, der uns zunaechst nach Odolnyo Sambu zum Ehepaar Dietzold brachte. Dietzolds sind Missionare aus Thueringen und betreuen ein Kitu, ein Begegnungszentrum fuer die Ausbildung von Evangelisten. Von dort fuhren wir weiter in die Massai-Steppe zum Gottesdienst nach Engikaret. Auf dem Weg sahen wir in der Steppe eine Herde Zebras, so wie es bei uns Zuhause manchmal ein Rudel Rehe zu sehen gibt.

 

Grosses Hallo in unserem Bus. Der Gottesdienst in einer kleinen schlichten Kirche begann um 11 Uhr. Er war eine beeindruckende Mischung aus vertrauter lutherischer Liturgie, natuerlich alles auf Kimassai, und Predigt, die unseretwegen zweisprachig gehalten wurde, und froehlichen Gesaengen des Jugendchores, in dem fast nur Maedchen singen. Maenner waren kaum im Gottesdienst, ausser natuerlich dem Pastor Hesekiel Megiroo, dem Evangelisten John (sichtbar ein Massai) und ein paar Kirchvorstehern. Wir wurden im Gottesdienst herzlich begruesst und mussten uns vorstellen. Gesungen und geblasen haben wir auch. Albrecht Mantei, Andreas Zander und Barbara Reichardt haben Posaunen und Trompeten mit, die sie am Ende der Reise hier in Tanzania lassen wollen. Das kam sehr gut an, obwohl wir nicht besonders gut vorbereitet waren.

 

Nach dem Gottesdienst gab es vor der Kirche eine kleine Versteigerung von Kollektengaben. (Wer kein Geld hat, legt etwas anderes in Kollekte, das wird dann nach dem Gottesdienst versteigert, den Erloes bekommt die Gemeinde.) In unserem Fall waren es Suessigkeiten, die hauptsaechlich wir Gaeste ersteigerten und anschliessend an die Kinder verteilten. Sie waren ganz wild darauf und natuerlich reichten sie nicht fuer alle. Zum Glueck hatten Martina Jeromin und Tobias Richter, unsere Gemeindepaedagogen, noch ein paar Vorraete im Rucksack. Sie wurden regelrecht belagert. Wenn der Gottesdienst zu Ende ist, geben sich draussen alle die Hand und gruessen sich. Dabei stellte sich heraus, dass der eine Kirchvorsteher auch Tobias hiess. Er liess es sich nicht nehmen, sich zusammen mit unserem Tobias zu fotografieren und ihm seine Familie vorzustellen. Das Foto wollen wir ihm gern zukommen lassen.

 

Dann waren wir zum Mittagessen wieder bei Dietzolds eingeladen zusammen mit Pastor Hesekiel Megiroo und dem Evangelisten. Hesekiel Megiroo leitet die Evangelistenausbildung in Odolnyo Sambu und ist eine Art Superintendent. Er spricht sehr gut Englisch, was die Kommunikation sehr erleichtert. Nach einem ueppigen Mittagessen - Pilau mit Salat und Melonenschiffchen als Nachtisch, alles liebevoll und sehr schmackhaft zubereitet von Ruth Dietzold und ihren guten Geistern (= 2 Hausangestellten) - besichtigten wir das Gelaende des Kitu, fuer das Dieter Dietzold seit April 2008 die Betreuung uebernommen hat. Baulich ist einiges zu tun, die Kirche ist aber schon wieder renoviert und der Garten - immer mit dem Mt. Meru im Hintergrund - eine wunderschoene Oase, in der jetzt gerade Jakarandabaeume, Hibiskus und Rosenstraeucher bluehen. Zum Kaffeetrinken kamen weitere Evangelisten aus der Umgebung dazu. Wir hatten eine interessante Gespraechserunde, auch wenn es etwas umstaendlich war, weil es in drei Sprachen ablief: Kisuaheli, Englisch und Deutsch. Anne und Hesekiel schlugen sich wacker mit dem Uebersetzen und der Gespraechsleitung. Leider kamen die Evangelisten etwas zu kurz mit ihren Beitraegen. Aber was sie von ihrer Situation erzaehlten, hat uns sehr nachdenklich gestimmt. Sie berichteten

- von Notschlachtungen, weil die Menschen nicht mehr verlaesslich mit Regen rechnen koennen;

- von Glaubenszweifeln, weil die Gebete um Regen scheinbar ungehoert verhallen;

- von Baumfaellungen, weil das Holz zum Kochen gebraucht wird (wenigstens um das Wasser zu entkeimen, wenn auch sonst nichts weiter da ist) und Alternativen wie Gas entweder zu teuer oder unbekannt sind;

- und von enorm steigenden Lebenshaltungskosten, waehrend die Einkommen gleich bleiben.

 

Pastor Hesekiel benannte dann auch das Hauptziel: Bildung! Die Menschen hier brauchen eine Ausbildung, die erst einmal Grundkenntnisse vermittelt, damit sie ueberhaupt in der Lage sind, ihr Leben zu gestalten und nicht nur zu fristen. Da sind wir in einer ganz anderen Situation.

 

Nach einer etwas holprigen Rueckfahrt in der Abenddaemmerung - wieder halb um den Mt. Meru herum - liessen wir dann den Abend ausklingen in Pepes Restaurant. Als besondere Einlage gab es eine sehr sehenswerte Akrobatikauffuehrung von drei jungen Tansaniern. Tobias war schwer begeistert und nahm gleich ein paar Kunststuecke auf fuer seinen Kinderzirkus.

Morgen steht wieder viel an.

 

Uta Gerhardt

 

 

„Kaffee“ (im Kaffeeland Tansania) ist löslicher dünner Instantkaffee, auch im Hotel am Tisch aus der Dose zubereitet!

 

Überall Mobilfunksendemasten, Handywerbung und Handy-Benutzer;

Zebras wandern am Straßenrand

 

In den Bäumen hängen Vogelnester (wie aus Hobelspänen gebastelt)

 

Im Gottesdienst in der Massaisteppe:
2 x Kollektensammlung, auch Kekse werden eingelegt;
nach dem Gottesdienst vor dem Gebäude Versteigerung von Naturalien aus der Kollekte

Während des Gottesdienstes tobt draußen ein kleiner Sandsturm, die Vase auf dem Alter wird umgeweht, die Tür muss geschlossen werden;

 

Es donnert am Berg (Mt. Meru) – alle Afrikaner sind sofort erkennbar erregt (endlich!)

„Wenn es regnet, sagen wir danke“

 

Leute laufen mehrere Kilometer weit zur nächsten Quelle (hier der Wasserhahn der Missionsstation); eine Frau schleppt und rollt drei 20-Liter-Fässer zugleich den Weg entlang

 

Das Personal in der (sonst nach deutschen Standards gebauten Missionsstation) kocht seine Mahlzeiten natürlich auf dem traditionellen Drei-Steine-Kocher

 

Kochen mit Holz und Holzkohle, Kerosin oder Strom oder Gas unbezahlbar teuer;
Jeder muss wenigstens 1 x am Tag kochen, Tee, Abtöten der Keime!

 

Beim Hände-Geben: 3 x mit Umgreifen

 

Die Massai sind immer blau-rot gekleidet, und sie haben immer einen Hirtenstab bei sich (auch in der Stadt)


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Montag, 13. Oktober 2008

 

Der dritte Tag in Tansania.

Munter aufgewacht und bereit fuer viele neue Erfahrungen und Eindruecke. Am Vormittag war ein Treffen vorbereitet mit Bischof Askofu Laiser mit seinen Mitarbeitern. Nachdem sich alle gluecklich eingefunden hatten, war es sehr wohltuend, das Gespraech mit einem Gebet zu beginnen. Dann folgte die traditionelle tansanische Vorstellungsrunde. Schoen, so schnell ueber vieles im Bilde zu sein. Bischof Laiser gab einen interessanten Einblick in die Arusha-Diozoese. Sie zaehlt 400.000 Kirchenmitglieder, davon 180.000 Erwachsene. Eingebunden sind die Christen in 700 Gemeinden mit Kirchengebaeude und unzaehligen kleineren Gemeinden, die sich in Klassenzimmern und unter Baeumen versammeln. Der Bischof betonte, dass es wichtig sei, miteinander und voneinander zu lernen. In der naechsten Gespraechsrunde ging es um Umweltfragen. Wir erfuhren, dass der erste Januar als Baumpflanztag ausgerufen wurde, es gilt dann nicht nur die Baume zu pflanzen, sondern sie auch zu pflegen. Eine schwierige Aufgabe fuer die Familien, wenn man bedenkt, dass die Frauen und Kinder bis zu 15 Kilometern laufen muessen, um ihre Wasservorraete aufzufuellen. Anschubfinanzierungen sind notwendiger denn je.

 

Unser zweites Ziel an diesem Tag, war eine Blumenfarm, gefuehrt von einem Franzosen. Eine Farm, die Mais und Kaffee pflanzt, ihr Herz jedoch im Rosenanbau hat. Sie fuehrt das Logo Fair Flowers im Wappen. Im Zeitraffer hoerten und sahen wir die Lebensgeschichte einer Rose von der Veredelung bis hin zum Verkauf. Unsere Sinne mussten 17 verschiedene Rosensorten verkraften. Die klangvolle Namen trugen wie Anastasia, Punch, Samourai und Tiger.

 

Nach einem intensiven Meinungsaustausch zwischen Europaeern machten wir uns auf den Heimweg. Ein Tag in Tansania ist leider immer schnell vorbei und wenn die Nacht uns einen solchen phantastischen Sternenhimmel schenkt, macht es doppelt wehmuetig. Meine Abendgedanken gehen nach Hause zu meiner Familie, zu meinen Nikolaeusen und meinen Mitarbeitern. Doch der naechste Tag unter Gottes Schutz und Segen klopft schon an die Tuer.

 

Martina Jeromin (Gruppe Oldynio Sambu)

 

5 Uhr plärrt die Stimme des Muezzin durchs Fenster,
es riecht nach Holzfeuer

6 Uhr läuten die Kirchenglocken

 

Geld tauschen: 1 Euro = 1580 tsh

 

Gespräch mit Bischof Laiser
Das Gesundheitsreferat ist das umfangreichste der Diözese, 3 Krankenhäuser, präventive Medizin
80 % der Kirchenmitglieder (aller Einwohner? JK) arbeiten in der Landwirtschaft; ihre wirtschaftliche Lage hängt entscheidend vom Regen ab

Klimawandel: „Wir bohren ein Loch in den Boden des Bootes, das uns trägt!“

Es gibt auch innerafrikanische Gründe für manche Veränderungen: Holzeinschlag für Brennholz

Es gibt kirchliche Klimaschutzprojekte; er spricht (englisch) von Umwelt, nicht von Schöpfung;
(noch) mehr als die Frage des Klimawandels bewegt den Bischof die der Homosexualität, das eine hat für ihn mit dem anderen zu tun, Die Bibel sagt: das ist gegen die Schöpfung, auch die Moral schmilzt dahin (nicht nur das Eis auf dem Kilimanjaro)

„Wasser kann man nicht bezahlen, man kann es von seinem Freund borgen, aber man kann es nur zurückgeben“

Manche Frau muss jeden Tag 2 x 15 km weit laufen für Trinkwasser (20-Liter-Fass)

Kirche betreibt 12 Projekte zur Wasserversorgung: 250 km Leitungen verlegen für kürzere Wege;
zu den Massai: sie sind Tierzüchter, sie „verstehen“ auch die wilden Tiere, können mit Giraffen „reden“; die Massai haben jahrhunderte lang die Natur geschützt (durch ihre Lebensweise), heute haben sie in Tansania nichts davon …

 

Alle unsere Gastgeber haben Handys, die ständig klingeln oder beobachtet werden

 

Der TEE ist a) dunkel und würzig, b) mit Ingwer und c) mit (gekochter) Milch (mit Haut)
gekochte Milch, weil praktisch alle Rinder hier Tbc haben

 

Beobachtung: Die Ziegen führen zur perfekten Zerstörung der Vegetation!

 

 

Besuch Blumenfarm Usa River

 

Französischer Besitzer,

er verwirklicht hier den Traum seines Vaters,

Blumenfarm etwa 1 Fünftel der Gesamtfläche, 7 Hektar Gewächshäuser für Blumen,
(als Geldbringer werden zusätzlich vor allem Mais und Kaffee angebaut),


Kriterien des „fairen Handels“ (ist nicht zugleich auch „Öko“ oder „Bio“!):
“wir machen industrielle Blumenproduktion, Düngemittel, Plasteverpackung, Transport per Flugzeug)“
mehr als 85% der Beschäftigten Frauen; (80% der Frauen in Tansania sind allein erziehend),
Mindestlohn von 80 US-Dollar pro Tag wird gezahlt (aber keine Versicherungen dabei);

Zusätzlich stellt er seinen Beschäftigten verbilligt Mais als Nahrungsmittel zur Verfügung,

 

Probleme der Landwirtschaft in Afrika nach seiner Ansicht:
nicht (nur) der Klimawandel, vor allem:
ungeeignete Sorten,
schlechtes Management der Bewässerung,

fehlende Düngemittel

 

Anbau von Jatropha als Energiepflanze?
Verschwendung von Zeit und Geld,

er hat es vor 6 Jahren ausprobiert,
Düngung nötig, Bewässerung, Pflanze ist giftig


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Zwei Berichte, da sich die Reisegruppe aurgeteilt hat

Dienstag, 14. Oktober 2008 -
Gruppe Oldynio Sambu

 

Frueh morgens puenktlich fuenf Uhr ruft der Muezzin.

Das ist gewoehnungsbeduerftig im christlich geglaubten Norden. Es bringt aber die Erkenntnis, dass der Islam offensichtlich eine etwas anstrengende Religion ist. Unsere Andacht beginnt erst 7.30 Uhr.

 

Nach dem Fruehstueck teilt sich die Gruppe. Die einen brechen in Richtung Kilimanjaro auf, die anderen, Thueringer und Pommern in Richtung Mont Meru, einem Viertausender ganz in der Naehe. Oldonyo Sambu heisst das Dorf in dessen Naehe die Evangelistenschule liegt, die zur Zeit unter Anleitung des thueringer Pfarrerehepaares Di Dietzold ein bisschen deutscher organisiert werden soll, als das in den vergangenen Jahren der Fall war. Oldonyo Sambu heisst uebrigens „kalter Berg“, 1500 m hoch gelegen ist es aber vorlaeufig warm genug. Erst nach Sonnenuntergang muss man die Jacke auspacken. Eigentlich ist es sogar ziemlich warm, als wir nach dem Mittagessen die Besonderheit der Landschaft erkunden. Oldonyo Sambu liegt im Regenschatten des Mont Meru. Das bedeutet, dass die Gegend besonders trocken und staubig ist. Die kleinen Ziegenherden der Massai ziehen lange Staubfahnen hinter sich her. Die Fahrt quer ueber die Steppe geraet unversehens zum Abenteuer. Immer wieder muessen wir die Canyons queren, die das Wasser in der Regenzeit reisst. Jetzt sind das abenteuerliche Abfahrten und die Angst kommt auf, dann auch wieder heraus zu kommen. Begleitet werden wir von Estomi, einem Mitarbeiter der staatlichen Wasserverwaltung, dessen Taufname moeglicherweise die schwachen Fremdsprachenkenntnisse des oertlichen Pastors anzeigt. Wir vermuten, dass er eigentlich nach dem Sonntag der Passionszeit Estomihi heissen sollte. Fachlich ist aber an Estomi nicht zu maekeln. Bei jedem Halt gibt er die Hinweise die immer wieder die sich veraendernde Landschaft mit der Wasserproblematik in Zusammenhang bringt. War erst nur Steppe in der nur einzelne Baeume fruehlingshaftes Gruen als Hinweis auf die kommende Regenzeit zeigten, wird bald die Landschaft deutlich gruener. Zuerst bei Baeumen und Bueschen, spaeter sogar da und dort auf dem Boden taucht die hoffnungsvolle Farbe auf. Wir bewegen uns aus dem Regenschatten des Berges heraus und passieren kurz darauf sogar ein erstes Baechlein, spaeter sogar einen kleinen Fluss. Jetzt wird die Vegetation ueppig. Bestellte Felder, kraeftigere Kuehe, die da weiden, man mag es kaum glauben, dass die Staubsteppe kaum 20 km entfernt und immer wieder auf.

 

Michael Goering

 

Frühstück: 2 Scheiben Toast, Omelette nach Wahl, dünner Kaffee, rosa Marmelade


Dienstag, 14. Okober 2008 -
(Gruppe Lyamungo)

 

Nach einer schönen Andacht von Michael und noch gemeinsamen Frühstück trennten wir uns für drei Tage in zwei Gruppen. So fuhren wir als sächsische Teilnehmer in die Nshara Kirchgemeinde, die zur Kilimanjaro-Diözese gehört und sächsische Partnerdiözese ist.

 

Im Pfarrbüro der Kirchgemeinde lernten wir Herrn Nkya kennen, der alle wesendlichen Kontakte für die folgenden Tage in dieser Region organisiert hat, sowie Pfarrer Aseri Chartes Kihunrws und den Gemeindeältesten Exaud Swai. Wir hörten viel über die Situation der Gemeinde, die mit zu den ältesten Ev. Luth. Kirchgemeinden in Tansania zählt (115 Jahre alt mit 1292 Gemeindegliedern). Nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde und allgemeinen Berichten zur Gemeindesituation kam das Gespräch auch auf Probleme und Herausforderungen, die sich für die Kirchgemeinde heute stellen.

 

So wurde uns über die zurückgehenden Einnahmen vieler Gemeindeglieder in den letzten 30 Jahren berichtet, da der Kaffeepreis erheblich gesunken ist, sie aber bisher vorallem von Kaffeeanbau lebten. Dies führt nicht nur zu einer größeren Armut unter den Gemeindegliedern, sondern hat auch Auswirkungen auf die Kirchgemeindeeinkünfte. Interessant war für uns über ein Konfirmandenprojekt zu hören, das die Aufforstung von Bäumen im Gemeindegebiet zum Ziel hat, um das Mikroklima im Umland wieder zu verbessern. Dazu verteilen die Konfirmanden junge Bäume in der Umgebung mit dem Auftrag verbunden, diese zu pflanzen. Denn früher waren in dieser Region die Niederschläge erheblich größer und die Luftfeuchtigkeit in den Wäldern wesentlich stärker.

 

Bei all dem wurde das auch bei uns in Deutschland bekannte Spannungsfeld zwischen Verkündigung des Evangeliums einschließlich geistlichen Lebens und sozialem und gesellschaftlichem Engagement deutlich. Beides lässt sich nicht gegeneinander aufrechnen.

 

Nach einem sehr freundlichen Mittagessen mit typisch für Tansania zubereiteten Bananen und Tee sind wir zum Makoa-Fluss aufgebrochen, wo uns Damascus M. Uronu, ein sehr engagierter Umweltschützer, bis zum Wasserfall eines sehr schönen Tals führte. Die Umweltgruppe bemüht sich um die Bewahrung dieses Tals. Ein wunderschöner Wasserfall und ein üppiges Wachstum ließ uns etwas Urwald nachempfinden. Leider versteckten sich die Affen, die sich laut Aussagen der Umweltgruppe durch ihre Bemühungen wieder in diesem Tal stärker verbreitet haben. Dafür trafen wir dann aber viele Kinder als kleine Affen in den Bäumen hängend, die sich über unsere Süßigkeiten sehr freuten und von unseren Fotos begeistert waren.

 

Bei Frau Alelyilyo, einer 87 Jahre alte Frau, erfuhren wir, wie sich das Leben über die Jahre verändert hat und auch welche klimatischen Veränderungen sie in ihrem langen Leben beobachten konnte. Auch sie sprach von den zurückgehenden Niederschlägen und der in Tansania immer aufkommenden Frage nach dem nötigen Wasser. Aber auch ihre sehr persönlichen und biographischen Erzählungen zeigten ein sehr anschauliches Bild von ihrem bewegtem Leben.

 

Als letzte Begegnung des Tages war ein Treffen mit Pastor Loth Stephen Kimath in der Gemeinde Nkwarungo Parish geplant. Wir besuchten eine recht große Kirche, wo zweimal am Sonntag Gottesdienst mit 400 bis 500 Gemeindegliedern gefeiert wird. Auch das Grab des ersten Missionars Johannes Raum besuchten wir in dieser Gemeinde und hörten von einem neuen großen Schulausbau.

 

Nach diesem recht anstrengenden Tag voller intensiver Begegnungen und Eindrücke kamen wir in Lyamongo in einer von Diakonissen geführten Herberge an. Umgeben von einer traumhaften Natur konnten wir den in fantastisches Abendlicht getaucht und nun fast wolkenfreien Kilimanjaro fotographieren.

 

Tobias Richter

 

 

In der Kirchgemeinde 2 x je Woche Gottesdienst, es gibt viele Hauskreise (1 x wöchentlich);

 

Gezielte Arbeit für / mit Frauen (Nähen, Gartenbau)

 

Größte Herausforderung: der Wassermangel

Früher war hier (am Kilimanjaro) ständig dicker Nebel („canopy“), man konnte Wasser von den Bäumen schütteln = ernten
Aufgabe: Regen ernten, d.h. sammeln, speichern, verteilen

 

Noch nicht verbreitet: die reiche Gemüse-Ernte in der Regenzeit hinüberretten = Methoden, um zu konservieren; Technologien, wie man das macht, waren mal bekannt, sind vergessen worden (Trocknen, Räuchern …); liegt auch an den veränderten Ernährungsgewohnheiten (Umstellung auf Mais, Reis); früher wurden solche Erfahrungen in den Familien weitergegeben, heute lernt man das nur noch in der Berufsschule;
es ist wichtig für die Kirchgemeinden, neben dem Gottesdienst (Über-)Lebenshilfe zu vermitteln, ganz praktisch;
früher war es das Bildungsziel der primary school, die Kinder zu befähigen, später selbst mit ihrem Land klar zu kommen, heute ist Schulbildung zu akademisch ausgerichtet

 

Einladung zum Mittagessen; vorher Händewaschen mit heißem Wasser aus der Thermoskanne (Ritual, Hygiene ?); es gibt Bananen (grün geerntet und frittiert; schmecken trocken wie gekochte Kartoffeln), dazu geröstete Erdnüsse und ein Getränk mit „Gas“, z.B. Cola (Standardpreis für 350 ml 350 tsh)

 

Umweltgruppe „Mitleid mit der Umwelt“,
Leiter Damascus M. Uronu, P.O.Box 3347 Moshi, Tel 0754-566613

Auch im Naturschutzgebiet im tiefen unberührten Tal ist exzellenter Handy-Empfang möglich

 

Besuch bei der „alten Dame“ (Mutter von NKYA) ALELYILYO O.N.; sie erzählt:
früher standen hier im Wald überall hohe Bäume, es gab Leoparden, Antilopen, Pythons;
13 Kinder, 1 gestorben, 30 Enkel
Imbiss: gebackene Bananen und Saft

Trinkwasser wird aus einer Quelle geholt (500 Meter weit), Brauchwasser aus dem Bach, der am Straßenrand durchs Dorf fließt;
2 primary schools jeweils 500 m weit weg

 

Adresse Nkurazungo Luth. Parish
Pfarrer Loth Stephen Kimath, P.O.Box 8599 Moshi, Tansania

 

Das Postfach ist in diesem Fall 25 km weit entfernt in der großen Stadt Moshi, er kommt 1 x pro Woche dorthin

 


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Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Mittwoch 15. Oktober 2008 - Gruppe Lyamungo

 

Am Morgen war der Kilimanjaro immer noch da! Ein Blick aus dem Fenster, die Leiter hoch aufs Dach, Foto. Ein unwiderstehliches Motiv. In der Kaffeeplantage rauschte der Wassersprenger, vor dem Fenster sang eine Frau leise.

Tobias geleitete uns mit seiner Andacht in den Tag.

Dann gab es Fruehstueck mit richtigem (frisch geroestetem) Toast, der Kaffee konnte auch nach Bedarf „strong“ gemacht werden. Paradies perfekt, rote Marmelade inklusive.

 

Unser Fahrer BENJAMIN hatte ueber Nacht irgendwo das Auto entstaubt (er hat auch im Morgengrauen vor seinem Haeuschen im Eimer Waesche gewaschen). Abfahrt zur Bethel-Kirche nach NSHARA. Dort war von unserem Freund und „Koordinator“ (so bezeichnet er sich selbst) NKYA kurzfristig ein Workshop angesetzt worden, von dem wir nicht ahnten, was das heissen wuerde.

 

Aber zunaechst einmal empfingen uns Kinderstimmen. Zur Gemeinde gehoert eine Montessori-Vorschule. 70 braun-schwarze neugierige Kinderaugen betrachteten uns zunaechst mit etwas Distanz, aber als Tobias seine Bonbontuete knistern liess, schmolz das Eis (das am Kilimanjaro ohnehin nicht besonders dick ist). Die Lehrerin kommandierte sie zurueckhaltend zum Schulhaus, alle zogen sich die Schuhe aus, und dann sassen sie – erstaunlich diszipliniert – auf Teppichen am Boden. An der Tafel stand das ABC, wir hatten aber ein deutsches Poster mit (Buchstaben und zugeordnete Tiernamen), und auf dieser Tafel durften einige der sechsjaehrigen Schuelerlein mal mit einem Stab auf die Buchstaben zeigen und nacheinander die englischen (!) Buchstaben aufsagen (wirklich verstanden oder stur memoriert?). Jeder Erfolg wurde von den anderen Schuelern mit einem gemeinsam aufgesagten (fast geschrieenen) Lobvers quittiert.

Tobias zauberte dann einen Fussball aus seiner Wundertuete, zeigte, wie man ihn aufpumpt, und dann war der Ball freigegeben: Soccer, das kannten sie, und wir tobten alle ein paar Minuten draussen herum. Sie mussten zurueck, Schuhe aus, Unterricht.


 

Wir mussten zum Workshop, zu dem sich inzwischen einige Dutzend Menschen vor der Kirche versammelt hatten. Vorm Eingang flochten ein paar Frauen der kirchlichen Frauengruppe Taschen aus der „Rinde“ von Bananenstauden.

Dann sassen wir in der Kirche, 40 Tansanier auf der einen Seite, fünf Deutsche (und UebersetzerInnen) auf der anderen. Schon vorbereitet hingen Poster mit Fragen, Programmpunkten usw. vorn an der Tafel angepinnt. Systematisch, geordnet, diszipliniert – Begriffe, die wir eigentlich als Deutsche meinten gepachtet zu haben – das erlebten wir in beeindruckender Weise. Unser „Koordinator“ koordinerte souveraen. Anwesend waren Vertreter aus neun Kirchgemeinden (daraus drei Pfarrer und eine Pfarrerin sowie weitere Kirchvorsteher), LehrerInnen, Vertreter von Umweltgruppen, Wald- und Landwirtschaftsexperten - und sogar einige Schueler. Es wurde die ganze Zeit ueber (insgesamt sechs Stunden lang mit ebenfalls konzentrierten Pausen) konzentriert informiert und diskutiert. Dabei kamen auch Frauen und Schueler ganz selbstverstaendlich zu Wort.

 

Generalthema waren die Auswirkungen menschlicher Taetigkeit auf die Umwelt, vor allem die Erfahrungen des Klimawandels.

Am Beginn sangen wir gemeinsam ein Lied in Kisuaheli mit deutscher Melodie. Danach folgte eine biblische Betrachtung zum zweiten Kapitel der Bibel zum Auftrag Gottes an den Menschen, den Garten, in den er gesetzt ist, als gute Schoepfung zu hueten und zu schuetzen. Schon hier wurde deutlich betont, dass das eine wichtige Aufgabe ist, jetzt anzugehen, und eine Aufgabe ganz besonders auch fuer die Kirchgemeinden – hier im Kilimajaro-Gebiet! Der Mensch soll als Gottes Ebenbild sorgsam Herrschaft ausueben, und unsere Aufgabe sollte es nach diesem Tag sein, das Verstaendnis fuer diese Botschaft der Bibel weiter auszubreiten („Umwelt-Missionare“).
Zu Anfang stellten wir Deutschen uns vor und schilderten einige Erfahrungen von zu Hause zum Thema. Und dann gingen wir gemeinsam an die Arbeit – nach den strukturierten Vorgaben, die strikt eingehalten und abgearbeitet wurden. Eine Protokollantin wurde ernannt (die Ergebnisse der Tagung werden spaeter in einem Reader Interessenten zugaenglich gemacht). Bei der Gefahr von Verzoegerungen im straffen Zeitregime wurden Klopfzeichen gegeben. 


 

Ziele des Seminars waren vor allem,

- sich heute intensiver mit dem Thema der Erderwaermung (Klimawandel, im weiteren Sinne Umweltzerstoerung) zu beschaeftigen,

- nach der Tagung zu Hause mit anderen ueber diese Fragen zu sprechen und

- manche vorhandenen Unkenntnisse zum Einfluss von uns Menschen auf die Umwelt zu beheben – bei den Teilnehmern und (spaeter zu Hause) bei anderen.

 

Ausgehend von systematisch vorgetragenen Fakten und Zusammenhaengen zum weltweiten Klimawandel fokussierten sich Informationen und Diskussion im weiteren schnell auf Erfahrungen und Probleme in der Region unterhalb des Kilimanjaro.

Schwerpunkte waren die Auswirkungen von Abholzungen (grosser Baeume) und die Vernichtung von Busch- und Grasland durch die Gewinnung von Tierfutter bzw. uebermaesssige Abweidung. Die ohnehin nur duenne Schicht fruchtbaren Bodens in den Tropen verarmt, weil die Erntereste (Blaetter und Staemme von Bananenstauden, Maisstaengel, Gras) als Futter dienen und dem Boden nicht mehr zur Humusbildung zur Verfuegung stehen, immer mehr an Naehrstoffen, und er ist der Vetrocknung und Erosion ausgesetzt, weil bodendeckende Zwischenfruechte zu selten angebaut werden. Auch der Einsatz von organischem Duenger, z.B. von den Kuehen, die jede Familie besitzt, ist nicht allgemein ueblich. Monokulturen bringen weitere Gefahren (es wird viel Kaffee angebaut, weil der bis vor einigen Jahren gute Erloese brachte; naehrstoffzehrender Mais war noch vor wenigen Jahren unbekannt und ist heute allgegenwaertig; Bananen werden als ein Grundnahrungsmittel staendig und ueberall kultiviert). Die hohen Baeume werden immer weiter abgeholzt. Sie dienen direkt oder als Holkohle der Verbrennung in den Haushalten (Kochstellen aus drei Steinen mit Topf darauf – die Frage nach effektiveren Ofenstellen kam auf, erfuhr aber keine Antwort).

Ein Mann sagte, dass er, um seinem Sohn den Schulbesuch finanzieren zu koennen, keine andere Wahl habe, als dafuer einen Baum zu schlagen und das Holz zu verkaufen. Ein Sonderproblem stellt sehr offensichtlich die Konkurrenz zwischen sesshaften Ackerbauern (im Wald) und den Nomaden dar, den Massai mit ihren Herden („die fressen unsere Felder kahl, und kein Gesetz hindert sie daran“). In letzter Zeit kann man „seinen“ Boden im Labor anlaysieren lassen und bekommt Ratschlaege z.B. fuer Duengung. Was ist zu tun? Immer wieder wurde deutlich, wie wichtig Bildung (Aufklaerung ueber z.T. elementare Zusammenhaenge) ist! Die Erhaltung des Waldes steht vorn auf der Agenda (als Wasserspeicher, Sonnenschutz fuer andere Pflanzen, wegen seiner Artenvielfalt, wegen seiner vielen „Nebenprodukte“wie Honig, Pilze, Heilpflanzen usw.).

„In anderen Laendern macht sich die Regierung stark, wenn Menschen mit den Folgen von Katastrophen zu kaempfen haben. Sie wird uns nicht helfen, also muesen wir selbst beginnen, unsere Umwelt zu schuetzen.“

Es werden immer neu Problem-Faelle eingebracht (die die Leute im Alltag beschweren), gemeinsam wird nach Loesungen gesucht. Dann kommt die Frage in der Zusammenfassung: Haben wir die Kraft? Und alle schwoeren sich ein mit einem lauten JA!

Unwissenheit ist wohl ein Riesenproblem, manchmal fehlen auch Gesetze – oder sie werden nicht konsequent angewandt.

 

Die Menschen sind traege, in alten Traditionen und Gewohnheiten verhaftet, wollen ihre Lebensgewohnheiten nicht aendern. Zum Mittagessen gab es gekochte Bananen (schmecken wie gekochte Kartoffeln), Pilau (Reisentopf mit Fleisch und Moehren) und Kraut, dazu Cola oder Wasser (das hier durchweg unter einem Bild vom Kilimanjaro von der Firma CocaCola in Flaschen abgefuellt wird!).

 

Danach Schlussspurt:“Die Zerstoerung der Umwelt ist in den meisten anderen Laendern durch die Industrialisierung verursacht. Wir haben auch bei uns Probleme. Aber: Wir koennen nicht warten, bis sich dort (anderswo, bei denen in Europa) etwas tut, wir muessen unsere eigenen Probleme hier und jetzt angehen. Noch ist es nicht zu spaet, etwas zu tun, die Schaeden zu mindern. Umweltschutz ist ein Gebot von Gott.“

Es wurde beschlossen, sich wieder im November zu treffen, bis dahin einen Plan zu machen (Aufgabe der Pfarrer), welches die naechsten konkreten Schritte sein sollten.

Es war richtiger produktiver und lehrreicher Stress.

 

Unsere Gruppe wanderte unter Fuehrung des „Koordinators“ (der uebrigens Oekonom ist und in Odessa in der Sowjetunion studiert hat!) durchs Dorf (man sieht von den Wegen aus kaum von einem „Huetten-Ensemble“ zum anderen, wegen der dazwischen stehenden Bananen- und anderen Klein-Felder) zum Fluss WERUWERU in ein idylisches Tal mit Urwaldriesen, Adlern am Himmel.
Danach nahmen wir Abschied von ELISABETH, unserer in Deutschland geborenen und demnaechst in Deutschland studierenden ortskundigen Fuehrerin, hielten noch einmal an einer bluehenden Kaffeeplantage an (anderswo wurde Kaffee gerade geerntet), und waren zum Haar- und Sockenwaschen rechtzeitig wieder in unserem paradiesischen Domizil in LYAMONGO, wurden von den Schwestern liebevoll bekocht und beschlossen mit ihnen gemeinsam den Abend mit einer Andacht (Lieder mit deutscher Weihnachtsmelodie und Text in Kisuaheli inklusive). 
Dann noch ein Glas Whisky, und seit einer Stunde bin ich allein mit dem Computer, damit mogen der Text per Stick und dank Schwesterlicher Hilfe in der Satdt ins Internet geschickt werden kann.

 

Joachim Krause

 

 

Elementare Vorlesung: alle schreiben mit, wer redet, steht auf,
“besonders nötig ist Bildung für die Kinder – damit sies richtiger machen!“

 

Beim guten und üppigen Mittagessen (diesmal: gekochte grüne Bananen, Pilau, Krautgemüse) nahmen sich alle reichlich, aber auf vielen afrikanischen Tellern blieb die Hälfte als Abfall übrig, Cola wurde weggeschüttet …

 

Die Kinder im Montessori-Kindergarten lernen laut, im Chor werden z.B. englische Zahlen aufgesagt (wirkt mechanisch)

 

Schüler tragen Schuluniformen, hier ein langärmliger Schulpullover in den tansanischen Nationalfarben blau (Wasser) schwarz (Afrika) gelb (Mineralien, Böden) grün (Vegeation)

 

Kaffeesträucher blühen strahlend weiß


Mittwoch, 15. Oktober 2008

Gruppe Odolnyo Sambu: Andreas, Barbara, Michael, Albrecht, Martina

 

Besuch einer Massaisiedlung des Evangelisten John

Wir sind gespannt an diesem Morgen, denn wir folgen einer Einladung von John, einem Evangelisten aus der Massaigemeinde in Engikaret. Wir werden die Siedlung besuchen, in der seine Familie lebt. Wieder geht es mit dem Landcruiser los. Zunächst auf der asphaltierten Hauptstraße, aber dann auf zwei Spuren zwischen Grasbüscheln durch die Steppe. Hinter dem Mount Meru taucht in der Ferne der Kilimanjaro auf, der heute Tag gut zu sehen war.

Doch um uns herum nur Staub, abgefressene und vertrocknete Grasbüschel.

Dann sehen wir ein Dorf zwischen Büschen- alles ist Naturmaterial, das fällt erst gar nicht auf. Da stehen paar Büschen etwas dichter, aber nein, es war der Wohnort von Johns Familie. Da war eine Mauer aus Dornengestrüpp, die die Siedlung der Familie umfasste und Schutz geben sollte vor Schakalen und Füchsen. Löwen sind hier eher nicht anzutreffen, die gibt es nur noch im Nationalpark.

In der Umzäunung, die vielleicht 1/3 bis halben Hektar umfasste, sahen wir die typischen Massaihütten – die Bomas, Rundhütten aus senkrechten Holzstangen oder Ästen, die dann mit Lehm verschmiert wurden und mit einem runden Reisigdach bedeckt waren.

Wir waren durch Dieter Dietzold angehalten, trotz aller Neugier und Überwältigtseins, nur dort hinzugehen oder einzutreten, wohin wir explizit eingeladen oder hereingewunken werden.

Erst führte John uns durch die Siedlung durch, wo eigentlich jeder Erwachsene seine eigene Hütte hat. Frauen wie Männer bauen ihre eigenen Hütten selbst. D.h., John hat seine eigene Hütte und seine Frau hat ihre eigene Hütte, in der sie mit den Kindern lebt.

Dabei muss erwähnt werden, dass John nur eine Frau hat und das, weil er Evangelist ist. Das ist ein besonderes Bekenntnis zum Christentum. Denn sonst ist es gewöhnlich, dass die Massai mehrere Frauen haben.

Während wir durch die Siedlung gingen, auf Schritt und Tritt lag Ziegen- und Kuhkot.  Weil es trocken war, stank es nicht sehr. Mitten auf dem Gelände in dem ganzen Mist saß die Mutter von John, mit einer anderen älteren Frau einfach auf dem Boden, hielt ein Kind im Arm und unterhielt sich mit uns.

Innerhalb dieser größeren Umzäunung gab es auch kleinere Umzäunungen für die Tiere, wieder diese Heckenmauern. So wie die Hütten für die Menschen gefertigt waren, waren sie im Kleinformat auch für die Hühner, die dann allerdings erhöht standen, damit die Schakale nicht an sie herankommen.

Die Hütte von John und seinem Neffen, der auch Evangelist ist, hatte eine rechteckige Grundfläche und war nicht rund. Und alles war trocken. Der Lehm war trocken. Der Boden war trocken. Die Hecken waren trocken. Der Mist war trocken, und alles war staubig. Wieder so ein Punkt, wo uns deutlich wurde, dass Wasser etwas sehr Besonderes und nicht so einfach zu haben ist. Und in der Tat laufen die Frauen mehrere Kilometer, um Wasser zu holen. Es gab für uns selten konkrete Angaben nach dem sich unser europäischer Geist sehnt.

Zunächst lugten wir für einen kurzen Moment in die Hütte des Neffen. Wir fanden in uns in einem kleinen Raum wieder, der zu unserem Erstaunen mit zwei Sesseln ausgestattet war.

Die Wände ringsum waren mit Zeitung versehen. Bei der Trockenheit ist mit Schimmel auch nicht zu rechnen. Auch erstaunlich bei der puritanischen Einstellung tansanischer Gemeindeglieder – wir sahen an der Wand ein großes Foto von der Miss World von 2005.

Aber vielleicht auch ein Indiz dafür, dass wir nun wirklich in privaten Gemächern angekommen sind, was eine große Ehre und großes Entgegenkommen bedeutet.

 

Vorbei an einer Boma, die eigens für Jungtiere errichtet wurde, kamen wir in die Hütte von Johns Frau – mit Namen Maria Neema. Sie hatte zusammen mit John acht Kinder, eine Tochter ist gestorben. Hier waren wir in einer klassischen, runden Boma. Sie sehen von außen so klein aus. Es war ein Flur mit Seitenlasche, da ging ein Schlafgemach ab- vielleicht vier oder fünf Räumlichkeiten darin, und alles war richtig dunkel dort, so dass jedes Foto, das wir mit Blitzlicht machten eine verzehrte Wirklichkeit wiedergibt. Die Decke wie auch der obere Teil der Wände waren von der Feuerstelle der Küche rußgeschwärzt.

Wir saßen auf einer kleinen Holzbank im Eingangsbereich der Boma und wurden traditionell mit Massaitee und Eiern willkommen geheißen (Tee: Topf + ¾ Milch + ¼ Wasser; Tee dazu und aufgekocht; dazu Zucker + Kardamon und Ingwer). Beides war lecker. Tee wurde uns reichlich eingeschenkt, denn: Ist die Tasse für die Gäste voll, dann ist auch der Segen voll. Zu allem Überfluss wollten die Jungziegen auch in die Hütte und stürmten in den Eingangsbereich. Dann wird es doch schon mal richtig eng.

Es war schwierig, sich miteinander zu unterhalten, denn die Gastgeber sprechen ki-Massai, und einige von uns hatten ja schon Schwierigkeiten mit Englisch, so dass die Kommunikation jetzt über vier Sprachen lief.

Vor der Hütte war dann Fototermin. Es hat mich schon berührt, als wir einmal John allein fotografieren wollte, dass er seine Frau mit dazu holte, denn das Verhältnis zwischen Männer und Frauen ist sehr abgestuft.  

 

 

Gesprächsrunde in der Kirche in Engikaret mit ca. 10 Leuten

Dann fuhren wir nach Engikaret, vielleicht 5 km entfernt. Da waren wir am Sonntag vorher schon gewesen. Dort trafen wir uns mit einzelnen Vertretern aus der Gemeinde zum Gespräch. Hier ein paar Gesprächsfetzen:

Eine alte Frau erzählt:

Damals gingen nicht alle in die Schule. Jetzt ist es Pflicht für alle, sieben Jahre in die Schule zu gehen … wenn Gott segnet, gibt’s auch Sekundarschulen und mehr.

Was macht es schön, hier zu leben?

Wir lieben das Land. Wir sind bereit hier zu leben, weil uns Gott hier segnet.

Die Tiere haben große Freiheit und großen Raum.

Feiert Ihr bei Regen ein Fest?

(lachen, Freude) Wir feiern ein großes Fest.

Was hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf das Wetter verändert?

Früher hat es von Anfang des Jahres bis Juli geregnet.

Jetzt gibt es nur einen Monat im Jahr richtigen Regen.

Wir versuchen diese Dinge zu verstehen

Wann haben die Veränderungen begonnen?

Ab 1960 (69) haben wir die Veränderungen beobachtet.

Bei großer Trockenheit bekamen wir Milch aus Amerika.

Wir versuchen, die Herden größer zu machen

Alle 10 Jahre gibt es große Probleme – eine große Trockenheit

Käme es für Euch in Frage, das Land zu verlassen?

Wenn’s schlimm wird, ziehen wir Richtung Kilimanjaro; die Familien versuchen hier zu bleiben und die Tiere ziehen zum Kilimanjaro.

Was wünscht Ihr Euch für Euer Leben?

Frauen: Wir wünschen uns Wasser.

Die Wege sind weit, die Knochen tun weh.

Wenn es kein Wasser gibt, dann gibt es auch kein Essen.

Männer: Wenn es wenig Wasser gibt, dann gibt es auch kein Geld für die Schule.

Fragen aus der Gemeinde an uns:

·       Ein alter Mann fragt, ob wir in Deutschland auch Gegenden haben, die so trocken sind.

·       Warum kommen viele aus Europa und Amerika hierher, wo es doch so trocken ist?

·       Wir sind dankbar, dass diese Kirche von Deutschen ermöglicht wird.

·       Früher hatten wir weniger Abgase und weniger Autos – könnt Ihr dafür sorgen, dass Ihr weniger Abgase produziert? Wir müssen auch hier darauf achten, dass wir die Luft nicht verschmutzen.

 

 

Nachmittag: Besuch des Wasserleitungssystems – Vom Wasserhahn zur Quelle

Auf das Grundstück des Kitu (Evangelistenausbildungsstätte von Odolnyo Sambu)

führen zwei Wasserleitungen aus unterschiedlichen Quellen mit unterschiedlicher Wasserqualität. Einerseits gibt es eine Wasserleitung mit dem maji salama (friedliches Wasser), ein Wasser von höherer Qualität, das als Trinkwasser relativ gut geeignet ist. Und dann gibt es die andere Wasserleitung, die stärker genutzt wird, weil sie auch mehr Wasser bringt, jedoch einen sehr hohen Fluoranteil hat. Wir kennen ja Zahnpasta mit Fluoranteil, um die Zähne härter zu machen. Hier in diesem Wasser ist der Fluoranteil jedoch so hoch, sagte man uns, dass die Zähne überhärten und splittern. In der Tat sahen wir oft auch Kinder, deren Schneidezähne ganz braun waren, da die Zähne in sich brechen und splittern, die sogenannte Dentalfluorose. Trotz allem ist gerade diese Fluorwasserleitung die Lebensader für die Masaaisteppe westlich des Mount Meru um die Ortschaft Odolnyo Sambu herum.

Dieter Dietzold ist besonders um den Bestand dieser Wasserleitungen besorgt, ein einfaches Rohr, das über etliche Kilometer aus den höher gelegenen Wäldern des Mount Meru bis in die Steppe verläuft. Alte Rohre, oft unterschiedlichen Durchschnitts -  etwa zwischen 1 ½ und 4 Zoll. Diese Leitung ist locker über Land gelegt, kaum geschützt, wenn sie Wege kreuzt, hängt manchmal etliche Meter über einem Tal hinüber, ohne abgestützt zu werden – ein ganz fragiles Gebilde, was diese Lebensader darstellt.

Estomi(hi), der Wasserbeauftragte der Region, überwacht diese Leitungen und ist oft herausgefordert, einen Streit um das Wasser zu schlichten. Das ist in den Fällen relevant, wenn an irgendeiner Stelle illegal Wasser abgezweigt wird oder wenn zu den Verteilerboxen, in denen Wasser auf mehrere Rohre aufgeteilt wird, eine Streitpartei meint, sie werde übervorteilt. Jedenfalls führte uns Estomi den Berg hinauf, immer in der Nähe zur Wasserleitung. Wir merkten je höher wir kamen, desto fruchtbarer wurde das Land, es wurde Ackerbau betrieben. Dann wuchsen Bäume, und irgendwann – man sprach von einer Höhe von 1600 bis 1700 Metern (wir starteten bei 800 m Höhe) – waren wir in einer Art Hochurwald. Wir gingen an einem ausgetrockneten Bach entlang. In der nun recht üppigen Vegetation kam immer wieder unsere Wasserleitung zum Vorschein, der wir folgten.

Wir waren jetzt in einer Schlucht, die sich in den Berg hineinzog, und hörten dann irgendwann ein ganz leises Rauschen. Wir waren am Ziel. Aus dem dichten Grün einer Steilwand fließt Wasser und wurde von einer kleinen Staumauer mit einer Länge von ca. 6 Metern aufgefangen. Durch ein Rohrsieb gelangt das Wasser in die Leitung. Estomihi säuberte das Sieb und nahm Zweige und Blätter aus dem Stauraum. Wir standen nun an einer Quelle des Mount Meru, eine von vielen Quellen, die komplett in eine Wasserleitung abgefüllt werden. Unterhalb der Staumauer steht diese Quelle dem Berg nicht mehr zur Verfügung, und wir standen an einem Punkt, der auch die Ambivalenz der Wasserversorgung ganz deutlich werden ließ. Das Wasser versorgt jetzt viele Menschen, aber es fehlt im unteren Bereich des Berges. Es fehlt dem Wald. Der Wald, der dem Berg das Wasser wieder geben soll.

Auf dem Rückweg sind wir ein längeres Stück zu Fuß gegangen, wo das Auto sowieso nicht so schnell vorankam. Man konnte eigentlich nicht dicht hintereinander gehen, weil der Vordermann soviel Staub aufwirbelte.

Wir waren sehr voll von Eindrücken an diesem Abend. Wir waren einer existentiellen Sache spürbar nahe. Und immer wieder sind da Fragen und Ungereimtheiten. Alles, was wir nicht verstehen. Es tut gut, jetzt wieder bei Ruth und Dieter Dietzold zu sein. Menschen, die dieses Land besser kennen, aber doch in deutschen Kategorien denken. Sie teilen manche Fragen mit uns und ….es schön, am Abend ein gepflegtes Bier …

 

                                                                                              Andreas Zander und Anne Freudenberg


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Donnerstag, 16. Oktober 2008

 

Ein Morgen im Paradies - aber mit trommelndem Regen auf dem Dach. Ungefaehr zwei Stunden lang regnete es, zum Teil richtig heftig. Schon seit langem war Regen erwartet worden und die Jacaranda-Baeume bluehen schon eine Weile.

Nach dem Fruehstueck fahren wir wieder nach Nshara, wo uns Nkya noch ein kleines Projekt zeigte, dass er fuer die Mikrokredite angeschoben hat: den Anbau von Pilzen. Dazu wurde eine extra Huette errichtet, in der die Bauern unterrichtet werden und ihre Pilze lagern koennen.

 

Danach sind wir an einer Schreinerei vorbei Huette mit Saege und vielleicht einer Drechselbank durch das Flusstal zu einer Schule auf der anderen Seite. Das Auto folgte auf der matschig-rutschigen Strasse.

 

Die Nkwasange-Grundschule ist 1975 vom Kirchhof umgezogen und zugleich verstaatlicht worden. Jetzt lernen 441 Kinder in sieben Klassen bei elf Lehrern. Die Bildung ist kostenlos, aber fuer Schulbuecher muss gezahlt werden und die Verpflegung muessen 5000 TSh pro Jahr aufgebracht werden, dazu noch Bohnen und Mais. Von der Regierung ist keine Hilfe zu erwarten.

 

Der Direktor Hamis JK Mbaga fuehrte uns in die 6. Klasse, wo Tobias den Ball und die Mannschafts-T-Shirts uebergab, die Kinder seiner Grundschule mit Spenden von ihrem Taschengeld bezahlt hatten. Die Freude war riesig und sicher wird manches Fussballspiel die Kinder ausser Atem bringen. Im Lehrerzimmer uebergaben wir die Kreide, die aus dem Lehrer-Kollegium gespendet wurde.

 

Die Gebaeude aus den 70er Jahren werden gerade zugunsten eines Neubaus abgetragen, Stueck fuer Stueck soll so die Schule erneuert werden.

 

Direkt neben der Schule steht ein Denkmal fuer die erste Schutzhuette, die sich die Missionare T. Pessler, E. Mueller, R. Fassmann, G. Althaus, A. Boehme errichtet haben, als sie auf dem Weg nach Machame (siehe Bericht vom 14.10) hier vom 3. bis 5. Oktober 1893 Rast machten. Hier haben sie sich mit Haeuptlingen der Region getroffen und auch den ersten Gottesdienst gefeiert. Der Sohn des Ninatubalema, den sie als Sklaven bei ihrer Landung in Sansibar kauften und der sie begleitet hat, lebt noch heute in Nshara und ist 95 Jahre alt.

 

Unsere Safari durch die leicht angeweichten Strassen fuehrte uns weiter zum Denkmal fuer Johannes Rebmann, der sich damit bruestete, als erster den Kilimanjaro entdeckt zu haben. Aber das ist wohl eine Frage der Perspektive, denn die Menschen hier lebten ja auch schon vor 1848 mit ihrem Berg.

 

Auf rutschigen Strassen ging es weiter nach Schottland, einer Gegend, die schon wesentlich hoeher liegt und entsprechend gruener ist, da weniger Menschen hier die Baeume maltraitieren und mehr Wasser da ist. Auch der Matsch hielt die Leute nicht davon ab, ueber viele Kilometer ihre Waren zum Markt zu bringen: handgemachte Koerbe, Loeffel und Quirle, Radios und Guertel und vor allem Obst und Gemuese. Buntes Treiben, gar nicht so laut, wie ich es erwartet hatte, aber eigentlich gar kein Platz mehr unter den Baeumen des Platzes.

 

Auf dem Rueckweg nach Lyamungo sahen wir unsere ersten Affen, nicht ahnend, dass die Gruppe, die die letzten Tage am Mt. Meru verbracht hatte, am Mittagstisch uns von Giraffen und Co. erzaehlen werden. Besonders beeindruckend fand ich aber die Interviewausschnitte aus den Gespraechen mit Maassai, die sie mitgebracht hatten - sicher gut zu lesen in den anderen Beitraegen.

 

Ein ereignisloser Nachmittag zum aufholen und auftanken in dem kleinen Paradies, bevor wir uns in die naechste Stadt stuerzen sollten: Moshi.

 

Christoph Reichl

 

Immer wieder sagt NKYA (und andere): “We need nurserys“ - und da sind immer Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Baumschulen gemeint!

 

Das Baumaterial für Lehmhütten ist tatsächlich „our soil“, also der Boden, der gerade hinterm Haus zu finden war …
Holzgerüst, die Lücken werden mit Erde zugestopft, eine Deckschicht als Putz, „das hält viele Jahre“, fasst sich fest an, ist aber sehr bröcklig

 

Frauen tragen alles auf dem Kopf (ich habe nur 1 x in 3 Wochen einen Mann gesehen, der was trug):
Eimer, Fässer, Säcke, Brennholzbündel, geschnittenes Viehfutter, Feldhacke, Regenschirm

 

Ich treffe am Waldrand eine Familie, die einen großen alten Baum zerteilt, der schon am Boden liegt: der Chef der Familie ist 24 Jahre als, Schule abgebrochen, hat Frau und 1 4-jährigen Sohn dabei, außerdem sein Bruder und seine Mutter (die einzige Frau, die ich in Tansania mit zerrissenem Kleid gesehen habe), Vater an AIDS gestorben

 

 

Bericht der anderen Teil-Gruppe aus der Massai-Steppe:
die Massai leben gern dort, weil Gott uns dahin gestellt hat, weil die Tiere Raum haben (Freiheit?);
Was wünscht ihr Euch noch im Leben? Wasser!
Kinder haben Dentalfluorose (überharte, brüchige, verfärbte Zähne durch hohen Fluoridgehalt des Wassers vom Berg)
1 kg Zucker kostet 1200 tsh;
man braucht jeden Tag für die Familie 500 g (Kalorienlieferant);
sonst Mahlzeiten Brei aus Maismehl und Wasser, samstags Reis

 

Abends 19.00 bis früh 6 Uhr (ohne Vorwarnung Stromsperre); später im Hotelzimmer in der großen Stadt: immer Kerze und Streichhölzer bereitliegend


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Freitag, 17. Oktober 2008

 

Kaum ist die Sonne aufgegangen, sorgt allerlei Getier dafuer, dass die Nacht am Fusse des Kilimanjaro unwiderruflich zu Ende ist. Eine bunte Symphonie aus unzaehligen Vogelstimmen sorgt fuer eine Atmosphaere wie auf dem Markt. Bienen vergnuegen sich im Yacarandabaum mit seinen hellblau-lila Blueten. Eine dicke Wolkendecke steht dicht ueber uns fest.

Nach dem Fruehstueck fahren wir in Richtung Moshi vorbei an hohen Bananenstauden, unter denen sich die Huetten der Bauern verkrochen haben. Spaeter koennen wir sehen, wie die Afrikaner den weissen Mais vor ihren flachen Haeusern ausbreiten und an der Luft trocknen.

 

Gespraech in der Zentrale der Norddioezese

In Moshi angekommen werden wir in der Zentrale der Partnerkirche Sachsens von Pastor Godson Mosha nach afrikanischer Sitte empfangen: Erst stellen wir uns vor, dann: Karibu! (Willkommen!) Kaum im Gespraech kommt er auf die Kardinalprobleme der Menschen zu sprechen: Wassermangel! Die Grossvaeter bauten Kanaele, die von den Fluessen abgingen, aber heute restlos vertrocknet sind. Insgesamt sind von den ehemals 300 Fluessen nur noch 80 vorhanden. Darueber hinaus haben die Menschen zu wenig Feuerholz, und es fehlt ihnen an Elektrizitaet. Durch den Anstieg der Temperaturen breitet sich in den Bergregionen um den Kilimanjaro vermehrt Malaria aus. Durch die steigenden Existenzprobleme koennen Kinder zunehmend nicht in die Schule geschickt werden. Die Folgen sind Analphabetismus und Rueckgang muehsam erworbener Bildungsmassnahmen. Ein Problem haengt mit dem anderen zusammen: Weniger Baeume, weniger Wasser, geringere Ertraege etc. Interessant fuer uns ist, dass die Kirchen seit 2005 dazu ermutigen, vor der Konfirmation bzw. vor der Taufe (bei Erwachsenen) 10 Baeume zu pflanzen. Auch wenn manche die fertigen Setzlinge nicht bezahlen koennen, macht die Kirche durch diese Aktion wirkungsvoll auf das Problem der dringend notwendigen Bepflanzung aufmerksam. Auf ihrer Synode 2006 beschaeftigte sich die Norddioezese mit dem Thema „Rehabilitation der Schoepfung“. Auch in der Genesis setzte Gott den Garten Eden, bevor die Menschen darin Wohnung fanden. Zum Ende des Gespraechs ueberbringt Christoph Reichl die offiziellen Gruesse der saechsischen Landeskirche.

Dann schauen wir uns eine kirchliche Kreditgenossenschaft an, die Gemeinden und Kirchenmitgliedern die Moeglichkeit einraeumt, Anteile zu erwerben und Kleinkredite zu Niedrigzinsen zu bekommen. Es ist ein Signal an die Menschen, oekonomische Schwierigkeiten mutig anzugehen und nicht in den wirtschaftlichen Miseren zu versinken.

 

Besuch im Coffeeboard

Mittlerweile hat die afrikanische Hitze den Tag an sich gerissen. Unser eng gestrickter Zeitplan fuehrt uns zur KNCU, der „Kilimanjaro Native Cooperation Union“ – ein Dachverband der 92 Organisationen, die mit dem Kaffeeanbau in Verbindung stehen, unter sich vereinigt. Wir wollen der Frage wirtschaftlicher Fairness nachgehen: Entspricht der Handel mit dem Kaffee den Prinzipien globaler Gerechtigkeit? Bekommen die Bauern einen angemessenen Preis?

Wir werden vom Manager der Kooperative Patrick Shirima wiederum nach afrikanischer Sitte empfangen. Vorstellung – Karibu! Er, ein lebendiger Mann mit offenen Augen, berichtet uns kurz aus der Geschichte der Organisation: Deutsche Missionare brachten 1898 den Kaffeeanbau mit. Da es aber schon frueh Probleme mit dem Verkauf gab, etablierte sich 1933 die Organisation und entwickelte ihre Arbeit mit Ausnahme der sozialistischen Zwischenzeit stetig. Heute gehoeren 60.000 Mitglieder zur KNCU. Nachdem 1993 der Kaffeemarkt privatisiert wurde, sollten alle Mitglieder ihre Ertraege an die Gesellschaft verkaufen, was einige allerdings bis heute nicht tun. Afrika ...

Insgesamt sind im letzten Jahr 1.057 t Kaffee aufgekauft worden. Normalerweise waren es sonst ueber 2.000 t, doch Unwetter haben viele der empfindlichen Blueten zerstoert. Waehrend Christoph eifrig uebersetzt, telefoniert unser Manager mal wieder so zwischendurch. So sind sie nun mal. Wer nicht alle Nase lang angerufen wird, scheint nicht wichtig zu sein.

Wir erfahren, dass die KNCU ins Fairtrade-Programm aufgenommen wurde, was viele Vorteile fuer den Kaffeeanbau und -verkauf mit sich bringt. Zwar war der Kaffeepreis in den letzten drei Jahren weltweit gut, jedoch garantiert der Fairtrade-Verkauf viele Vorteile:

1. Der Preis fuer den Kaffeeverkauf bleibt konstant (plus Praemien).

2. Den Mitgliedern der Organisation werden fuer weniger Geld neue Kaffeesetzlinge bereitgestellt, was sehr wichtig ist, da viele Kaffeepflanzen mit schon 100 Jahren Lebensdauer (!) schon veraltet sind.

3. Experten beraten die Kaffeebauern in Fragen des Umweltschutzes, der Kompostierung und anderen relevanten Fragen.

4. Jaehrlich bekommen 250 Schueler, deren Eltern Mitglied in der KNCU sind, eine Unterstuetzung fuer die Secondary School.

5. Zu den Kaffeesetzlingen gibt die Organisation mitunter auch einen Baum als Schattenspender hinzu.

Insgesamt ist der Organisation daran gelegen, die Qualitaet des Kaffees staendig zu optimieren, aber auch quantitativ den Ertrag jeder einzelnen Kaffeepflanze zu steigern.

Ernuechternd bleibt fuer uns die Information, dass vom gesamten Kaffeeverkauf bislang lediglich 15-20% ueber Fairtrade verkauft werden. Es gibt einfach noch nicht genug Abnehmer. 80% des Exportes gehen nach Europa; 20% nach Japan und in die USA.

Nicht ohne Stolz erzaehlt uns der Manager, dass sich die KNCU das Ziel gesetzt hat, den Ertrag der Kaffeeernte bis 2010 zu verdoppeln. Darueber hinaus wollen sie in den naechsten drei Jahren 200.000 neue Setzlinge gegen alte austauschen und 25.000-40.000 Baeume pflanzen. Werden die Kaffeeplantagen vernachlaessigt, stagniert die gesamte Entwicklung.

Zum Schluss laedt er uns zu einer Tasse Kaffee ein und entlaesst uns mit dem Wunsch nach fairem Tourismus, was so viel heisst, wie: Besuch doch mal deinen Kaffeebauern vor Ort ...

 

Ausklang

Ein bisschen platt von den ganzen Informationen, fahren wir ins Uhuru-Hotel, ein Hostel der lutherischen Kirche. Nach dem Essen lassen wir uns ins Innere der Stadt bringen und tauchen ein in den suesssauren Geruch und das chaotische Treiben einer bruetend heissen afrikanischen Stadt.

In unserer Feedbackrunde am Abend nehmen wir uns dringend vor, in den kommenden Tagen die verschiedenen Eindruecke und Informationen zu sortieren.

Irgend wann schluepft dann jeder unter sein Moskitonetz in der Hoffnung, gut durch die warme Nacht zu kommen.

 

Albrecht Mantei (Stralsund)

 

 

Morgenandacht: Lied „Aus meines Herzensgrunde …“; 3. Strophe: „Du wollest auch behüten mich gnädig diesen Tag … vor Wassersnot … vor bösem schnellem Tod“ ---
wie aktuell das hier wird

 

Pastor Mosha:
in seiner Kindheit war Wasser ein freies kostenloses Gut
vor wenigen Jahren kostete ein Pickup voll Holz 15.000 tsh, jetzt 55.000;
Was ist zu tun?
+ Familienplanung (liegt in der Entscheidung von IHR oder IHM)
+ Bäume pflanzen (Gott hat auch erst Bäume gepflanzt, ehe er den Menschen schuf)
+ Unterstützung durch die Kirchgemeinden; Konfirmanden sollen/müssen Bäume pflanzen; sollen in die Familien hineinwirken

Analphabetismus nimmt wieder zu, das Geld in den Familien reicht nicht für Schulgeld, Schuluniform, Schul-Essen
Kaffe war der Geldbringer, jetzt Krankheit (coffee berry desease) und fehlendes Wasser

 

In der Kirchenbank:
Energiepflanzen, Biotreibstoffe?
es gibt ausländische Investoren, die auf großen Flächen Jatropha, Zuckerrohr anbauen

 

Coffeeboard:
Viele Kaffeesträucher in der Region sind hundert Jahre alt;’
Ernte pro Strauch 200 g Kaffeebohnen pro Jahr (roh, ungeschält);
Verbesserung der Erträge durch:
neue Pflanzen

Bessere Ausbildung
Kompostierung
“fair tourism“ = „Ich besuche meinen Kaffeebauern!“

 

Uhuru-Hotel (uhuru = Freiheit):
ich esse Maisbrei (schmeckt nach nichts)
am Nebentisch essen zwei grazile Afrikanerinnen mit den Händen

beim Spaziergang in Moshi macht unser afrikanischer Fahrer den Reißverschluss an meinem Rucksack zu: „nicht alle Menschen sind freundlich“


Samstag, 18. Oktober 2008

 

Kurz nach 9.00 Uhr – 3.00 Uhr tansanische Zeit – holte uns Benjamin mit dem Landcruiser ab und brachte uns zu der ca. 5 km entfernten „Ushirika wa Neema“ (Gemeinschaft der Gnade) am Stadtrand von Moschi. Wir passierten das Tor mit den hier üblichen Wachposten und wurden von der stellvertretenden Oberin Sr. Joyce willkommenen geheißen. Uns umgaben saftiges Grün, Blumen und gepflegte Wege zu weißen Häusern mit zumeist runder Grundfläche. Die „Ushirika wa Neema“ ist eine Gemeinschaft lutherischer Schwestern der Norddiözese, die sich 1980 zusammengefunden haben, um hilfebedürftigen Kindern Unterstützung zu geben. Heute sind es 80 Schwestern, von denen 40 direkt auf diesem Gelände wohnen. Sie leben von ihrer Arbeit in Garten und Stall, von einem Buchladen und der Produktion von Oblatten. Auch außerhalb arbeiten die Schwester als Lehrerinnen in Schulen und Kindergärten.

Frauen, die in die Kommunität eintreten wollen, bringen ein Führungszeugnis ihres Pfarrers und erhalten einen dreitägigen Schnupperkurs. Danach werden sie eindringlich dahingehend interviewt, ob es ein Ruf Gottes ist, der sie dazu führt, Leben und Arbeit dieser Gemeinschaft auf sich zu nehmen.

Dann trat Pastor Urio und der Juniorpastor Daniel Laki ein, die die Einrichtung seelsorglich begleiten.

Zur Kommunität gehört ein Waisenhaus mit derzeit 42 Kindern, ein Montessorivorschule für ca. 80 Kinder sowie eine Ausbildungsstätte für Montessoripädagogen. Tansania ist ein Land, in dem 120 verschiedene Stämme leben. So ist es Aufgabe der Vorschule, dass die Kinder Englisch oder Kisuaheli soweit lernen, dass sie die sich anschließende Schule meistern können.

Inzwischen ist Sophia Urio gekommen, die Frau des Pastors, die selbst in England Montessoripädgogik studiert hat und die die Ausbildungsstätte leitet, von denen es fünf im ganzen Land gibt. Gerade in der  Norddiözese sollen alle Vorschulen von der Montessoripädagogik geprägt sein, um den verbreiteten rigiden Unterrichtsformen entgegen zu wirken. Sophia Urio führte uns durch das College, in dem sich die Studenten die Materialien für die Arbeit mit den Kindern selbst herstellen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Jedes Jahr werden 32 junge Frauen, manchmal auch ein Mann aufgenommen. Jährlich zahlen sie 1 Mio Shillinge (1000 US Dollar), was privat oder durch die entsendenden Kirchengemeinden aufgebracht werden muss. Wir haben erfahren, dass es für die dann ausgelernten Montessoripädagoginnen oftmals schwierig ist, eine ausreichend bezahlte Anstellung in den Gemeinden zu bekommen. Das hängt einerseits mit der Finanzschwäche der jeweiligen Kirchengemeinde als auch mit mangelnden Bewusstsein zusammen, dass Bildung etwas kostet.

Dann zeigte uns Sophia Urio die Klassenzimmer und erklärte uns die Materialien für den Unterricht mit den Vorschülern, die sich in fünf Kategorien teilen: Das praktische Leben(Ziel: Selbstdisziplin und Verantwortung), sensorische Medien (Vorbereitung auf Mathematik), Lesen und Schreiben, Mathematik, kulturelle Bereiche.

Wir gewannen den Eindruck, dass vieles in Art und Weise von eigentlicher Montessoripädagogik weit entfernt ist, müssen uns aber eingestehen, dass diese Einrichtung im Vergleich zu anderen landesüblichen Vorschulen eine gute und notwendige Alternative darstellt.

Die Vorschüler zahlen 50.000 Shillinge pro Jahr (50 US Dollar) für drei Stunden am Tag und eine Mahlzeit.

Nun wurden wir an Schwester Joyce übergeben, die uns durch das Gelände führte. Wir warfen einen Blick in die Oblattenherstellung. Da wird Weizenmehl mit etwas Wasser verrührt und für zwei bis drei Minuten in eine Art Waffeleisen getan, das mit entsprechenden Prägungen versehen ist. Danach werden die Oblatten ausgstanzt. Den Rest bekommen die Tiere. Aus zwei kg Mehl werden sieben Beutel zu je 1000 Oblaten gefertigt, die wiederum zu je 2000 Shillinge (2 US Dollar) u.a. an die Katholiken verkauft werden.

Weiter ging’s durchs Gelände.

Die Kommunität ist in der glücklichen Lage über einen eigenen Grundwasserbrunnen zu verfügen. Vorbei an einer kleinen Samendarre kamen wir zum Schweinstall, in dem wir acht Deutsche Hausschweine vorfanden (zum Teil mit Ferkeln).

Dabei sei erwähnt, dass die Gründung der Gemeinschaft auf zwei deutsche Schwestern aus Augsburg zurückgeht, die bis 1997 hier lebten und wirkten.

Wir sahen Bienenstöcke, Kaninchen, Puten, Hühner – alles hauptsächlich für den Eigenbedarf – und kamen zum Kuhstall. Die ca. 12 Tiere haben alle ihren eigenen Namen wie z.B. „Reformation“ oder „Halleluja“ so wie gerade Geburtstag fiel. Der Kuhmist wird in eine Biogasanlage aus dem Jahre 1984 geleitet. Die – gut gepflegt – fast den gesamten Heizbedarf der Küche deckt.

Nach dem Besuch eines Schwesterwohnhauses hatten wir noch eine Begegnung mit den Studentinnen der Ausbildungsstätte nach der Art eines sozialistischen Freundschaftstreffens. Da ging es mehr um Höflichkeiten, ein wirklicher Austausch war (zumindest im offiziellen Rahmen) nicht möglich.

Es gab noch Mittag und eine kleine Auswertungsrunde.

 

Der Rest des Nachmittags war zur freien Verfügung. Immer mehr nutzen wir die freie Zeit für die Erholung. Wir spüren wie Hitze, ständig neue und interessante Begegnungen und das Hantieren in drei Sprachen uns physisch wie auch mental anstrengen.

Am Abend des Tages waren wir dankbar, vor allem dafür, dass einem von uns, der fast von einem Auto überrollt wurde, nichts passiert ist.

 

                                                                                                                                 Andreas Zander

 

Samstag, 18.10.08

 

Montessori-Ausbildung,

z.Z. 64 Mädchen, älter als 18 Jahre, Sekundarabschluss (Abitur); werden Kindergärtnerinnen
betrieben von einem Schwestern-Konvent

 

an der Wand im Klassenzimmer ein Poster mit Darstellung der Evolution des Lebens;
„Die Kinder müssen das wissen, wenn sie in die Welt draußen gehen“;
daneben ein Kalender von der tansanischen Agentur für Meteorologie
(an anderer Stelle unserer Reise wird als wichtiger Tipp vermittelt, täglich den Wetterbericht anzuhören)

Biogasanlage,
Fäkalien von wenigen Rindern, 4 Gärbehälter, Gas wird in der Küche genutzt (zum Kochen);

Anlage läuft seit 1984 (!) unverändert (!)

Leiterin der Schule hat Biogasanlagen in Deutschland gesehen „Biogas aus Mais – das darf man hier in Tansania nicht einmal denken!“

 

In Moshi beim Spazierengehen Bedrohungsgefühle (ständig angesprochen)


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Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Sonntag, 19. Oktober 2008

 

Moshi zeigte sich uns heute von seiner heissen und schwuelen Seite. Unsere Morgenandacht in der Chapel nutzten wir diesmal als Chorprobe in Vorbereitung fuer den Gottesdienst. Dadurch kamen wir etwas spaet zum Fruehstueck. Das Buffet war wieder fast leer. Wie Hohn klingt da die Werbung, die in einem unserer Zimmer haengt, das Uhuru haette das beste Fruehstuecksbuffet von ganz Tanzania. Benjamin holte uns um 9 Uhr ab und brachte uns nach Nshara zum Gottesdienst, der um 10 Uhr beginnen sollte. Unsere Blaeser nutzten die verbleibende Zeit, um sich einzublasen. Aber Nshara hat auch einen Posaunenchor, der recht leistungsfaehig und gut vorbereitet war, sodass unsere 3 Blaeser sich lieber einreihten und kein Solo ablieferten.

 

Die Liturgie war wieder einigermassen vertraut, diesmal gehalten auf Kimachagga, denn die meisten Gemeindeglieder sind Chagga. Leider fehlte uns ein Uebersetzer. Wir wurden zwar begleitet vom Assistant Bishop Frederic Shoo hoechstpersoenlich. Er hatte sich bereit erklaert, Annes (Freudenberg) Predigt zu uebersetzen. Aber er sass mit Anne vorn beim Altar, so dass wir in den Baenken uns selbst ueberlassen waren, bis Nkya kam und uns etwas ins Englische uebersetzte. Anne hatte als Predigttext Psalm 1 gewaehlt und das Thema Baeume. Sie hatte wieder die Kinderzeichnungen von der Ruestzeit in Andreas’ Gemeinde dabei und gab sich grosse Muehe, einfach und anschaulich den Menschen zu erzaehlen, wie wichtig die Bewahrung der Schoepfung ist und wie die Baeume ein Gleichnis fuer unseren Glauben und unser Leben sind. Die Uebersetzung in den Chagga-Dialekt (nicht in Kisuaheli!) fiel recht ausfuehrlich aus. Mit den beschwingten afrikanischen Liedern des Chores und den urspruenglich deutschen Gemeindeliedern, von denen selbstverstaendlich alle Strophen gesungen wurden, dauerte der Gottesdienst gut zweieinhalb Stunden (ohne Abendmahl!). Die Gemeinde, selbst die Konfirmanden und Kleinkinder, hielten geduldig aus. Aber dann war immer noch nicht Schluss. Nach dem Segen setzte der Vizebischof zu einer Rede an. Er wollte die Gelegenheit nutzen, der Gemeinde die Dringlichkeit des Baumpflanzungsprogramm der Dioezese zu verdeutlichen. Erst erklaerte er den Zusammenhang zwischen der Abholzung der Baeume und der Austrocknung der Fluesse und der Verschlechterung der Boeden. Dann fragte er die Konfirmanden, wer denn schon Baeume gepflanzt habe. Da meldeten sich nur zwei oder drei. Sie alle wurden noch einmal nachdruecklich gemahnt vor der Konfirmation ihre zehn Baeume, die die Gemeinde bereitstellt, auch wirklich zu pflanzen und zu pflegen. Auch auf die Frage der globalen Erwaermung ging der Vizebischof ein, indem er erklaerte, dass, wenn die Schneekappe des Kilimanjaro schmilzt, auch die Fluesse in dieser Region verschwinden. In einem zweiten Schritt forderte er dazu auf, auch im Blick auf dieses Problem nicht nachzulassen im Gebet. Die Haus- und Bibelkreise in der Gemeinde sollte jedes Treffen nutzen, fuer die Bewahrung der Schoepfung und den Erhalt des Gletschers zu beten, denn ohne Gottes Beistand koennten wir Menschen allein dieses Problem nicht loesen.

 

Nach den Worten des Bischofs zogen alle aus der Kirche aus und stellten sich auf fuer die Versteigerung der Kollektengaben. Neben Milch, Eiern, Joghurt, Bananen, Gemuese und Zuckerrohr gab es sogar einen stolzen Hahn, den Benjamin ersteigerte. Anne ersteigerte fuer uns Bananen und ein Zuckerrohr. Das wird dann morgen auf der langen Fahrt nach Singida unsere Wegzehrung sein.

 

Nach einem schoenen Mittagsbuffet fuhren wir ein Stueck zu einem riesigen Mboru-Baum, der offensichtlich mehrere 100 Jahre alt ist. Da es in Afrika keine Vegetationspausen gibt wie in Europa, kann man das Alter der Baeume nicht so einfach bestimmen. 1962 sollte dieser alte Baum auf dem zentralen Dorfplatz gefaellt werden. Der damalige Direktor der Schule, die gleich daneben stand, konnte dies aber mit seinem Engagement verhindern. Er hatte auch den Gottesdienst besucht und begleitete uns nun, ebenso Clemens Kwayu, mit dem Anne im Mai unseren Besuch in der Gemeinde Nshara abgesprochen hatte, und mit ihm eine junge Englaenderin, die seit einem Monat hier an der Secondary School unterrichtet. Der riesige Mboru hinterliess bei uns einen tiefen Eindruck. Damit wir ihn besser bewundern konnten, wurden wir eingeladen, auf das Dach der danebenstehenden Schule zu steigen. Mir war nicht klar, dass wir in einem Neubau herumstiegen. Ich hatte im Erdgeschoss zwar Schulraeume gesehen, die eingerichtet waren und damit wohl genutzt wurden, aber ich dachte, das Gebaeude sollte abgerissen werden. Die Baustelle wirkte verlassen. Stahlrohre stakten aus dem zerbroeselnden Beton, die Treppenstufen waren bruechig. Ueberall machte sich der Verfall breit. Es sah aus wie bei uns Zuhause beim Abriss der Plattenbausiedlungen. Spaeter erfuhren wir, dass das Gebaeude vor fünf Jahren soweit errichtet worden war und dann fehlte offenbar das Geld zur Fertigstellung.

 

Oben auf dem Dach - wir standen in der prallen Sonne - fassten wir uns alle an den Haenden und jeder sprach ein kurzes Gebet in der Sprache seiner Wahl: Kisuahili oder Kimachagga, Englisch oder Deutsch. Es war ein zutiefst beruehrender oekumenischer Moment der Gemeinschaft. Am Ende der Runde sprach der Vizebischof den Segen in drei Sprachen.

 

Dann trennten sich unsere Wege. Jeder fuhr nach Hause. Wir kehrten ins Uhuru Hotel nach Moshi zurueck und hatten den Nachmittag fuer uns.

 

Uta Gerhardt

 

 

Kirchenlieder nach deutschen Melodien des 19. Jh. Sehr getragen;
Liturgie: eine grelle Posaune bläst ständig die Melodien für Pfarrer und Gemeinde vor bzw. mit

 

Der Vize-Bischof hält noch eine eindringliche Zusatzpredigt: Pflanzt Bäume!!!
(Jugendliche sollen vor ihrer Konfirmation jeder 10 Bäume gepflanzt haben)

alle ziehen singend aus der Kirche aus, draußen Versteigerung (Milch in Kanistern und Flaschen, Eier, Tomaten, Paprika, Bohnen, Bananen, Zuckerrohr)


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Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

20. Oktober 2008: Reise nach Singida

 

Heute stand unsere große gemeinsame Reise nach Singida auf dem Programm. 410 km nach Südwesten auf 170 km befestigter und den Rest auf unbefestigter Straße. In Deutschland wäre dies kein weiteres Gesprächsthema und wohl in vier Stunden erledigt, aber in Tansania ist dies ein anstrengendes Tagesprogramm von zehn Stunden. Nach langen Hin und Her fuhren wir nun doch nur mit einem Auto, Gepäck auf dem Dach zwei Leute plus Fahrer vorn und acht auf den zwei gegenüberliegenden Bänken zusammengedrängt.

 

Über User River und Arusha fuhren wir auf der A 23 und A 104 (dies sind keine Autobahnen) bis zum Abzweig des Tarangire-Nationalparks. Ab da verwandelt sich die noch recht gut befestigte Straße in eine Schotterpiste mit ständigen Löchern und Bodenwellen. Unsere Reisegeschwindigkeit verringerte sich auf 35-50 km/h, selten 60 km/h. Aber da kam schon der Ruf von hinten, bitte eher Pole, Pole fahren, (dies ist Kisuaheli und bedeutet „langsam, nur ruhig“) es schüttelte einen zu sehr durch.

 

Um die Mittagszeit erreichten wir Babati und machten eine längere Pause, wo es Reis und Gemüse und wieder mal Coca Cola gab. Hier waren wir als Weiße wirklich eine absolute Ausnahme, denn hierhin verirrt sich kein Safaritourist mehr. Weiter über Dareda fuhren wir am beeindruckend schönen und 3417 m hohen Berg Mt. Hanang vorbei weiter Richtung Singida. Nach sechs Stunden Fahrt entdeckte Christoph, dass leere Wasserflaschen ein gutes Luftkissen für das arg strapazierte Gesäß und Rückrat sind, was durch die reichlich angefallenen leeren Wasserflaschen gleich mehrere ausprobierten.

 

Anne´s Ankündigung, doch schon vielleicht 16.00 Uhr in Singida einzutreffen wurde ab 15.30 Uhr halbstündig nach hinten verschoben. Nach mehreren etwas genervten Rückfragen gab es ab 17.30 Uhr nur noch die Ansage: “Wir werden vor Dunkelheit eintreffen“.

 

Im ganz neuen, für tansanische Verhältnisse recht noblen Gästehaus einer katholischen Schwesternschaft wurden wir für die Strapazen der Reise entschädigt. Alle genossen eine saubere Dusche und das leckere Abendbrot.

 

Zur Abendrunde kam noch kurzfristig der stellvertretende Bischof der Zentral-Diözese zu einem ersten Gespräch. Interessant war von seinem Lebensweg zu hören, wie er als Muslime aufgewachsen, als heranwachsender Junger Mann zum Christentum übertrat und später Theologie studierte. Er berichtete von einem relativ entspannten Verhältnis in der Singida-Region zwischen Christen und Muslimen. Man lädt sich zu gemeinsamen Festen ein und auch sonst begegnet man sich in vielen Bereichen sehr offen. Nur die Extremisten auf beiden Seiten bringen Unfrieden in die Beziehung.

 

 

Tobias Richter

 

Unterwegs am Straßenrand „Markt“; hunderte von Menschen unter einem riesigen Affenbrotbaum (5 Meter Stammdurchmesser!), Gemüse, Textilien, Viehhandel

 

Unterwegs eine Gruppe von Kamelen (!?)

 

Ein Massaikind am Straßenrand bekommt eine Banane geschenkt und isst als erstes – die Schale


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Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Dienstag, 21. Oktober 2008

 

Der Tag beginnt mit Regen. Seit Juli ist kein Tropfen gefallen, versicherte uns spaeter der Manager der Bank, in der wir, die lange Schlange vor dem Schalter vermeidend, privilegiert durch unser Weissein im Chefbuero dann mit seiner persoenlichen Hilfe unsere Euro tauschten.

 

Vorher aber eigentliches Programm: Besuch beim Bischof der Zentraldiozoese. Nach nettem Smalltalk, der auch den vorjaehrigen Besuch des Bischof in Pommern aufnahm, machten wir einen Besuch in der, so betonte der Bischof ausdruecklich, mit deutschem Geld aufgebauten Kirche. Jetzt muss freilich das Asbestdach erneuert werden. Hier aber des Vorganges, nicht der Umweltprobleme des Asbestdaches wegen.

 

Beim Kaffee-Tee dann wurde der Bischof foermlich: Seine Ansprache, handschriftlich niedergelegt, begann mit dem Erbe der Leipziger Mission, berichtete aktuelles Leben in der Diozoese und nahm dann auch detailliert das Anliegen unseres Besuches auf. So vorbereitet hatten wir noch keinen unserer Gastgeber erlebt und ein paar Notizen sollen hier auch wiedergegeben sein:

Geschichte:

1911 kamen hierher die ersten Missionare der Leipziger, drei Jahre uebrigens nach ihren katholischen Kollegen, die schon in diesem Jahr den 100sten Jahrestag hier feierten. 1915 gab es dann auch die ersten vier Taufen und 1915 noch weitere acht, ehe in der Folge des ersten Weltkrieges das Missionswerk 1917 mit der Internierung der Missionare unterbrochen wurde. Erst 1926 haben Missionare der amerikanischen Augustana Mission an der lutherischen Tradition anknuepfen koennen, 1958 wurde dann aus dieser Tradition heraus die Lutheran Church of Central Tanganyika gegruendet, die 1984, jetzt unter Leitung einheimischer Bischoefe in die Evangelican-Lutheral Church of Tansania (Central Synod) sich einrachte.

Arbeit:

Die Zentraldiozoese arbeitet in einer von Muslimischer Bevoelkerung dominierten Umgebung. Bislang versicherte der Bischof, war das, obschon ein Wachstum des muslimischen Einflusses festzustellen ist, kaum Probleme. Freilich, rund um Singida werden Moscheen gebaut, mit Geld aus Saudi Arabien, aber insgesamt war das Zusammenleben entspannt, zumal Christen und Muslime manchmal sogar in einer Familie auftreten und ein Wechsel nicht eine Ausnahme ist. Am Vorabend trafen wir den Assistent Bischop, der selbst als 21jaehriger erst Christ wurde, der Schatzmeister der katholischen Diozoese, der in der Cafeteria mit mir und Christoph ein Soda trank, erzaehlte ganz entspannt von seiner Schwester, die Muslima geworden war.

Erst in den letzten Jahren treten Probleme auf, die der Bischof mit auswaertiger Hetze gegen die Bibel beschrieb und die er Al Kaida zurechnete. Sie faenden aber noch kaum Widerhall in der Bevoelkerung.

Projekte:

Vor der Tuer der bescheidenen bischoeflichen Residenz stehen zwei nagelneue Traktoren, die aus einem Regierungsprogramm stammen, dass eine Art Maschinen- und Traktorenausleihstation, Ostdeutschen als MTS bekannt, installieren will. Nur 1% der Farmer arbeitet bislang mit Maschinen, die meisten noch mit der Hacke, nur einige mit dem von Tieren gezogenem Pflug. Es geht um Intensivierung des bislang nur als Subsistenzwirtschaft betriebenen Feldbau in Richtung auch von darueber hinausgehendem Anbau von Cashfruit, also geldbringendem Anbau von vermarktungsfaehigen Produkten. Das Ergebnis haben wir spaeter auf dem Markt besichtigt: Sonnenblumenoel ist ein wichtiges regionales Produkt geworden.

Das zweite Projekt war in gestalt des Koordinators anwesens. CAPU meint “Crafts and Artisan Promoting Unit” und ist das Ergebnis einer Spende von Hildesheimer Handwerksmeistern. Eine einfache Schmiede, zwei Drehbaenke, eine Abrichte und ein paar andere in Deutschland ausgediente aber funktionierende metallbearbeitende Maschinen sollen in die Lage versetzen, vor ort noetige Dinge herzustellen und/oder zu reparieren. Dachrinnen werden hergestellt, wichtig fuer die Initiative “Water-Harvest, die in der Regenzeit Wasserreserven fuer die trockenperiode erschliessen will, auch Geraete, die Sonnenernergie zum Kochen nutzen und so den Holzeinschlag mindern helfen koennten, sind in Fabrikation. 30 Stueck pro Jahr ist wenig, aber ein Anfang. Die Presse fuer Ziegelsteine ist offensichtlich eine Eigenerfindung, aber scheint zu funktionieren.

Ob die Hildesheimer Meister mit der Ordnung in der Werkstatt und mit dem Pflegezustand der Maschinen immer zufrieden sind, sei dahingestellt. Aber sie kommen jedes Jahr und bringen das Gewordene ein Stueck weiter, wird uns versichert.

 

Das nachfolgende Gespraech mit dem Bischof ist sehr offen. Zum Verhaeltnis Frau/Mann angefragt, sind frauenbewegte Menschen mit der Antwort sicher eher unzufrieden. Sie erfolgt freich auf dem Hindergrund einer noch weitgehend polygamen Gesellschaft,, die wohl auch von und in der Kirche toleriert wird, oder toleriert werden muss. Das hatten wir schon bei den Massai gehoert, wo aber mindestens die Evangelisten auf die Vielehe verzichten muessen. Dass die jungen Leute ueber Vielehe anders denken und ihr kritisch gegenueberstehen deutet aber gesellschaftlichen Wandel ebenso an, wie in der Kirche die Ordination von Pastorinnen. Im gesellschaftlichen Bereich ist da und dort die traditionelle Rolle der Frau schon lange – wegen des tasanischen Sozialismus? –- ueberwunden. Frauen als Managerinnen, als Parlamentarier und selbst als Minister sind selbstverstaendlich.

 

 

Jetzt merkt die diensttuende Schwester Abendruhe fuer den Rechner an (22.45 Uhr): Kurz also: Nachmittags Marktbesuch, sehr „strange“, spaeter Besuch des eigentuemlichen Naturphaenomens Salzsee.

 

Michael Goering

 

 

Richtiger dicker Regen!

 

Als wir unsere Mahlzeit in einem „Straßenrestaurant“ beendet haben, stürzt eine Frau von der Straße zum Tisch hin, rafft mit beiden Händen die Reste zusammen und stopft sie sich in den Mund

 

CocaCola ist allgegenwärtig: sponsert alle Schilder – Ortsnamen, Läden, Hotels

 

 

erstes Treffen mit Bischof Sima:

Landwirtschaft in der Region produziert fast nur für den Eigenbedarf der Familien;

Anbau von Mais, Sorgum, Hirse, Sonneblumen, Süßkartoffeln, Erdnüssen, roten Bohnen, Kürbissen, Tabak,
Sonnenblumen bringen Geld,
Haupt-Bearbeitungsgerät: Hacke, nur wenige nutzen Pflüge mit Tieren, Traktoren weniger als 1% (an der Bischofskirche stehen drei nagelneue Traktoren, die sollen in einem Projekt ausgeliehen werden können),
Aufgabe der Kirche: to support the people and the creation;
es gibt hier nur eine Regenzeit (über 1-3 Monate), dann 9 Monate trocken und windig;
dramatischer Anstieg der Bevölkerung, besonders bei den Vieh-Nomaden, lassen sich nicht kontrollieren, sie (ihre Tiere) fressen alles kahl, die Böden sind dann nicht mehr für Landwirtschaft geeignet,

 

Jatropha-Anbau?
es läuft ein großes Projekt dazu an,
aber ob da genug herauskommt? Noch wiss. Forschung nötig, derzeit wäre das Öl wohl teurer als herkömmlicher Dieselkraftstoff;
Jatropha-Anbau auf jeden Fall gut zur Erosionsminderung

 

Später Nüsse der Jatropha-Pflanze gesehen; ernüchternd klein;
der Pfarrer zeigt uns, wie er früher als Kind damit eine Kerze für seine Hütte gebaut hat:
ölhaltige Früchte (hintereinander) auf einen Dorn gespießt, lässt sich mit Streichholz anzünden, brennt als schwaches Flämmchen gleichmäßig runter


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Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Mittwoch, 22. Oktober 2008

 

Ueberraschend begann der Tag mit einem Besuch bei den katholischen Bruedern. Der Schatzmeister der Dioezese, Edward Mapunda, und der Pfarrer der Bischofskirche, Simon Gwanoga, fuehrten mit uns ein erstaunlich offenes Gespraech. 1908 kamen die ersten katholischen Missionare hierher. Als Probleme, die heute besonders dringlich sind, wurden diskutiert:

1. AIDS als toedliche Pandemie, die auch Priester toetet.

2. Umweltzerstoerung, die sich besonders in den Folgen der Entwaldung zeigt

3. Krebserkrankungen nehmen stark zu

4. Armut der Strassenkinder

5. Drogenprobleme

6. fruehzeitige Heiraten, die zum Schulabbruch fuehren

6. Albinos, die in Tansania relativ haeufig vorkommen, werden mit aberglaeubischem Hintergrund getoetet

Die katholische Kirche veranstaltet Seminare fuer Jugendliche zu AIDS mit dem Ziel, dass sich Verhalten aendert und offen ueber die Krankheit gesprochen wird. Die CARITAS sorgt fuer bessere Ernaehrung, was die Ueberlebenschancen von AIDS-Kranken deutlich verbessert (sie werden oft von ihren Familien verstossen). In der Dioezese sind offiziell 2-3% der Bevoelkerung HIV-positiv, die Dunkelziffer liegt jedoch weit hoeher (noch immer Tabu-Thema). Kondome? ...??? umstritten, die Jugendlichen sollen ihr Verhalten aendern, verantwortlich miteinander umgehen.. Kondome sind hier a) nicht sicher und werden b) nicht systematisch und immer verwendet, viele bleiben - gerade weil es Kondome gibt - nicht treu.

 

Mit der Umweltzerstoerung umzugehen, faellt schwer, weil es zum Bauemefaellen zur Brennmaterialgewinnung keine Alternative gibt; Solarstrom ist noch unbezahlbar teuer.

 

Zum Glauben: Viele Menschen in Tansania praktizieren zwei Dinge: tagsueber beten sie, und nachts gehen sie ihren alten Kulten nach. Es gilt jetzt, die guten Werte der afrikanischen Kultur und Theologie mit dem christlichen Gedankengut zu verbinden: wirkliche Afrikaner und wirkliche Christen sein!

Am Schluss sangen wir gemeinsam in Deutsch und Kisuaheli "Lobet den Herren".

Die naechste Begegnung hatte sich auch ueberraschend ergeben. Wir trafen Mike Wilhelm Kitwaka. Er ist Vizepraesident der aus den USA kommenden Nichtregierungsorganisation "Outreach International Tansania". (später wird von Bischof Sima klargestellt: die Organisation gibt’s wohl nur in / für Tansania, die sind ziemlich autonom und machen eine gute Arbeit, bringen das, was sie angefangen haben, auch zu Ende!)

Inwieweit die "Fernsteuerung" aus Amerika das Bild verzerrt, war fuer mich nicht klar erkennbar. Der Mann hatte einen ueberzeugenden Ansatz und interessantes zu zeigen. Er war der erste in seinem Dorf, der die Secundary School absolviert hat, studierte dann Tierarzt in Arusha, ging aber in sein Dorf zurueck. Dort redete er mit den Aeltesten: was sind die Fragn, die Euch am meisten bedraengen? Es ging um 1. Wasser (Krankheitserreger), 2. Bildung (Einrichtung einer Sec. School und 3. Verbesserungen in der Landwirtschaft. Und das wurden die Prioritaeten fuers Programm. An 58 Stellen wurde nach Wasser gebohrt, die Schule wurde mit Materialien unterstuetzt, den Farmern wurde duerreresistentes Saatgut zur Verfuegung gestellt und sie wurde geschult. zur medizinischen Versorgung wurde ein "portable Doc" eingerichtet, eine mobile Versorgung (die Leute muessen nicht in die Stadt gehen). Kinder und schwangere Frauen werden geimpft (TBC, Windpocken, Masern).

 

Wir besichtigten ein Bauwerk kurz vor der Inbetriebnahme. Hier soll fuer zunaechst 250, spaeter 500 (von etwa 700) Strassenkindern in der Stadt Singida die Essensversorgung organisiert werden. Sie kommen in der zweistuendigen Mittagspause dorthin essen. Sie wohnen in der Regel bei Verwandten, die aber das Essen nicht bezahlen koennen. Unter dem Gebaude befindet sich ein grosser Tank (15 x 10 x 3 Meter), in dem in der Regenzeit Regenwasser vom Dach ueber Dachrinnen gesammelt wird (in den trockenen 9 Monaten kommt Wasser aus dem Netz der Stad, das aber nicht ausreicht). Ueber Elektrolyse wird durch Sonnenenergie Salzloesung elektrolysiert, und das Chlor dient zur Desinfektion des Wassers, das dann Trinkwasserqualitaet haben soll. In einem Lager besichtigten wir Riesenstapel von getrockneter Nahrung (Getreideprodukte, Vitamine, Mineralstoffe usw.) in Kartons zu je etwa 20 Tueten verpackt. In Wasser aufgequollen und gekocht reicht eine Tuete jeweils fuer sechs Kinder. Die Kisten kommen aus den USA (!???). Sie werden auf zwei Herdstellen zubereitet, die fuer tansanische Verhaeltnisse sehr fortschrittlich sind: Stahlkessel, mit Lehm ausgemauert (viel energieeffizienter als die ueblichen Drei-Stein-Kochstellen), holzkohlegeheizt und mit Rauchgasabfuehrung ueber einen Schornstein. In Zukunft soll die Nahrung vielleicht auch in Tansania hergestellt werden (zur Zeit aus hygienischen Gruenden schwierig). Es gab (wenige) ordentliche Toiletten, viele Wasserhaehne fuer die Kinder - hoffentlich funktioniert das alles in einigen Jahren noch so, wies gedacht ist!!!

Ein paar Kinder des Kindergartens sangen fuer uns "Gott segne Tansania"!

 

Es war schrecklich schwuel-heiss (auch fuer Afrikaner). Lautprecherwagen plaerrten Neuigkeiten durch die Strassen. Wir haben ueber unbekannte Nahrungsmittel Vermutungen angestellt und Stoffliches fuer zuhause erworben. Und Geburtstag gefeiert, weil Michael 56 Jahre alt geworden ist (im katholischen Guesthouse gibt es dafuer Bier).

 

Joachim Krause

 

Adresse:
Mike Wilhelm Kitwaka;
m_kitwaka@yahoo.com
mikekitwaka@yahoo.com

P.O.Box 1109, Arusha, Tansania

Tel. +255-784-285756, +255-754-285756, +0255-732-285756

 

Zwischenfazit in meinen Notizen:
War das wirklich nötig, dass wir zu zehnt mit dem Flugzeug mit bunten Kalendern und Bonbons hierher fliegen mussten, um uns persönlich von dem Elend hier zu überzeugen, wobei doch unser Problem lediglich darin besteht, dass wir das Elend nicht richtig fotografisch dokumentieren können …?
Kontrast: Ich sitze hier, trinke gekühltes Bier, dusche dann noch mal, und 20 km entfernt leben Menschen in undichten Hütten, die nachts stockdunkel sind, und die Wasser ausreichend nur zur Regenzeit haben und die meiste Zeit auf der Suche nach Wasser und Brennholz unterwegs sind, um zu überleben …


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Donnerstag, der 23. Oktober 2008

 

Wasser und Goldstaub

Der Himmel über Singida zeigte heute sein schönstes Himmelblau. Für uns Europäer schön anzuschauen, doch für die Menschen hier in Singida sehr bedrohlich. Der lang ersehnte Regen kam vorgestern mit viel Getöse herangebraust und blieb nur für zwei Stunden. Ein zu kurzes Gastspiel, denn Wasser ist natürlich auch das Lebenselixier der Menschen hier in Tansania. Sehr deutlich erfuhren wir die bei einem Besuch des Wasserdepartements, ein Unternehmen, das beauftragt ist, ausreichend Wasser für Singida bereitzustellen. Wie sich zeigte, ist das durch die große Trockenheit ein großes Problem. Nicht mehr alle Bohrlöcher sind mit Wasser gefüllt und so können höchstens 70% des Wasserbedarfs gestillt werden. Wir in Deutschland sprechen manchmal auch von unserer Wasserknappheit, hier in Singida sind 30 des benötigten Wassers nicht da. Einen Wasseranschluss besitzen viele Menschen nicht. So müssen sie ihr Wasser aus den 43 öffentlichen Anschlüssen zapfen. Die Vision, dass alle Menschen in Singida ein bisschen Wasser haben, wird sich erst in den nächsten Jahren erfüllen.

 

Eine zweite Sache bewegt uns noch an diesem Tage, und zwar die Frage wie sieht das Leben der Menschen in der ländlichen Region aus. Mit Bischof Sima fuhren wir in eine kleine Gemeinde. Hier lernten wir den Kindergarten kennen, sangen spielten und plauderten mit den Kindern. Wir besichtigten die Highscool und erfuhren etwas über das Frauen-Hilfsprogramm.

 

Und es gibt noch ein ganz anderes Leben um Singida herum: das Leben der Goldgräber. Wir hatten die seltene Gelegenheit, als Europäer eine Goldgräberstadt zu betreten. Für drei Stunden lernten wir das harte, harte, harte Leben der etwa zweitausend Schatzsucher mit ihren Familien usw. kennen. Hier lernte ich das Wort „Goldrausch“ erst richtig verstehen. Denn wohl nur im Rausch kann man ein solches Leben voller Entbehrungen und voller Gefahren ertragen. Die anbrechende Dunkelheit zwang uns jedoch zum Aufbruch.

 

Viele Erlebnisse an diesem Tage gilt es, nun noch zu überdenken. Und doch schweifen meine Gedanken nach Hause nach Gützkow. Ich grüße meine liebe Gemeinde, Jung und Alt, Groß und Klein, und meiner lieben Familie gebe ich einen dicken Heimweh-Kuss.

 

Martina Jeromin, Gützkow

 

 

Donnerstag, 23. Oktober

 

Besuch im Waterdepartment in Singida

An diesem Morgen werden wir von Isaak im waterdepartment empfangen. Das waterdepartment ist eine Regierungseinrichtung für die Region Singida. Hier gibt es 22 Bohrlöcher, die als Tauchpumpen arbeiten. Davon sind zurzeit aber nur 16 wegen der Trockenheit in Betrieb. Die Bohrlöcher haben im Durchschnitt eine Tiefe von 90 m. Es gibt ein Interesse mit Hilfe von Regierungsgeldern gegebenenfalls tiefere Bohrungen zu ermöglichen. Die jetzigen Bohrungen sind flach und hängen von der Regenzeit ab. Salz geht in die Bohrlöcher, aber liegt noch unter dem Grenzwert. Das Wasser wird gechlort.

Singida hat 81.000 Einwohner. Das sind etwa 4.000 Haushalte. Davon bekommen 50.000 Einwohner das Wasser zu Hause, die anderen 30.000 Einwohner holen sich auch das Wasser, zahlen aber nicht dafür. Es gibt die Tradition, dem Fremden Wasser abzugeben. Wasseruhren sind bisher kaum vorhanden, so dass man nichts über den eigentlichen Wasserverbrauch sagen kann.

Insgesamt gibt es 43 öffentliche Wasserentnahmestellen. Die öffentliche Ausgabe ist hauptsächlich für arme Leute. Für 20 Liter zahlt man 10 Shillinge. Die Wächter bekommen dabei 30% der Tageseinnahmen. Ansonsten kann jeder Haushalt den Wasserverbrauch mit einer Flatrate von 5000 Shillinge pro Monat bezahlen. Dabei geht man von 10 m3 Wasser aus. 1 m3 Wasser kostet 400 Shillinge.

Es war nicht immer üblich, dass man für Wasser bezahlt hat. Erst 1995 begann man in Arusha, Moshi und Tange für Wasser Geld zu nehmen. Das war ein Erfolg, um deutlich zu machen, dass das Wasserholen auch etwas kostet. Momentan gibt es noch 60.000.000 Shillinge Außenstände. Die Leute zögern zu zahlen.

Isaak hebt hervor, dass sie in der Zwischenzeit von Kategorie C zu Kategorie B aufgestiegen sind. Dies hängt von der Versorgungsleistung ab. Bei Kategorie C ist man völlig von der Regierung abhängig. In der Zukunft streben sie Kategorie A an, um von der Regierung unabhängig zu sein und damit auch die Kontrolle über die Wasserversorgung zu haben.

Zudem suchen sie Firmen für tiefere Bohrungen, die u.a. durch die OPEC gesponsert werden sollen. Ziel ist es, 50.000.000 Liter Wasser am Tag zu fördern.

Das Sammeln von Wasser – rainharvesting - ist politisch gewünscht, wird aber nicht finanziell unterstützt.

1986 hat eine australische Firma Windpumpen aufgestellt, die aber nicht richtig funktionieren. Sie brauchen mehr Wasser als der Wind schafft. Für einzelne Dörfer gibt es unabhängige Windpumpen.

Die Regierung hat als Richtwert vorgegeben, pro Tag im Durchschnitt 90 Liter (pro Haushalt) zur Verfügung zu stellen. Aber bisher ist es nur möglich, 50 bis 60 Liter Wasser am Tag zur Verfügung zu stellen. Für die Landwirtschaft und Industrie wird dabei kaum Wasser gegeben.

 

Besuch in Kinampanda

Nach einer Stunde Gespräch laufen wir zum Catholic Guesthouse zurück. Hier teilt sich unsere Gruppe. Martina, Joachim, Tobias, Uta und Anne fahren mit Bischof Sima Richtung Kijota. Und der Fahrer Isaii bringt Andreas, Albrecht, Christoph, Barbara und Michael unter der Begleitung von Pastor Kahola nach Kinampanda. Wir fahren über staubige Straßen, um uns herum sehen wir Steppe. Pastor Kahola erzählt, dass das mal anders war und hier viel Wald stand. Aber weil die Vögel die Samen und Früchte wegnahmen, sollten sie keine Rückzugsmöglichkeiten haben. Und so wurden die Bäume abgeholzt.

 

In der Schule in Kinampanda

Wir erreichen die Tumaini Secondary School in Kinampanda. Und mit uns kommen noch drei Evangelisten, ein Kirchenältester, der Pastor – der zugleich auch Mitglied im Schulvorstand ist -, die Vorsitzende einer Frauengruppe und ein Kreissynodaler. Der Direktor M.A. Degeleki begrüßt uns herzlich.

Die Schule, die von amerikanischen Missionaren gegründet wurde, gehört zu den ältesten Schulen im Land. 1940 wurde sie gebaut. Ursprünglich war es ein College für Lehrer. Seit 2007 ist es wg der Disziplin nur noch eine Mädchenschule. Die Folge ist, dass die Leistungen besser geworden sind. 450 Schülerinnen besuchen diese Schule. Interessant ist, dass die aus allen Teilen des Landes kommen (Tabora, Arusha und Moshi). Sie haben nur sieben Lehrer/innen. An sich bräuchten sie 17 Lehrer/innen. Das Bildungssystem stammt aus der Zeit von Nyerere. Ziel ist es, daß 50% der Schülerinnen auf die Secondary School soll und 25% soll nach der 10. Klasse das Abitur machen können. Jede Schülerin muss pro Jahr 70.000 Shillinge für den Schulbesuch zahlen. Früher zahlte die Regierung auch die Fahrtkosten.

Im Lehrplan stehen alle Inhalte drin, aber weil sie zu wenig Lehrer haben, können sie inhaltlich nicht alles abdecken. Die Schülerinnen werden in sieben Hauptfächer unterrichtet: Suaheli, Englisch, Religion, Geographie, Physik und Chemie. Landwirtschaft (?) wurde als Fach aufgegeben. Ökologie steht im Lehrplan, aber die Lehrer haben es nicht gelernt. Auch das AIDS-Problem wird nicht vermittelt.

 

Es gibt einige Probleme

·      Wasser bekommen sie aus einem Brunnen, aber die Pumpen arbeiten oft nicht.

·      Sie haben zuwenig und viel zu alte Bücher

·      Ein weiteres Problem ist die Erhaltung der Gebäude, u.a. ist das Abwasser von der Toilette kaputt.

·      Sie brauchen Feuerholz zum Kochen und versuchen dementsprechend Bäume nachzupflanzen, aber sie vertrocknen.

 

Zwei Köche arbeiten in dieser Schule und kochen täglich Maisbrei mit Bohnen. Aus Dänemark wurden holzsparende Öfen eingerichtet, so dass der Wasserwärmer mit den Abgasen versorgt werden kann.

 

Issak führt uns in einen großen Raum. Es wirkt wie eine Turnhalle. Hier sitzen die Schülerinnen und richten erwartungsvoll ihre Blicke auf uns.

Etwa 10 Schülerinnen werden für ein Gespräch mit uns ausgewählt.

 

Frage: Was ist schön, und was macht es schwierig, hier zu leben?

Die lange Dürre entmutigt sie; die Entwaldung und dass es zu wenig Wasser gibt; die Bodenerosion und Überweidung; überhaupt die schlechten Klimabedingungen

Frage: Was ist euer Wunsch für die Zukunft?

Ein Mädchen sagt: Ich möchte Ärztin werden, um gegen die Krankheiten wie AIDS etwas zu tun

Eine andere mit Kopftuch: Ich möchte Rechtsanwältin werden – das ist ein Herzenswunsch

Eine weitere möchte auch Anwältin werden, um etwas gegen die Korruption im Land zu tun.

Frage: Ihr seid für lange Zeit hier in der Schule – vermisst ihr Eure Familien und Eltern?

            Es ist gut, nicht mehr zu Hause zu sein, so kann ich hier etwas lernen.

Für die jüngeren unter ihnen, ist es schwerer. Sie haben oft Heimweh, denn sie können während der ganzen Schulzeit nur vier Mal für einen Monat im Jahr nach Hause.

Frage: Ihr lebt hier als Muslima und Christinnen – wie ist der Umgang miteinander?

            Im Chor antworten sie: gut.

 

Fragen der Schülerinnen an unsere Gruppe:

·      Ihr seid hierher gekommen, um die Umwelt zu erforschen. Was bringt Ihr, um uns zu helfen? (Antwort: wir kommen, um zu sehen; wir bringen keine fertigen Antworten)

·      Können wir an dieser Schule nicht auch die ökologische Kochvariante – mit Kochspiegel- nutzen?

 

 

 

Besuch in der Kirchengemeinde:

Ingesamt gehören zur Gemeinde 1000 Mitglieder. Am nächsten Sonntag sollen 200 Leute getauft werden. Hier gibt es auch Pflanzprojekte. Die Jugend ist dazu angehalten, Bäume zu pflanzen. Daher ist jeder Besucher auch eingeladen, einen Baum zu pflanzen.

Und so darf jede/r von uns einen Baum pflanzen.

 

Wir sind herzlich in der Kirchengemeinde willkommen und dabei ergibt sich ein Gespräch:

U.a. ein Evangelist erzählt von der Arbeit in den Kirchengemeinden:

Es gibt ein Problem, dass einige Leute sich anderen Konfessionen/Religionen zuwenden.

            Denn da wird für die Probleme der Leute gebetet und Heilungen durchgeführt.

Bibelstudygroups verschwinden, denn die Leute haben keine Zeit die Bibelstunden ausreichend vorzubereiten.

Unter den Gläubigen ist Synkretismus zu beobachten, weil die Ethik nicht beachtet wird.

 

Auf dem Rückweg nehmen wir im Landcruiser einen Arzt von der Dispensary mit. Wir kommen miteinander ins Gespräch, u.a. erfahren wir, dass AIDS immer noch ein Tabuthema ist.

Und wir fragen ihn, warum es auffällig viele Albinos hier in Tansania gibt. Das hängt mit der Inzucht zusammen. Für Albinos ist das Leben hier sehr schwer, zum einen sind ihre helle Haut und die empfindlichen Augen der heißen Sonne Afrikas ausgesetzt. Und zum anderen gibt es den Mythos, dass ein Körperteil eines Albinos - am besten von einem Baby – Glück bringt. Und so kommt es häufiger vor, dass schon Albinobabys getötet werden.

 

Wir lassen an seinem gewünschten Ort ausstiegen. Voller Eindrücke im Gepäck kommen wir am Abend im Catholic Guesthouse an. Hier treffen wir auf die andere Gruppe, die noch im Goldrausch ist.

 

 

                                                                                              Andreas Zander und Anne Freudenberg

 

23.10. Fahrt mit Bischof Sima in sein Heimatdorf und zu den Goldgräbern

Besuch bei Pastorin Sarah Edmurd in ILONGERO;
alleinstehend, in einem mehrheitlich islamisch geprägten Dorf,
sie macht jetzt erst ihr Abitur;
“Haus“ ohne Strom, kein Kerosin, gekocht wird in der „Küche“ (Bau aus ungebrannten Lehmziegeln), dichter Rauch

Unterwegs (sein täglicher Weg von Dienstsitz nach Hause) erzählt Sima:
vor 5 Jahren war hier noch alles grün, es gab Bäume, er hat nachts noch Leoparden und andere Wildtiere getroffen, die sind jetzt alle verschwunden;
jetzt wird gesiedelt, abgeholzt, dazu gab es mehrere trockene Jahre,
noch könnte der Boden wieder begrünt werden, aber zunehmend Erosion, hier wird wohl in wenigen Jahren Wüste sein;

ein Stück von seinem Haus entfernt zeigt er uns einen idyllischen Hügel: „Zebraland“, die Tiere kamen noch vor wenigen Jahren hierher zur Tränke, jetzt gibt es keine Zebras mehr, und die Menschen nutzen die Quelle, den kleinen Teich für ihr Trinkwasser;

der Bischof zeigt uns die Kirche in seinem Dorf:
das Dachgebälk dieser Kirche wurde (vor 20/30 Jahren?) mit Holz aus Madagaskar errichtet (einheimisches Holz war damals noch tabu)

 

Start zur Goldmine (? Bischof war auch noch nie dort)
10 km über Stock und Stein; erst gelber sandiger, dann roter Boden, später schwarz, besonders fruchtbar;
unterwegs besondere Gesteinsformation: „Zeichen Gottes“ (oder „Zeichen der Götter“?) –
sie weisen den Geologen den Weg zum Gold;

plötzlich in der Steppe Strohdächer, Menschen;
wir fahren durch eine Goldgräbersiedlung (ab hier sieht alles aus wie in einem Film aus den wilden Zeiten im 19. Jahrhundert in den USA);
Hütten, „Saloons“, „Hotels“ – errichtet mit Wänden aus Tangen, verflochten mit Sonnenblumenstängeln, Plasteplanen als Dach, hier auch viele Frauen, Kinder;
1000 bis 2000 Bewohner; misstrauische Blicke;

Wir fahren weiter auf den gegenüberliegenden Berghang;
dort zahlreiche Gruben, Löcher, „Schächte“ im Boden,
Halden aus weggeschüttetem Gestein, dazwischen  Männer, die das feinere Gestein mit flachen Schüsseln herausgraben, dann im Wind langsam nach unten rieseln lassen – Staubfahnen;
über den „Schacht“-Löchern Holzstangen, rechts und links in Astgabeln gelagert,
à Seilwinden um Menschen hinabzulassen und abgebautesGestein heraufzuholen;
wir fotografieren fröhlich, aber dann kommen von allen Seiten abgerissene Gestalten heran, , Dutzende, grummeln, drängen uns in eine der Hütten;
es stellt sich heraus, dass das das „office“ ist; über uns wedelt eine zerflederte Plasteplane;
Der Chef des Ganzen, Peter Walo, begrüßt uns, zunächst finstere, aggressive, bedrohliche Stimmung; (Tel. 0783-228282 0764-450029, P.O.Box 06, Mtingo, Singida)
wir tragen uns in das Gästebuch ein, das natürlich auch hier ausliegt;
die Stimmung wird besser;
ich frage, wo wir hier sind, Peter muss nachdenken, dann schreibt er in mein Notizbuch den Ortsnamen MPAMBAA (vielleicht war das die offizielle Namensgebung?);
wir bekommen stolz ein Steinchen gezeigt: GOLD! (ich sehe nichts);
die Arbeiten in der Goldmine haben am 28.Mai 2008 begonnen;
die damals 23 ersten Goldgräber sind die Eigentümer; sieben davon werden uns im weiteren jeweils als „director“ vorgestellt; die „Gemeinschaft“ aller hier regelt ihre Angelegenheiten selbst; der Ertrag einer Woche wird unter alle verteilt (abhängig von Fleiß und Glück);
in der Mine arbeiten dauerhaft etwa 1000 Männer (zwischen 14 und 70 Jahren alt), dazu kommen weitere 1000 Gelegenheitsarbeiter, die nach wenigen Wochen wieder weg sind,

Peter (er war in seinem früheren Leben Lehrer) führt uns die „Technologie“ der Goldgewinnung vor:
nach vielen Probeschürfungen an der Oberfläche ist die „Goldader“ gefunden worden,
entlang einer geologischen Verwerfung wird nun ein Schachtloch neben dem anderen in die Tiefe getrieben (Handarbeit, die tiefsten Löcher haben jetzt 15 Meter erreicht, solch ein Loch kann Monate dauern; es gibt inzwischen einen dieselmotorgetriebenen Presslufthammer);
für die bevorstehende Regenzeit wird jetzt ein großes Dach errichtet (bisher ein Holzgerüst), das die Förderlöcher trocken halten soll;

Das gebrochene Gestein wird mit Seilwinden nach oben gebracht;
mehrere dieselmotorgetriebene Steinmühlen zermahlen das Gestein mit Stahlkugeln zu Staub;
dann erfolgt zum einen mechanische Trennung: das Gesteinsmehl wird mit Wasser vermischt (Wasser ist kostbar und muss von weit her am Fluss geholt werden); auf einer schiefen Ebene aus Holzbrettern läuft die Suspension über Sackleinwände, die unterschiedliche Faserstruktur haben, tatsächlich bleiben millimetergroße Goldflitter darin hängen;
was über diese Rampe gelaufen ist, wird erneut in Wasser aufgeschwemmt, dann wird immer wieder abgegossen, und unten bleibt noch einmal das schwerere Gold „sitzen“;
es gibt noch eine Trennmethode, die mit Quecksilber arbeitet: aus Mahlstaub und Wasser wird ein Brei angerührt, dazu kommt eine Handvoll Quecksilber, alles wird durchgeknetet, dann wird das Quecksilber in einem Säckchen wieder herausgepresst; hier hätte ich  nun erwartet, dass das Gold als Amalgam im Quecksilber enthalten ist und nun vielleicht das Quecksilber verdampft wird, abdestilliert (was eine schlimme Belastung für Mensch und Umwelt darstellt); aber Nein: die Goldgräber vermuteten das Gold im Säckchen (praktisch an den Poren herausgefiltert ???);
die ganze Truppe gewinnt in der Woche 1 bis 2 Kilogramm Gold (eine Kugel wie ein größerer Apfel);
es gab weitere abenteuerliche selbstgebaute (der Stolz der Konstrukteure war deutlich) technische Gerätschaften und Einrichtungen (z.B. ein Schmiede-Gebläse, das über eine Fahrradfelge und Treibriemen von Hand gekurbelt wurde, der glühende Meißel wurde dann auf einer alten Autofelge geschmiedet;

Halb war es wie in einem alten Film, halb war es ein Albtraum,
aber die Männer sind hier, weil sie für sich eine Perspektive sehen, vielleicht die einzige …


Freitag, den 24. Oktober 2008

 

Besuch bei Grace Mesakis – districtofficer (Landrätin)of the Irambadistrict

In ihrem Büro wurden wir herzlich willkommen geheißen- eine kleine Frau mit einem Telefon, das in einer Holzkiste aufbewahrt wurde, empfing zum Gespräch:

 

Auch Grace Mesakis begann mit dem Thema Wasser. Der Regen entscheidet alles. Die Bauern in der Region betreiben Subsistenzwirtschaft, haben damit gerade ihr eigenes Auskommen. Sie verwaltet ein Gebiet mit 376.000 Einwohnern.

Sie nannte zwei große Probleme für die Region:

  1. Bildung: Der Analphabetismus nimmt wieder stärker zu, weil die Bildung heute nicht mehr kostenlos ist. Außerdem ziehen die Viehzüchter von Ort zu Ort, so dass ein regelmäßiger Schulbesuch nicht mehr möglich ist. Bei all dem nimmt die Bevölkerungsanzahl immer mehr zu. Sie bräuchten daher mehr Lehrer und Schulen.
  2. Gesundheit: Für die gesamte Region stehen nur zwei Krankenhäuser (ein lutherisches und eins von der Regierung) zur Verfügung. Eigentlich bräuchten sie in jedem Ort eine Dispensary.

 

Die hauptsächlichen Ressourcen in dieser Region sind Sonnenblumen. Sie erhoffen durch einen großen Investor aus Singida finanziellen Zugewinn. Das Sonnenblumenöl wird durch die Nachfrage aus anderen Regionen wieder teurer. Sie haben ein zentrales Aufkaufzentrum für Sonnenblumenöl errichtet. Beim Verkauf wird es versteuert, welches dann auch ihnen zugute kommt. Im letzten Jahr hatten sie Einnahmen von 50 Mio Shillinge.

Eine einfache Familie verdient 280.000 Shillinge, eigentlich bräuchten sie aber 1 Mio Shillinge.

 

Sie haben ein Trainingszentrum für maschinisierte Landwirtschaft und dort kann man sich für 4.000 Shillinge pro Tag einen Pflug ausleihen.

 

Prinzipiell gehört der Regierung das ganze Land. Die Dorfebene verfügt über das Land und teilt es zu. Erst dadurch haben die Bauern normale Eigentumsrechte an diesem Land. So ist es den Bauern nun möglich über einen längeren Zeitraum ihre landwirtschaftliche Nutzung der Flächen zu planen.

Sie weist auch auf das Problem der Abholzung in ihrem Bereich. Auch hier ist es so, dass selbst gepflanzte Bäume normalerweise nicht gefällt werden dürfen. Legaler Holzschlag wird vor Gericht gebracht und führt normalerweise zu Gefängnisstrafen. Für einen gefällten Baum sollen 10 neue gepflanzt werden, aber letztendlich hält sich kaum einer daran.

 

Vor dem districtoffice fiel uns ein Monument auf, auf dem viel geschrieben stand. Dabei handelt es sich um die Zielsetzungen der Regierung, in einer speziellen Interpretation für diese Region. Um diese auszuarbeiten kamen die Menschen der Region in drei Gruppen zusammen: Frauen, Männer und junge Leute.  Jede Gruppe erstellte eine Rangliste der Ziele, die sie für am dringlichsten hielten. Grace Mesakis bekommt als districtofficer Gelder von der Regierung und muss dann entscheiden, wie viel sie davon gleichmäßig auf alle Dörfer aufteilt und wie viel sie für gezielte Projekte verwendet.

 

Besuch in der Bibelschule in Kiomboi

Als wir aus dem Büro von Grace Mesakis kamen, regnete es. Steven holte den Landcruiser und wir fuhren zur Bibelschule Kiomboi. Wir passierten das Eingangstor und gelangten so auf das große Gelände. Ich freute mich besonders Alex Mkumbo wieder zusehen, den ich von seinem Besuch in der Pommerschen Kirche her kannte und der inzwischen nun Leiter der Bibelschule geworden war.

In einem großen Raum waren auf einer erhöhten Ebene Stühle für uns bereit gestellt worden – für uns zur Ehre. Aber um ein gutes Gespräch miteinander führen zu können, nahmen wir die Stühle und stellten sich nach unten in einen Kreis vor die Bänke der Studierenden auf. Etwa 30 Pastoren und Theologiestudierende, zumeist Männer hatten sich versammelt und beäugten erst noch etwas skeptisch, was nun passieren sollte.

Wir wurden offiziell von Alex Mkumbo willkommen geheißen und Albrecht, Barbara und Andreas spielten zu Beginn mit den Blasinstrumenten einen Choral. Damit war das Eis gebrochen.

Ich stellte unsere Gruppe und unser Anliegen der Reise vor – zum Thema Klimawandel und globale Gerechtigkeit wollten wir mit ihnen sprechen. Darauf entstand für etwa drei Stunden ein sehr intensives und auch kontroverses Gespräch.

Daraus einige Ausschnitte:

 

Ein älterer Mann:

Die Natur kontrolliert uns. Ich weiß nicht, ob es schon immer einen Klimawandel gibt. Der Regen kommt jetzt sehr früh, sonst ist erst im Oktober da.

Ein Pastor:

25% der Bevölkerung sind vom Land abhängig. Lange Trockenzeiten führen zu Hunger. Wir sind vom Regen abhängig, sonst gibt es kein Essen. Wir spüren, dass sich die klimatischen Bedingungen verändern. Wir fragen uns, wann kommt der Regen. Selbst wenn es regnet wissen wir nicht genau, ob das dann schon der Beginn der Regenzeit ist. So warten die Bauern, die sonst nach Weihnachten mit der Saat beginnen. Der Regen ist sehr unzuverlässig. Und wenn die Regenzeit jetzt beginnt, dann wissen wir nicht, wann sie zu Ende ist- vielleicht im Februar?

Es gibt Berichte darüber, dass Leute aus Arusha hier herkommen und Holzkohle             holen. Wir hier sind Bauern und Viehzüchter – ohne Wasser sterben wir.

Der Klimawandel fordert die ganze Gesellschaft

Anne:

Ihr predigt jeden Sonntag zu den Menschen. Was sagt Ihr ihnen? Welche biblischen Texte sind die Grundlage dafür?

Ein jüngerer Pfarrer:

Die Texte aus der Genesis sind Grundlage– der gute Garten, der die Früchte hervorbringt und die Aussage, Gott ist gut.

Ein Theologiestudent:

Die Natur kontrolliert uns. Man sollte aufhören die Bäume zu fällen, aber dann gibt es keine Nahrung. Ich kann nur sagen, dass wir aufhören sollten, Bäume zu fällen. Wir müssen Elektrizität verwenden, aber die ist nicht da. So werden wieder Bäume gefällt.

Die Tiere werden durch die Flüsse getrieben, die auch die Menschen brauchen

Für mich ist Psalm 1 ein wichtiger biblischer Text: „gepflanzt wie ein Baum an den Wasserbächen“

Einer auf der rechten Seite:

Gott gibt uns die Welt als Geschenk. Wir sollen sie nicht zerstören. Was wir brauchen, müssen wir auch ersetzen. Es ist die Aufgabe der ganzen Gesellschaft.

Ein jüngerer, der etwas später gekommen ist:

Vorbeugen ist besser als Heilen. Das Problem ist die Bildung, wie können wir  z.B. die Bodenerosion vorbeugen. Manchmal scheint es, dass es schon zu spät ist. Alle sollten zu dem Thema zusammen kommen. Muslime und Christen können gemeinsam die Probleme lösen. Wir sind junge Vögel, die beten, „gib uns Regen“.

Der Bibliothekar:

Ihr habt die Technologie, die Natur zu kontrollieren, wir nicht.

Was sollen wir armen Leute tun? Was könnt Ihr tun?

Uta:      wir wollen euch nicht belehren, sondern euch kennen lernen.

Es ist in Deutschland auch schwierig, die Gewohnheiten der Menschen zu ändern. Wir verbrauchen soviel Energien.

Christoph:

Wir hatten gedacht, dass wir die Natur kontrollieren können, aber wir können allenfalls die Natur beeinflussen.

Uta:      ein Beispiel  - die Überschwemmungen der Elbe

Wir haben da erkannt, dass bestimmte Orte in der Welt durch die Natur gefährdet werden. Eine Folge ist zu erkennen, dass die Menschen woanders angesiedelt werden müssen.

Albrecht:

Wir sind Theologen, keine Umweltexperten. In der Bibel steht: wir sollen die Erde bebauen und bewahren. Wir haben versucht die Dinge zu verstehen, aber sie sehr kaputt gemacht. Aber: wir sind Christen. Wenn ich Öl im Fluss sehe, da kann ich nur predigen: ich weine.

In Deutschland haben wir keine Grundsicherungsprobleme, wir sehen aber die Fehler, die gemacht wurden.

Es gibt viele biblische Texte zu dem Thema: u.a. die Geschichte vom Turmbau zu Babel erzählt davon, dass die Menschen immer mehr haben wollten.

Einer auf der rechten Seite:

Früher haben alle auf dem Land gewohnt. Jetzt erkennen wir die Probleme zu spät. Wir müssen in Highspeed predigen. Die Leute wissen nicht, dass das Abfressen der Weide Trockenheit erzeugt.

Ich akzeptiere nicht, dass ich arm bin. Ich habe Wissen. Ich  habe mein Wissen und meinen Geist. Wir können nicht sagen: wir sind zu arm oder es ist zu spät. Wir sind auch verantwortlich.

Ivo:       Vielleicht ist das Bevölkerungswachstum das Problem – es geht um eine bessere Bevölkerungskontrolle.

Alex Mkumbo:

zwei bis drei Jahre bevor die Leipziger Mission hierher kam, gab es eine Machbarkeitsstudie. Sie haben sich für das Land entschieden, weil es hier Wasser gab. Tansania ist sehr groß. Hier ist es sehr trocken. Früher gab es hier viele Quellen.

Der Baum vor dem Fenster ist ein Eukalyptusbaum –  und frisst sehr viel Wasser.

Wir haben Strom hier, können uns aber kaum leisten, ihn zu bezahlen.

Daher muss das Holz als Energiequelle verwandt werden. Schon bei Nyere hat man gesagt, wer einen Baum fällt, muss einen neuen Baum pflanzen. 

            Als biblische Texte fallen mir Genesis 1 und Jesaja 42 ein.

Wir benutzen auch Holz in der Küche und pflanzen es nicht nach. Die Bäume sind für Holzkohle unterschiedlich wertvoll.

Christoph:

Vor 100 Jahren führten in Deutschland die Schweine auch zur Überweidung.

In Italien gibt es immer noch Landstücke, wo nichts wächst.

Wichtig sind Aufforstungsprogramme.

Alex Mkumbo:

Wir haben für den Erhalt der Wälder auch Aufforstungsprogramme, aber sind da erst am Anfang.

Junger auf der rechten Seite:

Ich mag Bäume. Es ist wichtig das Thema klar zu definieren. Man hat die Wahl zwischen der Lebenszerstörung oder einem Übungsbuch. Was habe ich davon, viele Kühe zu haben, aber keine Lebensgrundlage. Wenn wir über die Umwelt reden, reden wir über das Leben.

Wir brauchen Bäume für Sauerstoff, aber wir haben kein Wasser.

Einer aus unserer Gruppe:

Ich lebe in einem entwickelten Land. Wir sind ein Teil der Natur.

Die Herausforderungen – in Deutschland und Tansania – sind unterschiedlich, aber in der Sache geht es um dasselbe. Dass wir weniger Autos fahren sollen, klappte erst, als die Benzinpreise hochgingen. Gottes Ruf gilt uns.

Pastor:

Deutschland ist ein industrialisiertes Land. Was tut ihr denn gegen die globale Erwärmung?

Junger auf der rechten Seite:

Wie können wir die Probleme lösen ohne neue Probleme zu schaffen?

 

Einer auf der Fensterseite:

Wie könnt Ihr die Natur des Klimawandels aufhalten?

Joachim:

Wir sind nachdenklich geworden. Alle sollten so leben wie wir. Wir sagen nun: wir sind auch ein Land, das sich entwickeln muss. Wir brauchen eine Geburtenkontrolle für Autos.

Die Ziele Deutschlands sind die ehrgeizigsten in Europa. Es soll Veränderungen in Energie und Landwirtschaftsfragen geben.

In der Zeit, wo wir hier in Tansania unterwegs sind, habe ich verstanden, dass die Probleme der Menschen in Tansania viel elementarer sind als bei uns.

Aber jeder muss sehen, was er tun kann.

Bibliothekar:

Wir sind zwei Kulturen. Die einen produzieren CO2 und die anderen schaffen Probleme durch die Kühe und die Bäume. Alle arbeiten daran, die Natur zu zerstören. Bildung in dieser Hinsicht ist schwierig. Korruption ist ein anderes Problem.

Christoph:

In Deutschland müssen wir es stoppen soweit wir können.

Bibliothekar:

Wenn wir es stoppen, dann sterben wir.

Christoph:

Man muss weitere Schritte gehen, z.B. mit Solarenergie.

Einer auf der Fensterseite fragt nach:

Wie können wir den Klimawandel kontrollieren?

Christoph:

Es geht nicht direkt. Es ist ein langer Weg zu gehen

Anne:

Es gibt den Ausspruch: wenn viele kleine Leute an vielen Orten viele kleine Schritte tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern. Jeder muss etwas vor Ort tun in dem Sinne: Global denken, lokal handeln – einen Schritt nach dem anderen gehen.

Alex Mkumbo:

Wir als Pastoren können die Kanzel dazu verwenden.

Anne:

Wir werden die Gedanken und Impulse dieses Gespräch mit nach Deutschland nehmen.

 

Am Ende unserer Begegnung übergeben wir die drei Blasinstrumente  - ein besonderer Moment dieser Reise, denn sie gehörten mit zu unserem Gepäck. Einer von den Studierenden kommt nach vorne und probiert gleich die Posaune aus. In Vorbereitung für die 100 Jahresfeier zur Mission soll ein kleines Blasorchester entstehen. Ludwig Bultmann, der im Januar für drei Monate nach Kiomboi reist, wird sie als Lehrer beim Einüben unterstützen.

 

Von den vielen Eindrücken sind wir schon k.o., aber für heute steht noch ein Besuch in der Gemeinde in Ruruma auf dem Plan. Die Kinder der Primary school und ihre Lehrer freuen sich sehr über unser Kommen.

 

                                                                                  Andreas Zander und Anne Freudenberg

 

Freitag, 24.10.2008

 

Kiomboi, Iramba
Besuch beim district officer, Grace Mesakis, einer Art „Landrätin“

 

Wichtige Fragen:
Bildung (viele Kinder bleiben zu Hause, mehr Schulen nötig, mehr Lehrer

Landwirtschaft (es sollen jetzt häufiger Pflüge eingesetzt werden; wenn der Nachbar einen Pflug hat, gehe ich drei Tage zu ihm arbeiten, dann kommt er 1 Tag mit dem Pflug zu mir); oder ich zahle 4000 tsh je acre
jeweils die ganze Dorfgemeinschaft setzt sich zusammen: Was sind unsere wichtigsten Probleme, was soll sich ändern? Männer, Frauen, Jugendliche beraten getrennt, schreiben Prioritätenlisten mit je 10 Stichworten, dann wird gemeinsame Liste erstellt, das dauert in 1 Dorf 1 Woche;
wichtig für die Umsetzung, dass die Leute das als IHR Projekt verstehen;

zu sozialistischen Zeiten, bei Nyerere, war der Grund und Boden Volkseigentum;
es gibt bis heute kein richtiges Privateigentum an Land; erst jetzt sollen Grundstücksämter eingerichtet werden, Flurkarten erstellt, Flurstücke zugeordnet werden;
noch immer ist grundsätzlich das Dorf (die Verwaltung) der Eigentümer;
Privateigentum wird langsam eingeführt (das man kaufen und verkaufen kann)

(spätere Einsichten: wer ein freies Stück Land „findet“, kann sich dort niederlassen, wenn er geht, ist es wieder ohne Besitzer, ohne Eigentum auch weniger (keine) Verantwortung, keine Rechte (z.B. gegenüber Nomaden – deren Recht ist es ja gerade, überall weiden zu dürfen (Allmende))

 

Auch eigene Bäume dürfen (eigentlich) nicht ohne Genehmigung gefällt werden,
für jeden gefällten Baum sollen (eigentlich) 10 neue gepflanzt werden,
illegal geschlagenes Holz wird (eigentlich) beschlagnahmt, zusätzlich Gefängnisstrafen

Aber die Leute brauchen eben Brennstoff …?
Auswege: bessere Öfen, Sonnenenergie (nicht zum Kochen – keine tollen Praxiserfahrungen, das dauert einfach zu lange), aber für Strom

 

 

Treffen in der Evangelistenschule:


ZITATE:

Wir Afrikaner werden von der Natur kontrolliert, bestimmt

Klimawandel? Es regnet jetzt schon, viel zu früh, die Felder sind noch nicht auf die Aussaat vorbereitet

 

Keiner von den Pfarrern kann sich elektrischen Strom leisten
(auf die Frage, die ich öfter gestellt habe, was denn 1 kWh Strom kostet, konnte mir nie jemand eine Auskunft geben)

 

Wir können unseren Leuten nicht verbieten, Bäume zu fällen, aber wir können sie bitten, Bäume zu pflanzen

 

Was ich in dieser Welt nutze, in Anspruch nehme, muss ich ersetzen

 

Die Viehhalter wissen nicht, was sie anrichten

 

Ich bin nicht arm, ich habe Wissen, kann denken, ich kann selbst etwas tun – das hängt nicht zuerst vom Geld ab; ich nutze mein Gehirn und mein Gebet.

 

Vielleicht ist das Bevölkerungswachstum DAS Problem (er wirbt für Familienplanung)

Der Eukalyptusbaum vorm Haus gehört hier nicht her, trocknet den Boden aus, die Quellen versiegen.

 

Ich kann mir nur eines leisten: Soll ich das Schulbuch für mein Kind kaufen – oder einen Baumsetzling – oder soll ich mein Getreide mahlen lassen ?

Christoph: Unsere Schweine haben vor 200 Jahren auch den Wald kahl gefressen, dann haben wir sie eingesperrt und das Futter zu ihnen gebracht – und den Wald als Wald bewirtschaftet.

 

 

Schulbesuch in URURUMA (?)

 

600 Kinder in 6 Klassen,

Kinder kommen bis zu 7 km weit gelaufen
dazwischen zwei große Flüsse, in der Regenzeit kommen die Kinder oft zu spät oder gar nicht;
in der Mittagspause (2 Stunden) gehen die näher wohnenden Kinder nach Hause essen, die anderen haben einen leeren Bauch

Probleme: Essen für Schüler, Wohnhaus für Lehrer (wohnen z.T. auch weit entfernt)

 

Kindergarten in der Kirche, davor liegt ein Haufen gebrannter Ziegel, „damit wollten wir den Kindergarten bauen, es hat nicht weiter gelangt“

 

Ein riesiger alter Baum liegt gefällt und zerlegt am Straßenrand

 

Nacht in Afrika:
auf dem Lande ist es ab 19 Uhr stockdunkel, kein Strom, kein Kerosin

 

Im Hotel sehen wir TV: Al Jazeera in englisch


Sonnabend, 25.10.08

 

Mike fährt mit uns zum Stamm der Hadzabe;
250 Mitglieder, Jäger mit Pfeil und Bogen,

vor wenigen Jahren noch nackt;

weil die Siedler mit Kühen und Ziegen und Feldbau und Brandrodung immer näher rücken, gibt es kaum noch jagdbare Tiere; jetzt essen die Hadzabe schon Affen;
Männer leben einzeln in Hütten getrennt von anderen für Frauen und Kinder, Jungen gehen mit 5 Jahren in den Wald, sorgen selbst für ihren Unterhalt, bauen eigene Hütte

 

Hütte rund, etwa 2,5m Durchmesser, 2 „Räume“, 10 (-20) Gegenstände Inventar, wichtig Pfeil und Bogen;
in der Frauenhütte etwas größere Lagestatt, davor Kochstelle, Frauenhütte hat Tür (damit Kinder nicht von wilden Tieren geholt werden)

 

Am Boden im Freien großer flacher Stein, Frucht des Affenbrotbaumes geöffnet, Nüsse werden mit zwei faustgroßen runden Steinen zu Mehl vermahlen

 

Dorfbaum, darunter „Sitzbänke“, 20 Frauen 40 Kinder,, die Männer sind auf der Jagd,
wir singen ihnen ein Lied, daraufhin beginnt der Dorfälteste zu tanzen und andere machen mit (nur die Alten singen und tanzen für uns)

 

Mike verteilt ein paar Kartons von seiner „Kraftnahrung“ aus dem Singida-Projekt

Die Kinder kriegen auch Bonbons und Luftballons

Und dann hoppeln wir wieder weg aus der Steinzeit ins 21. Jahrhundert

 

 

Unterwegs sehen wir in einer Sekundarschule: ein kaputtes Windrad (Spielzeug aus den 1990er Jahren), ein paar klägliche Solarzellen, die nicht mehr funktionieren, ein Volleyballnetz, das gerissen ist und das keiner wieder hochhängt ---
alles als Beispiel, wies nicht sein soll, meint Mike

 

 

Er zeigt uns
Mikes Projekte:
in seinem ehemaligen Heimatdorf IAMBI (besteht aus einem Verbund von 5 Dörfern) hat Mike eine Sekundarschule (mit) begründet (staatlich betrieben);
dort pflanzt jeder Schüler jedes Jahr einen Baum, der beste wird am Jahresende prämiert;
ein Windrad und eine Solaranlage pumpen Wasser, das gechlort wird und als Trinkwasser in einen Speicher gepumpt wird;
die Schüler lernen Gemüseanbau mit Bewässerung;
die Schule „verleiht“ 2-3 Kaninchen an Familien in der Umgebung und will ein Jahr später, wenn sie sich vermehrt haben, 2 zurück;
Ziegen stehen im Stall und geben 4 Liter Milch am Tag,
es gibt eine „Baumschule“, aus der Mike Bäume verschenkt


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Sonntag 26. Oktober 2008

 

Früh gehen wir quer durch die Stadt Singida zu Fuß zum Gottesdienst in die Bischofskirche. Unterwegs geschäftiges Treiben in den Straßen. Ein Großteil der Geschäfte hat geöffnet - nämlich, weil wir in einer Gegend sind, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, und da ist Freitags Feiertag, nicht Sonntag!

 

Vor der Kirche stehen noch Hunderte von Teilnehmern des ersten Gottesdienstes, der eben zu Ende gegangen ist. Die Versteigerung läuft. Dann werden wir vom Pfarrer empfangen, Absprachen werden getroffen, Dolmetscher organisiert.

 

Zum Gottesdienst spielt eine Band, die den Chor begleitet. Zusätzlich ist auch noch ein Kinderchor - fesch eingekleidet - im Einsatz. Heute wird hier der (gut lutherisch) Reformationstag (vor-)gefeiert. Das geschieht insgesamt sehr ordentlich und emotionsarm. Die Liturgie ist ausführlich, die Abkündigungen umfassen etwa 20 Punkte. Wir werden wie immer nach vorn gerufen und stellen uns vor. Albrecht (einer von uns) hält die Predigt, die vom Deutschen ins Englische und dann in Kisuaheli übersetzt wird. Im Gottesdienst finden noch sechs Taufen statt, die etwas überraschend von Anne und Albrecht vorgenommen werden. MIt zwei Liedern verabschieden wir uns von der Gemeinde und auch aus Singida.

 

Unser Fahrer Stephen ist etwas skeptisch, ob wir zehn wirklich in das Auto passen, aber vor allem, ob und wie er das umfängliche komplette Reise-Gepäck unterbringen kann. Der Dachträger des Toyota-Landcruiser ist für 60 Kilogramm gedacht, wir haben aber über 200 Kilogramm! Hochgewuchtet, festgezurrt, eingestiegen - und Abfahrt nach Dareda. Zu uns gesellt sich das Dienstauto des District-Officers Grace Misakis (die Dame ist so etwas wie bei uns eine Landrätin). Und wir fahren fast vier Stunden lang die Fernverkehrs-Hoppelstrecke zurück, die wir schon von der Herfahrt kennen. Rast in der Steppe zwischen Dornen und Staub und mit Kontakt mit Nomaden des Barabaig-Stammes. Ein Junge an der Straße wollte eigentlich Durchreisenden ein lebendes Huhn verkaufen, aber als dann wir kamen, holte er doch seine Familie herzu, Kinder und Männer (mit Hirtenstab und Speer). Bonbons tragen zur Entspannung bei.

 

Das Tagungszentrum in Dareda (errichtet von einer deutschen Partnerkirche) liegt abseits der Haupttrasse, Hinweisschilder fehlen, und so ist es am Ende nur mit Durchfragen und auf abenteuerlichen Wegen und Pfaden querfeldein zu finden. Ein idyllisch gelegenes Ensemble von Übernachtungshäusern und, Tagungsräumen, Speisesaal usw. erwartet uns. Jeder Teilnehmer schläft in einem Raum, in dem grundsätzlich vier Leute übernachten könnten (dann wäre es aber sehr eng). Die Duschen liefern solar-gewärmtes Warmwasser, die Toiletten sind die üblichen Hinhockklos. Es riecht noch intensiv nach Mückenspray. Hinterm Gelände erheben sich grüne Mittelgebirgshügel. Im Grundstück sind Ziegen unterwegs. Erst wirkt das idyllisch, aber eigentlich ist es schädlich, weil sie sich nämlich zielstrebig über die jungen Bananenstauden im (nicht eingezäunten) Garten hermachen. Sie werden von der Köchin verjagt, aber ne halbe Stunde später machen sie wieder Schaden, usw. usw. Mein Vorschlag später in unserem Workshop: Entweder einen Zaun um die Ziegen oder einen Zaun um den Garten ...

Eigentlich sollte nachmittags schon unser interkultureller Workshop beginnen. Aber wir kamen schon eine Stunde zu spät, andere Teilnehmer aus anderen Landesteilen waren noch unterwegs, als bereits tiefste Dunkelheit herrschte, und fanden irgendwann in der Nacht noch zu uns. So klang der Abend aus mit dem wechselseitigen Erlernen von Liedern: Yesu ananipenda akupenda atupenda, Yesu ananipenda yesima Biblia (etwa: Jesus liebt mich, dich, liebt uns - sagt die Bibel).

 

Noch ein kleiner privater Erfahrungs-Nachtrag zu Dareda: Ich fühlte mich einen Tag später hundeelend (Magen-Darm-Probleme, Schüttelfrost, Schwindelgefühle) - und da soll man lieber zum Arzt gehen. Wir fuhren etwa 5 km weit ins katholische Hospital nach Dareda-City. Dort war zunächst eine Eintrittsgebühr zu entrichten (etwa 1 Dollar), eine Patientenkarte für mich wurde ausgestellt, dann standen wir auf dem Gang zwischen geduldig wartenden Patienten. Als weißer Exot wurde ich bevorzugt außer der Reihe drangenommen. Der brummelige afrikanische Arzt konnte noch schlechter Englisch als ich, erfragte (und verstand?) meine Beschwerden. Weitere klärende Untersuchungen wollte er nicht anstellen, sondern entschied: könnte Malaria sein. Er schrieb ein Rezept aus, wir bezahlten an einem Schalter für die Medikamente (500 Schillinge für eine Tüte Paracetamol gegen Kopfschmerzen, weitere 450 für eine Dreitageration eines Malariamittels -früh und abends je 4 Stück). Die ersten vier Tabletten musste ich unter Aufsicht bleich mit einem Glas Wasser am Schalter schlucken. Zusammen mit all meinen anderen Tabletten ergab sich ein Mix, der mir in den nächsten Tagen allerlei Nebenwirkungen beschert hat ...

 

Joachim Krause

 


Montag, 27. Oktober 2008 in Dareda

 

Gegen 7.00 Uhr erwache ich vom Hahnengeschrei und befreie mich aus meinem Moskitonetz, das angesichts von größeren Löchern wohl nicht so sehr seine eigentliche Funktion erfüllt hat.

Vor meiner Tür steht noch die Petroleumlampe vom gestrigen Abend. Es tut gut, die frische Luft einzuatmen. Hier in Dareda sind wir in der Natur. Ich fühle mich an Zeltrüstzeiten erinnert, als ich einige aus unserer Gruppe in Schlafanzügen vor den Waschbecken sehe. Wir Frauen wechseln uns mit den Duschen ab. Zwischendrin werden die Zähne mit dem Wasser aus der Flasche geputzt.

Vor dem Frühstück noch ein Blick in unseren Gemeinschaftsraum, die Stühle anordnen, ein paar Notizen an die Tafel. Es ist schön zu sehen, wie Albrecht, Michael und Andreas mit Hesekiel und Solomon angeregt in einem Gespräch vertieft sind. Das ist das Besondere dieser Tage in Dareda - fernab von dem normalen Alltagsgeschehen, können wir uns hier begegnen und haben Zeit miteinander.

Nach dem Frühstück treffen wir uns um 9.00 Uhr im Gemeinschaftsraum. In der Mitte unserer Runde ein buntes Tuch, darauf Blumen und Ansichtskarten mit der Schöpfung abgebildet. Diese Farben tun in dem sonst etwas kahlen Raum sehr gut.

Albrecht gestaltet an diesem Morgen die Andacht- er lädt uns zum Staunen über die Schöpfung ein. „In welchen Momenten hast Du besondere Freude empfunden?“ so fragt er. Für einige Minuten der Stille gehen wir diesen Erinnerungen nach. Solche Momente geben Kraft. „Bei der Geburt meines Sohnes“, so sagt Albrecht, „bin ich mitten in der Nacht singend durch die Stadt gegangen“.

Bevor wir ins Thema einsteigen, stellen wir uns gegenseitig vor- im Raum wird eine fiktive Landkarte entworfen- dort ist Norden, hier Süden… 10 Deutsche und 10 Tansanier ordnen sich im Raum an. Jede/r hat sich aus seinem Kontext auf den Weg hierher gemacht.

Nkya, der uns in der ersten Woche in der Gegend von Nshara begleitet hat, spricht nun zum Einstieg über: die Herausforderungen des Klimawandels aus südlicher Perspektive.

Das ist ein Hauptinteresse dieses Seminar, bewusst mal die südliche und nördliche Perspektive angesichts des Klimawandels zu bedenken und zunächst voneinander zu hören.

Und so hat Joachim die gute Idee, und entwirft an der Tafel eine Tabelle mit Daten zu Tansania und Deutschland, die wir gemeinsam zusammentragen: In Deutschland leben etwa dreifach soviel Menschen wie in Tansania, wobei die Fläche von Deutschland drei Mal so klein ist wie Tansania. Während wir über eine sehr gute Wasserqualität verfügen, haben nur etwa 15% der tansanischen Bevölkerung Zugang zu sauberem Wasser. Und während etwa 80%  in Tansania von der Landwirtschaft leben, sind es in Deutschland nur 2%.

Auf dem Hintergrund dieser Fakten berichtet uns Nkya über die südliche Perspektive zum Thema Klimawandel und macht gleich zu Anfang deutlich: Hier im Süden ist der Klimawandel eine Frage von Leben und Tod, während für uns im Norden alles wie gewohnt weiter geht. Frauen und Kinder sind diejenigen, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. Er verweist auf Vertreterinnen und Vertreter in Afrika, Asien und Lateinamerika, die sich in diesen Fragen engagieren wie Vandana Shiva aus Indien oder Thousand Phiri, ein Bauer aus Sambia.

Wir müssen uns von ihm „die unbequeme Wahrheit“ sagen lassen: die westlichen Nationen verbrauchen mehr als ihnen zusteht. Die Armen werden beraubt. Um mal einen Fakt zu nennen: Ansich sind 2170 kg CO2 Ausstoß pro Person und Jahr erlaubt. Im Süden emitiert eine Person nur 600 kg; dagegen in den USA 24.000 kg und in Deutschland 10.000 kg. Und es ist diese ökologische Schuld, die Afrika daran hindert aus der Armutsfalle herauszukommen.

Uta, die gerade in der Zeit der Überflutung der Elbe als Pfarrerin in Döbeln gearbeitet hat, berichtet aus ihrer- aus der nördlichen Perspektive. Wir, als Vertreterinnen und Vertreter des Nordens sind herausgefordert, unseren Lebensstil/ unser Verhalten zu ändern. Denn es ist offensichtlich: Die Temperaturen der vier Jahreszeiten verändern sich erheblich und das hat u.a. Folgen auf die Landwirtschaft und damit auch auf die Krankheitserreger des Saatgutes.  

Nach einer Pause treffen wir uns in vier Gruppen. Eine Gruppe beschäftigt sich mit dem Thema Klimawandel und Gender; eine weitere Gruppe trifft sich, um über den Klimawandel und die sozialen Folgen zu sprechen. Die dritte Gruppe verhandelt das Verhältnis von Klimawandel und Umweltzerstörung und damit die Frage, welche erneuerbaren Energien notwendig sind.

Ich schließe mich der Gruppe an, die sich mit dem Thema: Klimawandel und Ernährungssicherheit beschäftigt. Wir setzen uns um einen kleinen Tisch im Vorraum, wo Grace und Naomi schlafen. Wir sind zu fünft: drei Frauen und zwei Männer; drei Tansanier und zwei Deutsche:  Grace Mesakis, die Landrätin vom Irambadistrict; Naomi, die in der Arushadiözese im Bildungsbereich arbeitet; der Ökonom Nkya aus der Norddiözese; Andreas, Pfarrer z.A. aus Pommern und ich.

Auch wenn diese Tage mit dem Programm sehr dicht gedrängt sind, so bin ich für diese Begegnungen hier besonders dankbar – in einem Raum zu fünft zusammen zu sitzen, und trotz Sprachbarriere zu versuchen von den je eigenen Erfahrungen zu berichten; zu merken wir sind aufeinander angewiesen, auch wenn uns manchmal noch der Zugang zum anderen fehlt und wir jeweils nur einen Ausschnitt aus der Lebenswelt wahrnehmen können.

Grace Mesakis, Landrätin aus dem Irambadistrict, hat zu dem Thema: Klimawandel und Ernährungssicherheit ein vierseitiges Papier zusammengestellt. Sie ist für 368.000 Menschen verantwortlich. 82% der Menschen leben von Landwirtschaft. Trockenheit, Überschwemmung und der zunehmende Wasserrückgang sind die Hauptursachen für den Klimawandel. Die Auswirkungen sind besonders im landwirtschaftlichen und damit auch im gesundheitlichen Bereich zu spüren. In den letzten 60 Jahren hat es immer wieder Hungerszeiten gegeben. Die Menschen konnten nicht ausreichend mit Nahrung versorgt werden. Deshalb muss man neue Anpassungsmaßnahmen entwickeln, die solche Hungerszeiten vorbeugen könne. So insistiert sie in ihrem Bereich, Landnutzungspläne zu entwickeln (für Nahrung, Samen und die Herden); Bäume müssen gepflanzt werden; Herden sollen reduziert werden, um eine Überweidung zu verhindern. Das Sammeln von Regenwasser („rainharvesting“) ist eine weitere wichtige Maßnahme und die Menschen sollen angeleitet werden, Vorräte anzulegen.

In den letzten Jahren wurden verstärkt Sonnenblumen angebaut, eine wichtige Einnahmequelle. Interessanterweise wurde bislang die Frage nach der Verwendung als Biosprit noch nicht diskutiert, u.a. weil Sonnenblumenöl teurer als der Diesel ist. Aber schon melden sich Investoren aus Skandinavien, die große Flächen mit Sonnenblumen bewirtschaften und damit Gewinn machen wollen.

Andreas  beschreibt in seinem Beitrag, dass wir in Deutschland in einer ganz anderen Situation sind. In den 70er Jahren wurde die Umweltzerstörung noch als Verschmutzung wahrgenommen. Wir konnten es sehen. Jetzt können wir es nicht mehr sehen; Klimawandel ist für uns im Norden nicht so existentiell spürbar. Deshalb haben wir auch nicht den Druck, etwas zu verändern. In Europa spielt der CO2 Verbrauch der Autos eine wichtige Rolle und man dachte, Biosprit könnte die Lösung geben. Aber entstand ein neues Problem: die Ernährungsfrage konkurriert mit dem Verbrauch von Biosprit und wird zum globalen Problem.

Durch die beiden Beiträge entspann sich dann im Weiteren eine interessante Diskussion um die Fragte der Bewusstseinsbildung und Erziehung – ein Thema sowohl in nördlicher als auch südlicher Perspektive.

 

Nach dem Mittagessen gab uns der Leiter des Zentrums in Dareda eine Führung über das Gelände – ein Projekt, das durch Brot für die Welt unterstützt wird. Bauern, insbesondere aus der Arushadiözese lernen hier u.a. die Nutzung multiplen Landwirtschaft- wie kann ich kleinere Flächen effektiv bewirtschaften. Momentan ist die Fischzucht ein aktuelles Thema.

 

Am Nachmittag präsentiert dann jede Gruppe ihre Ergebnisse. Beeindruckend ist für mich, dass insbesondere das Thema Klimawandel und Gender unter den tansanischen Teilnehmenden heftig diskutiert wird. Denn interessanterweise fordert der Klimawandel zur Veränderung der althergebrachten Rollenverhältnisse heraus (somit gibt es auch eine positive Seite des Klimawandels):

  1. die Wege bis zu den Wasserquellen sind für Frauen zu weit, deshalb müssen Alternativen gefunden werden;
  2. die Männer sind bisher für den Wald zuständig und die Frauen für das Feuerholz, d.h. für die Energiefragen. Wenn nun verstärkt Sonneblumenöl gewonnen werden soll – was bislang die Frauen verantwortet haben - und damit Geld gemacht wird, werden es die Männer sein, die die Hände für das Geld aufhalten.

Grace Mesakis weist in dem Zusammenhang ganz deutlich auf die Frage hin: how we make women to benefit?

 

Jedes dieser vier Themen bringt neue Impulse, aber hinsichtlich unseres vollen Programms wenden wir uns vor dem Abendessen der Frage zu: was  können wir  angesichts des Klimawandels tun?

Sabina Lumwe, die bei der ELCT für den Bereich soziale Fragen verantwortlich ist, führt in beeindruckender Weise anhand ihres Papers aus, an welchen Stellen sich die lutherische Kirche in Tansania engagiert. So weist sie auf den allgemeinen Ruf an alle Mitglieder hin, „Anwält/innen, Diener/innen zur Bewahrung der Schöpfung zu werden“. Den Ausgangspunkt sieht sie in der Kirche – auf der Kanzel muss der Bewusstseinsbildung anfangen. Die Kirchenmitglieder sind aufgerufen, Baumschulen zu errichten und Bäume zu pflanzen. Auch die Frage des Jatrophaanbaus wird diskutiert. Und in dem Zusammenhang weist sie auf Beispiele für Projekte zu erneuerbaren Energien. Zum Ende ihres Beitrags benennt Sabina Lumwe das Problem der Abfallaufbereitung, was im weiteren Gespräch viel Stoff bietet.

Hintergrund für meinen Beitrag ist die Teilnahme an einem Konsultationsprozess beim ÖRK im September 2008 zum Thema: Frieden auf Erden ist Friede mit der Erde. Über 20 Theologinnen und Gelehrten waren gekommen. Angesichts der Dringlichkeit des Themas, ist ein Handeln notwendig und dies ist möglich, weil wir eine gemeinsame Hoffnung teilen. Die Botschaft der Hoffnung kommt von Gott und wir sind herausgefordert auf Gottes Initiative zu antworten.

 

Der Abend steht unter dem Stichwort: Kultureller Abend. Es ist erstaunlich zu sehen, mit welcher Leichtigkeit und Fröhlichkeit diese Stunden gefüllt werden: anfangs tanzen wir gemeinsam „Hevenu schalom elechem“. Jeder hat etwas Schönes beizutragen: Gesang, Spiel.. Pantomimisch stellt jeder abwechselt typische kulturelle Eigenheiten vor: das Waschen in der Waschmaschine; das Stampfen von Hirse; das Spielen in der Sandkisten; das klassische Rollenverhältnis zwischen Mann und Frau in Tansania- es ist köstlich, wie sich alle beteiligen. Solomon und drei andere führen einen typischen Massaitanz auf- mit Sprüngen in die Luft. Als wir „Stille Post“ spielen, setzen wir uns immer abwechselnd ein Tansanier, eine Deutsche und wir müssen uns vor Lachen biegen, als uns die Sätze – mal auf Kisuaheli und mal auf Deutsch- zugeflüstert werden.

Beim Versuch einen Gordischen Knoten zu bilden, bemerkt Nkya – das steht doch als Symbol für die Komplexität des Klimawandels.

Mit dem Lied „Der Mond ist aufgegangen“ auf Kisuaheli und Deutsch beenden wir diesen wunderbaren Abend. Draußen zeigt sich der Sternenhimmel der südlichen Halbkugel- beim Betrachten kommt es mir so vor, als ob es hier noch mehr Sterne gibt als bei uns. Um 22.00 Uhr geht überall das Licht aus – Strom wird gespart -  mit der Petroleumlampe suche ich mir den Weg in mein Zimmer- unter das Moskitonetz.

 

 

                                                                                                                      Anne Freudenberg

 

Montag, 27.10.08

 

Dareda, Workshop Teil 1

10 Teilnehmer aus Deutschland und etwa 15 aus den Diözesen Arusha, Nord und Zentral  der lutherischen Kirche in Tansania

 

Zunächst tragen Nkya und Joachim einige Fakten zum Ländervergleich Tansania – Deutschland zusammen

 

Land

Deutschland

Tansania

Fläche (km2)

357.000

945.00

Bevölkerung (Millionen)

82

38

Wirtschaftskraft / Wohlstand
Bruttoinlandsprodukt BIP 2007
(US-Dollar pro Kopf und Jahr)

40.415

415

Anteil der Bevölkerung, der in der Landwirtschaft tätig ist, (Prozent)

2 %

80 %

Energieträger

 

Mehr als 90% Brennholz

Jahreszeiten

4 (Frühling, Sommer, Herbst, Winter)

1 (bis 2) Regenzeiten; 1 Trockenzeit (bis 9 Monate lang)

Stämme / Sprachen / Kulturen / Traditionen / Lebensweisen

?

130
gemeinsame Sprache Kisuaheli


Nkya und Barbara stellen die Süd- und die Nord-Perspektive zu den Herausforderungen des Klimawandels dar

 

Nkya:
für den Süden geht es um die Frage des Über-Lebens!
für den Norden stärker: business as usual managen
Skepsis gegenüber: Biotreibstoffen, Emissionshandel CO2, Markt-Regulierungs-Mechanismen;
“Wir haben ein Recht, vor der Umweltzerstörung geschützt zu werden“
2170 kg CO2 je Kopf und Jahr wäre die „erlaubte“ Menge (um Klimawandel zu beherrschen); der Süden liegt bei 600 kg, Deutschland bei 10.000;
von den natürlichen Ressourcen her ist Afrika eine der reichsten Regionen der Welt, aber auch eine der ärmsten; ökologische Zerstörung hält Afrika in dieser Falle fest;

Diskussion:
So wie jeder Deutsche meint das Recht zu haben, von der Nordsee an den Bodensee mit dem Auto zu fahren, so will der Massai seine Kühe überall hintreiben dürfen (Seid ihr denn bereit, Zäune um eure Autos zu bauen?);

Solar-Kocher funktionieren hier nicht richtig: häufig bewölkter Himmel, überall ist jemand, der fressen will (Hunde, Vögel)

 

Jatropha nur dort anbauen, wo im halbtrockenen Klima nichts anderes wächst

Potenziale weiter erkunden, aber beachten:
+ Konkurrenzsituation zur Nahrungsmittelerzeugung
+ Umweltauswirkungen

+ Biodiversität

 

Kaffeeplantagen machen die Gegend am Kilimanjaro zur Wüste

 

Afrika muss nicht nur Rohstoffe, sondern Endprodukte liefern (können); Wertschöpfung hier im Lande

 

Privateigentum an Land ist wichtig – 5-10 acres je Farmer

 

Gemeinsame Nutzung von Maschinen

 

Probleme: overgrasing (Überweidung), extensive firewood usage (Brennholznutzung)

 

 

Danach tauschen sich die Teilnehmer in vier Gruppen zu speziellen Gesichtspunkte aus.

 

Einige Ergebnissätze:

1) Klimawandel und Ernährungssicherheit:
+ Energiepflanzen verursachen weitere Abholzung, treten an Stelle von Nahrungsmittelanbau;
+ Investoren aus Skandinavien wollen in Zentraltansania z.B. in Sonnenblumenanbau investieren;
+ Flächen für Sonnenblumenanbau in den letzten Jahren auf 300% angewachsen; bisher nur Verwendung für menschliche Ernährung

 

2) K. und Genderfrage:
+ rechtliche Regelung: Landbesitzer dürfen „ihre“ Bäume fällen; Landbesitzer sind aber die Männer, die Frauen müssen dann das Wasser von weiter her holen;
+ auch Nutz-Tiere gehören in der Regel den Männern, die größere Herden wollen; aber die Frauen haben dann mit Überweidung und Bodenerosion zu kämpfen;
+ Frauen sind traditionell fürs Kochen (und damit auch für die Beschaffung von Brennholz) zuständig;
+ Beispiel: Familie besitz Ackerfläche von 10 acres, der Mann lässt sich von ausländischen Investoren überreden, 9 acres mit Sonneblumen zu bestellen, 1 acre mit Nahrungsmitteln für die Familie, dann kriegt er bei der Ernte viel Geld – aber seine 6 Kinder haben Hunger

 

3) K. und soziale Fragen (Landflucht)
+ Landnutzer brauchen (mehr) Sicherheit, dass sie auch im nächsten Jahr auf dem Land bleiben können;
+ Bildung (Aufklärung) nötig, um Konsequenzen der eigenen Lebensweise zu erkennen;
+ Stärkung der Ärmsten, auf dem Land zu bleiben
+ Kirchen sollen sich als Kirchen gegen den Klimawandel stark machen

+ Umweltflüchtlinge müssen (international) den gleichen Status bekommen wie andere Flüchtlinge

 

4) K. und Umweltzerstörung:
+ Klimawandel ist eine Realität, die Auswirkungen sind im Süden viel deutlicher zu sehen

+ die Industrieländer sind nicht wirklich / längst nicht in diesem Ausmaß betroffen

+ die Auswirkungen vor Ort zeigen sich ganz unterschiedlich (in Tansania Entwaldung, in Deutschland Verwüstungen durch Braunkohle-Abbau)

+ Jatropha-Anbau?
wenn überhaupt, dann in der trockenen Halbwüste; Berücksichtigung von Nahrungsmittelsicherheit, Artenvielfalt und Umweltauswirkungen

+ Chancen durch kooperative societies (genossenschaftliche Bewirtschaftung), Wertschöpfung muss hier im Land erfolgen (Endprodukte verkaufen, nicht Rohstoffe)

 

Mittagspause:

Landwirtschaftsprojekt von Brot für die Welt
Besichtigung
seit 1993
Farmer werden für 2 Wochen trainiert, danach „Fernstudium“, später werden sie selbst als Lehrer tätig;
Teichwirtschaft (Betonteiche, kleine Fische)
Kleintierhaltung (Enten, Kaninchen werden bereitgestellt; Ziegen nicht: zu teuer)
integrierter Ackerbau, Gemüse
Biogas verwertet Fäkalien von drei Kühen; Gas geht in die Küche;
aber die Frauen dort sind etwas überfordert, als sie die Anlage vorführen sollen, sie kochen nämlich (auch für uns in den nächsten Tagen) immer auf dem gefegten Boden vor dem Küchengebäude auf zwei Drei-Steine-Kochstellen mit Holz


Dienstag, 28. Oktober in Dareda

 

An diesem Morgen frühstücken wir  um 7.30 Uhr – mit frischen Kräften wollen wir diesen Tag beginnen. Es ist auffallend, dass sich hier in Tansania das Leben viel mehr an den Zeiten von Licht und Dunkelheit orientiert. Da wir in der Nähe vom Äquator sind, wird es meist gegen 6.30 Uhr hell und gegen 19.00 Uhr dunkel. Weil Strom gespart werden muss, gehen die meisten Tansanier gegen 21.00 Uhr Bett und stehen mit Sonnenaufgang auf. Dieser Bezug zu Licht und Dunkelheit ist mir als Europäerin verloren gegangen.

 

Dr. Alex Mkumbo, Leiter der Bibelschule in Kiomboi, hält an diesem Morgen die Andacht zu Zweite Chronik 29,12-19. Es ist ein Text, der im Agendarium der Lutherischen Kirche in Tansania für diesen Tag vorgeschlagen ist. Wir sind eingeladen, die lutherische Liturgie in Kisuaheli mitzufeiern. Alex spricht über das Thema „Zeugnis geben“: „Wir, die wir uns hier versammelt haben, um über das Thema „Klimawandel und globale Gerechtigkeit“ zu diskutieren, haben von diesem biblischen Text zu lernen. Als Ebenbild Gottes sind wird dazu erwählt, Mitschöpfer in Gottes Schöpfung zu sein. Wir haben die Herrschaft über die Ressourcen der Erde aufgetragen bekommen, aber wenn wir sehen was um uns heutzutage herum geschieht, dann scheint die Zukunft durch die Zerstörung der Umwelt außer Kontrolle geraten zu sein.“

 

Joachim kann an dem Vormittag nicht mit dabei sein, ihm geht es nicht gut – Verdacht auf Malaria. Ich mache mir große Sorgen. Christoph begleitet ihn ins Krankenhaus.

 

Nachdem wir am Vorabend die einzelnen Arbeitsgruppen aufgeteilt hatten, gibt es nun eine neue Situation. Wir bilden spontan drei Gruppen, statt der geplanten vier (1. Klimawandel und Bildung; 2. Klimawandel und globale Märkte und 3. Klimawandel und Kanzel). Interessanterweise kommen in der AG zu Bildung überwiegend Frauen und beim Thema Kanzel ausschließlich Männer zusammen. Was zeigt das an?

Ich treffe mich mit Sophia Urio, Leiterin der Montessoriausbildung, Naomi, von der Abteilung für Bildung aus der Arushadiözese, Sabina Lumwe, von der ELCT, Martina, Gemeindepädagogin aus Pommern und Nkya (als einzigen Mann) zum Thema: Klimawandel und Bildung – ein zentrales Thema, sowohl in nördlicher wie südlicher Perspektive.

Der Klimawandel so hält Naomi fest, ist vom Menschen verursacht und aus ihrer Sicht gibt es fünf Möglichkeiten diesem Problem zu begegnen: 1. Bewusstseinsbildung, 2. Informationen miteinander zu teilen; 3. Verpflichtung der Leitenden der Welt; 4. Aufforstung; 5. „den Weg vom Garten Eden“ zu leben. Die Herausforderung liegt darin, gerade jungen Menschen zu zeigen, wie die Umwelt/ unsere Schöpfung bewahrt werden soll.

Sophia Urio kann da aus der Praxis berichten, wie gerade Kinder unter einer kranken Umgebung leiden. So wollen sie den Kindern in den Montessorikindergärten schon frühzeitig beibringen, wie man weniger Energie und Wasser verbrauchen kann; dass Essen aufzubewahren anstatt wegzuschmeißen – und immer wieder auch der Gedanke, wie Müll besser entsorgt werden kann, z.B. Stoffbeutel statt Plastetüten zu benutzen.

Begeistert schauen sich die tansanischen Frauen die Bilder an, die Martina von ihrem Waldprojekt in Gützkow mitgebracht hat. „Ja so was müssen wir auch mal machen, mit Kindern in den Wald gehen, damit sie auch wieder ein Verhältnis zur Natur entwickeln“, sagt Sabina Lumwe begeistert.

 

Nach einer kurzen Kaffeepause tragen wir aus den drei Gruppen die Ergebnisse zusammen. Joachim und Christoph sind inzwischen wieder zurückgekehrt. Der Arzt hat ein Gegenmittel für Malaria verschrieben.

Für eine Stunde ist Zeit über das Thema: Klimawandel und erneuerbare Energien zu diskutieren.

Viele Impulse und Anregungen stehen im Raum- eine Fülle von Gedanken angesichts des großen Themas Klimawandel. Was können wir tun- jede/in ihrem Kontext; in der eigenen Landeskirche; und in unseren Partnerbeziehungen. Obwohl alle schon von den intensiven Begegnungen dieser Tage erschöpft sind, entsteht jetzt noch mal eine sehr kreative Phase. Mit am bewegendsten ist für mich der Moment, als die 10 Tansanier in einem Kreis zusammen kommen und sich über mögliche Vernetzungen untereinander austauschen.

In der Zentraldiözese wollen Grace Mesakis, Alex Mkumbo und Daniel Mandi u.a. ein neues Energieprogramm zu Jatropha und neue Investitionen in Wind- und Solarenergie anregen. Jede Gemeinde soll ein Umweltprogramm (mit Baumschulen, zu Biogas, Zugang zu Wasser) haben. Dabei ist es wichtig, auf die Einhaltung der bestehenden Gesetze zu achten: jede Gemeinde/Dorf soll einen geschützten Wald haben und anstelle von Eucalyptus soll Jatropha gepflanzt werden. Ein wichtiges Thema ist dabei die Bildung, um das Bewusstsein zu schärfen – die Kirchen können in dem Kontext Seminar für Pastoren und Evangelisten anbieten.

Auch die Vertreter der Arushadiözese (Hesekiel, Solomon und Naomi) nennen Bildung als den Schlüssel, dem Thema Klimawandel zu begegnen. Und das muss schon in den Kindergärten und Sonntagsschulen anfangen. Experten (Pastoren und Evangelisten) sollen auf lokaler Ebene ausgebildet werden.

Die Norddiözese will an bisherige Seminare und Workshops, die schon zu dem Thema angeboten wurden, anknüpfen. Es ist wichtig, mit den lokalen und district Behören zusammenzuarbeiten. Initiativen in den Gemeinden (Baumschulen; Frauengruppen) sollen unterstützt werden. Und immer wieder die Erinnerung an das Gelingen des Aufforstungsprogramms: jedes Kind soll jedes Jahr einen Baum pflanzen.

Sabina Lumwe, als Vertreterin der ELCT, verweist auf die Kasualien wie Hochzeiten, Taufen, als gute Gelegenheiten zur Baumpflanzaktion zu nutzen.

Auch unsere Gruppe hat überlegt, was in den jeweiligen Landeskirchen an Aktionen und Bewusstseinsbildung geschehen kann:

Thüringen: Barbara erzählt von einem Energieprojekt an ihrer Schule (es geht um den Energieverbrauch und Einsparmöglichkeiten). In den tansanischen Partnerschaftsgruppen will sie von der Reise und dem Workshop berichten. Es ist wichtig, dass die Kirche ein Zeichen für den neuen Lebensstil setzt: auf der Gemeindeebene und auf landeskirchlicher Ebene: Bsp: 1. alternative Energien in der Kirche nutzen, 2. autofreier Sonntag; 3. Fair trade in allen Kirchengemeinden, zumindest beim Kaffeeverbrauch, 4. Einfluss auf die Politik durch die Kirche (insbesondere Entwicklungspolitik)

Sachsen: es ist wichtig, Netzwerke zu bilden – d.h. das zu nutzen, was schon da ist; Verantwortlichkeiten festlegen. Auch hier wird das Stichwort Bildung genannt und darin sollte die Kirche ein Vorbild sein (nicht nur reden, sondern endlich anfangen). Es wird angeregt, dass die Teilnehmenden der Reise eine Eingabe an die Synode verfassen (eine Agenda für Fair trade und klimagerechtes Handeln); konkrete Projekte in den Kirchengemeinden zu initiieren und das Energiemanagment in den Kirchgemeinden voranzubringen.

Pommern:  Neben dem Mitteilen von Erfahrungen soll es auch um eine theologische Vertiefung gehen (die Schöpfung als Mitschöpfung zu begreifen. Die Natur ist das Du von uns Menschen.) Aus der Begegnung mit Gott kann Verhaltensänderung entstehen; eine Anregung: einfach mehr mit dem Fahrrad fahren.

Für die Zusammenarbeit der Kirchen in Tansania und Deutschland regen die Vertreter aus den drei tansanischen Diözesen an, einmal im Jahr einen Partnerschaftsgottesdienst zum Thema Umwelt zu gestalten. (z.B. am Ostermontag). Alle Diözesen sollen ein Protokoll dieses Workshops bekommen. Um miteinander in Kontakt zu bleiben, regen sie die Einrichtung eines Newsletters ein, der  vierteljährlich erscheinen soll.

 

Ganz bewegt von den vielen Eindrücken und Gesprächen, treffen wir uns zum Abschluss zu einem Fototermin unter einem Baum. Es bleibt die Hoffnung, dass die Impulse dieses Workshops mit in die Kirchen genommen werden und das etwas Konstruktives daraus entsteht  - die Chance, dass zukünftige Generationen mit in den Veränderungsprozess eingebunden werden.

 

Wir lassen Dareda hinter uns und fahren drei Stunden mit dem Landcruiser nach Karatu- unterwegs sehen wir Giraffen und Affen am Wegesrand- Vorboten des kommenden Tages, an dem wir den Nationalpark besuchen wollen.                                                                                   Anne Freudenberg

 

Dienstag, 28.10.08

 

Malaria?
mir war am Vortag schlecht, leichter Schüttelfrost,

daher am Vormittag Fahrt (mit Steven und Christoph) ins katholische Hospital nach Dareda

Eintrittsgeld von 1000 tsh entrichtet
wir werden durchs Haus geleitet und ich komme – als weißer Exot – bevorzugt dran
der einheimische Arzt spricht schlecht englisch, erkundigt sich grob nach den Symptomen, verzichtet (auch auf Nachfrage) auf die Durchführung irgendwelcher Untersuchungen;
vermutet „Malaria“ (später festgestellt: es war keine M.);

verschreibt

a)      ein Malaria-Mittel

b)      Paracetamol (gegen Fieber und Schmerzen)

Am nächsten Schalter bezahlen wir das Rezept (zusammen 950 tsh = 70 Eurocent; später in Deutschland nachgesehen: da würde das gleiche Malariamittel etwa 50 Euro kosten);
dann zum Apothekenschalter: hier bekomme ich das Verfahren erklärt und muss die ersten 4 Tabletten gleich unter Aufsicht schlucken
(Einnahme dann über drei Tage 2 x 4 Tabletten; es handelt sich um ein Antibiotikum, das für die nächsten zwei Wochen meinen Darm total entvölkert mit erheblichen Neben- und Folgewirkungen)

 

Auf der Rückfahrt stoppt Steven das Auto am „Markt“ beim „Dorfschmied“, er will ein Scharnier schweißen lassen, das „ausgeleiert“ ist;
ein kurzer Blick, dann wird das Elektro-Schweißgerät eingerichtet:
vom Schweißtransformator geht ein Kabel zu einem Metallgerüst, das auf dem Boden liegt; zwischen diesem und dem Autorahmen wird nun ein Eisenstab eingeklemmt, der die leitende Verbindung herstellen soll; ob das funktioniert, wird durch Berühren mit dem Gegenpol des Schweißgerätes geprüft; weil keine Funken sprühe, wird der Metallstab kurzerhand an Autorahmen und Bodengitter fest angeschweißt; es wird noch eine weitere Brücke angeschweißt – ein gebogener Eisenstab vom Autorahmen zum Motorraum; dann ist ein Nagel zur Hand, der das wacklige Teil verstärken soll, die Funken sprühen; und nun geht die Motorhaube gar nicht mehr zu; eine Dreiviertelstunde lang werden weitere Versuche unternommen; überall werden kleinere und größere Blessuren überschweißt, aber die Klappe geht immer noch nicht zu;
ich hole dann verschämt einen Strick aus meinem Rucksack, den ich aus Deutschland für Notfälle (was auch immer) mitgebracht habe; letztlich kann sich Steven damit doch anfreunden, und die Motorhaube wird für die Heimfahrt mit dem Strick festgezurrt

 

 

Workshop Teil 2
(ich komme erst gegen Mittag dazu,

bis dahin haben 3 Arbeitsgruppen gesessen:
a) Klimawandel und Bildung

Ergebnisse ???


b) Globalisierung ist gestaltbar
Ergebnisse ???

c) keine Ökologie ohne Gerechtigkeit
Ergebnisse:
+ der Mensch soll die Schöpfung schützen/ bewahren/ lieben/ mit ihr leben

+ der Mensch ist Mitarbeiter Gottes in der Schöpfung / ist Teil der Schöpfung

+ WIR müssen / sollen uns ändern / aber man muss den Menschen auch Alternativen aufzeigen (können)

+ der Mensch ist grundsätzlich Sünder, aber in Christus sind wir eine neue Kreatur, und auf diese Hoffnung hin dürfen / können wir handeln

+ die Kirchen haben eine besondere Stellung und Aufgabe

 

Das Thema der 4. Arbeitsgruppe wird im Plenum diskutiert
d) Nutzung alternativer Energien
Ergebnisse:

+ erneuerbare Energien können in Tansania eine große Rolle spielen
+ Wasserkraft wegen geringerer Wasserführung schwieriger
+ Solar und Wind große Potenziale (wenn auch hohe Investitionen erforderlich); Vizebischof Shoo: bei Windnutzung evtl. gemeinsames Großprojekt Staat Tansania und Kirchen

+ Biomassenutzung verstärken, vor allem Abfälle; Holzkohle durch Biogas ersetzen; Bambus

 

 

Schlussfolgerungen;
Fragen
1. What can I do in my own dioceses?
2. How can we act together with the 3 dioceses in Tansania resp.Germany?

3. What kind of cooperatives could we start between the northern and southern partners?

 

“Klimawandel ist hier in Tansania schmerzlich erlebbar (experience), in Deutschland ist das mehr auf der Wissensebene spannend (knowledge”

 

„Die Natur ist nicht (nur) Objekt, sie ist (auch) Subjekt“

 

Zu Frage 1:
immer wieder: „Bildung, Aufklärung“; Kirche als Ort der Bildung und als Autorität; Gremien gezielt einrichten
jeder muss bei sich zu Hause anfangen (privat und als Hemisphäre gemeint)

Für das Handeln konkrete Vorhaben angehen, Zeitpläne, Erfolgskontrolle

Netzwerke bilden, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten klar festlegen

Technologie-Transfer aus EU

Bessere Gesetze, Einhaltung kontrollieren

 

Zu Frage 2:
bessere Vernetzung, gemeinsame Aktionen,
z.B. 3 Sonntage im Jahr als Sonntage für die Umwelt / Schöpfung begehen

 

Zu Frage 3:

+ Finanzierung von Praktikums- und Studienplätzen

+ fähige Leute / Aktivisten hier vor Ort in Tansania unterstützen (NKYA, MIKE)

+ Prioritätslisten erstellen

+ Konfirmanden in Deutschland übernehmen den finanziellen Teil einer Baumpatenschaft für Tansania, Konfis dort pflanzen und pflegen die Bäume, melden Erfolge nach D.

+ Einrichtung eines gemeinsam gefeierten „Tages der Schöpfung“ in D. und T.

+ gemeinsame Website einrichten, Newsletter aller drei Monate

+ Weitere solche Workshops

 

 

Abreise nach KARATU
wir geraten in die Dunkelheit, und Steven ist nicht bereit, nachts auch nur mal ganz kurz am Wegrand anzuhalten (dringlich für kleine Jungen) – das ist viel zu gefährlich!


Mittwoch, 29.10.08

 

Safari!!!

Wir fahren mit einem Neffen von Mike (!), der früher selbst Wildhüter im Nationalpark war, zum Ngorongroro-Krater

Das Auto hat ein aufklappbares Dach

 

Durch feinen roten Staub quälen wir uns erst einige hundert Meter hoch zum Kraterrand;
der Krater ist einige Millionen Jahre als, der Rest eines zusammengestürzten Riesen-Vulkans;
der Kraterrand besteht rundum aus 600 Meter hohen steilen Bergen; unten ist der Krater vielleicht 20 x 20 km groß; in diesem kleinen Paradies leben (fast) alle Tiere, die Afrika zu bieten hat (nur Giraffen kommen nicht her, manche der Tiere wandern hin und wieder auch hinaus in die benachbarte Serengeti)
wir fahren den steilen Kraterrand hinunter;
treffen unterwegs Massai, die ihre Herden unten am Kratersee tränken dürfen;

Zebras gucken nicht zu uns, sondern fixieren die Steppe (weil dort Löwen-Köpfe sichtbar werden);

Zwei Geparden streunen quer durchs Gelände;
Hyänen ärgern Kronenkraniche;

Gnus gehen im Gänsemarsch über die Fahrweg;
ein Adler brütet im hohen Gras;

Auf dem Kopf eines Nilpferdes balanciert graziös ein Reiher;
Pelikane fischen im Rudel;
an einer Stelle stauen sich die Besucherfahrzeuge: eine Löwin sitzt im Baum (!) eine zweite döst unten an seinem Stamm;
wir erleben eine ganze Straußenhochzeit mit beeindruckendem „Vorspiel“ und „Wiege-Akt“;
ein alter Löwen-Mann räkelt sich 10 Meter neben der Straße in der Sonne;

Am Rastplatz reißen gierige Milane den arglosen Touristen die Lunch-Brote aus der Hand;
Elefanten gehen zur Tränke;

Affen streunen durch den Urwald, den es im Krater auch gibt; dazu einen Salzsee);

Nach 6 Stunden treibt der Fahrer das Auto in steilen Serpentinen durch den roten Staub wieder hoch zum Kraterrand;
oben kurzer Halt am Gedenkstein: der berühmte Professor (Bernhard) Grzimek hat hier seine Asche verstreuen lassen, sein Sohn Michael ist bei einem Flug am Krater ums Leben gekommen;

traumhaftes Erlebnis, eine „runde schöne Sache“ (Anspielung auf den kreisrunden Ngorongoro-Krater); Sonnenstich inklusive

 

Adresse des Fahrers:
Steven Luther, ngwasnico@yahoo.co.uk; Tel. +255-755-405428, +255-784-163338

Das Leihauto war von: Great African Safaris, www.greatafricansafaris.com, Tel.+255-27-2548-163


Online-Tagebuch Tansania

Ich bin ein Gast auf Erden – Klimawandel und globale Gerechtigkeit

 

Zehn Teilnehmerinnen aus Thüringen, Sachsen und Pommern reisen vom 10. bis 31.Oktober 2008 zu einer Multiplikatorenreise nach Tansania.

 

Donnerstag, 30. Oktober
und Freitag, 31.Oktober 2008

 

Der letzte Morgen in Tansania: der Muezzin weckt uns lange vor Sonnenaufgang mit Gesang und Predigt über Lautsprecher - Uta schläft wieder ein, ich döse noch ein wenig vor mich hin. Warmes Wasser zum Duschen vor der Andacht mit und im Tagungszentrum von Usa River.

 

Noch ein letztes Mal in der Andacht nach vorne kommen, Vorstellen: mimi naitwa Tobias oder Jina Languni Barbara oder nina Itwa Uta: unser gemeinsamer Schlager: Wohl denen die da wandeln. Viele geben uns am Ausgang die Hand, freuen sich über die Begegnung. Wir sind eingeladen, das Zentrum zu besichtigen, aber bitte erst mal zum Frühstückessen, welches ganz besonders gut vorbereitet ist: mit Mangosaft und guter Marmelade, Toastbrot und echter Butter - die hatten wir die ganze Zeit nicht - lecker!

 

Die Zeit wird knapp; eine kleine Abordnung entschließt sich zum Heimbesuch, einige wollen die letzten Stunden noch einmal zum Shoppen in Arusha verwenden; packen und Anne will und muß noch die letzten Zahlungen hier über die Bühne bekommen. Trotzdem entschließt sie sich mit den letzten Hinterbliebenen namens Andreas, Albrecht, Uta und mir noch mal schnell zum heimischen Markt zu laufen - vielleicht gibts ja noch ein Schnäppchen. Wir laufen länger als gedacht am heißen und staubigen Straßenrand, finden einen heimischen Gemüsemarkt vor - nichts zum Mitnehmen - bis Albrecht einem kleinen Jungen einen Flummi zuwirft, der mit ohrenbetäubendem Angstgeschrei antwortet und in einen nicht ganz offensichtlichen Stoffladen läuft, was dem Besitzer dann den ultimativen Umsatz des Monats beschert. Glücklich über soviel schönen Stoff und doch noch das erträumte Kleid für die Frau von Andreas erreichen wir kurz vor Mittag das Zentrum. Im Eingangssouvenirladen des Zentrums werden die letzten Armbanduhren für Mitbringsel vertauscht, - wie in alten Zeiten, - die Schätze aus Arusha bewundert. Kartoffelbrei und Reis mit Gemüsebolognessoße, samt Salat runden das letzte gemeinsame Essen ab. Die ersten wehmütigen Sätze tauchen auf. 13.30 Uhr muß alles auf dem Auto verstaut sein und auch leider mein einziges und letztes allzu kurzes Sonnenbad beendet werden und wir starten nach allerletztem Gruppenfoto in Richtung Flughafen.

 

Zusammentreffen mit Ehepaar Diezold, Abschiednehmen von unserem Fahrer Steven, Koffer von Christiane (war längere Zeit als Missionarin in Mtwo wambu tätig) übernehmen, einchecken - und dann noch einmal in der Sonne oder im Schatten einen letzten Tropfen Kaffee oder Tonic genießen - zu schön wärs gewesen, leider machten uns oberhektische, vollkommen landesuntypische Flughafendamen den Genuß zunichte und wir saßen wieder vorm Schalter und in der Wartehalle und im Flugzeug: die Wehmutsgruppe zog bis zur letzten Minute die abgasgeschwängerte Auspuffluft an der hinteren Treppe ein. Warten in Nairobi - Austausch mit der Apoldaer Gruppe, warten und Kaffeetrinken und -kaufen in Addis, k.o. morgens 6.20 in Frankfurt; - Zeit umstellen, kommt das Gepäck oder kommt es nicht - was lange währt wird endlich gut - oder Wut, was die Züge betrifft, - ein einziges Chaos: so was gäbs in Tansania nicht!

 

Irgendwann haben wir uns segensreich und friedlich getrennt - und dann auch irgendwann zum Hauptbahnhof gefunden, - dabei Michael Göring verloren, aber der ist ja schon groß und findet seinen Weg - während der Frühstückspause bei Burger King (na endlich!), verlassen uns nacheinander recht dramatisch eilig Christoph und dann auch Joachim. Den Kampf um einen Zugsitzplatz haben wir gewonnen, auch Michael fand reuig zurück, Handykontakte mannigfaltig ausgetauscht; - vor Eisenach der erste Schnee - oder ist es doch nur Rauhreif?? - Zur Information: es war Schnee und hier nicht zu knapp - man konnte am Wochenende schon Ski fahren in Oberhof, einfach schrecklich. Mein Sohn stand dann doch noch am Bahnhof, die Katze lebt auch noch, nur meinen Gefrierschrank, den hat es entschärft, leider - und am Abend kommen Gäste!! War dann auch noch sehr schön, nur gegen zwei wurde ich so müde, dass es auch den letzten Gästen auffiel und sie wohl oder übel dann doch den Heimweg fanden - und ich ins Bett - und wenn die anderen neun nicht unterwegs noch abhanden gekommen sind, neue Abenteuer bestanden haben oder auf dem schnellsten Weg nach Tansania zurück sind - dann sitzen sie bestimmt noch immer am Küchentisch ihrer Familien und erzählen und erzählen.

 

Barbara